0121 - Asmodinas Höllenschlange
konnte…
***
Das Maul der Schlange war groß wie ein Scheunentor. Wir konnten nur staunen – und schaudern.
Denn die Schlange besaß im Gegensatz zu ihren normalen Artgenossen nicht nur zwei Giftzähne, sondern ein gesamtes Gebiß von vorn zugespitzten Zähnen.
Dazwischen lag die Zunge, gespalten und an zwei dicke Gummischläuche erinnernd.
Das also war Apep!
Die Höllenschlange, die Reinkarnation des Bösen, die Teufelstochter in einer schrecklichen Gestalt, denn für mich gab es keinen Zweifel, daß ich Asmodina vor mir hatte.
Nur eben verwandelt.
Plötzlich bekam ich Furcht. Trotz meines Silberkreuzes fühlte ich mich nicht stark genug, die Schlange zu vernichten. Dieses riesige, wilde Untier, in dessen finsteren Schlund ich schaute, lehrte mich das Fürchten.
Dieser Schlange traute ich durchaus zu, daß sie in der Lage war, das Haus zu zerstören.
Und sie nahm dabei keine Rücksicht.
Ich atmete tief durch.
Neben mir stand Suko. Ich brauchte nur in sein Gesicht zu schauen, um zu wissen, daß er ähnlich dachte wie ich. Auch er suchte fieberhaft nach einer Lösung.
»Silberkugeln?« fragte er raunend.
Ich hob die Schultern.
»Die Dämonenpeitsche scheint auch nicht zu wirken«, bemerkte der Chinese.
»Noch ist sie ruhig. Und wir werden einen Teufel tun und sie wecken«, sagte ich.
Suko kratzte sich am Kopf. »Wir müssen uns darüber klar werden, was wir unternehmen, wenn sie erwacht.«
»Tja…« Mehr brachte ich auch nicht hervor. Selten in meinem Leben hatte ich mich so hilflos gefühlt. Da lag das Monster fast unbeweglich vor mir, und ich traute mich nicht, es anzugreifen.
Ich starrte in den Rachen.
Wie der Höllenschlund kam er mir vor. Fehlten nur noch die Flammen, die uns entgegenschlugen.
Es war nicht völlig dunkel auf dem Dach. Zwar zeigte sich der Himmel bedeckt, doch der Widerschein zahlreicher Leuchtreklamen geisterte als farbiger Spuk über den Himmel.
Wir gingen näher an die Schlange heran. Ich hob dabei meinen Blick und sah auch die Augen.
Sie waren geschlossen.
Für einen Moment spielte ich mit dem Gedanken, Silberkugeln in die Augen zu schießen, doch dann verwarf ich den Vorsatz wieder.
Es war besser, wenn ich davon Abstand nahm. Unter Umständen erwachte die Schlange und wurde rasend.
Vielleicht würde sie dann in ihrer Wut das gesamte Haus zerstören. An die Opfer durfte ich gar nicht denken.
Auf meinem Körper lag der kalte Schweiß. Ich hatte regelrecht Angst vor dem Monster und vor den Folgen seiner Erweckung.
Da öffnete es die Augen.
Suko und ich sahen es zur selben Zeit und blieben jäh stehen. Gebannt starrten wir die Höllenschlange an.
Die Augen bewegten sich. Sie waren hell, fast weiß und drehten sich wie Kugeln.
Unheimlich…
In diesem Augenblick drang ein gefährliches Knurren aus dem Riesenmaul der Schlange. Sie begann zu sprechen.
Ich kannte die Stimme – verdammt gut sogar.
Sie gehörte Asmodina, der Teufelstochter!
***
Sekundenlang sprach niemand der Geburtstagsgäste ein Wort. Nur heftiges Atmen war zu hören. Dann aber redeten alle durcheinander. Einige rannten in ihrer Furcht kurzerhand zur Tür, wo Shao und Jane Mühe hatten, die Leute aufzuhalten.
»Ruhe!« schrie die Detektivin. »Seid doch mal ruhig und vernünftig! Mein Gott!«
Jane hatte tatsächlich Erfolg. Es wurde still. Die Detektivin wartete ab, bis sie sprach.
Völlig dunkel war es nicht. Von draußen fiel noch genügend Licht in die Wohnung, so daß die Konturen der Möbel zu sehen waren und keiner den anderen umstieß.
»Dieser Stromausfall kann eine ganz natürliche Ursache haben«, sagte Jane. »Deshalb besteht kein Grund zur Besorgnis. Ich möchte meinen, daß wir…«
»Er kann, aber er braucht es nicht«, rief jemand. »Das ist Hexenspuk, Zauberei.«
»Nein, das ist es nicht!«
»Ja, verdammt! Die Schlangen sind schuld. Freunde, denkt an die Schlange. Sie ist die Falschheit in Person und bringt das Grauen. Wir werden alle umkommen, alle…«
Jane Collins ahnte, was durch diese Sprüche zerstört werden konnte. Deshalb griff sie zum radikalen Mittel. Sie bahnte sich einen Weg zu dem Sprecher, packte ihn am Arm und schleuderte ihn herum.
Der Mann war sprachlos.
Jane Collins schaute ihn an. In der Dunkelheit leuchtete sein Gesicht blaß.
»Jetzt hören Sie mir mal zu. Wenn Sie hier noch weiter schreien und die Leute verrückt machen, werfe ich Sie aus der Wohnung!«
Diese hart gesprochenen Worte bewirkten tatsächlich etwas. Der Mann zog den Kopf ein und
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