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0121 - Ich suche Jerry Cotton

0121 - Ich suche Jerry Cotton

Titel: 0121 - Ich suche Jerry Cotton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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es für möglich halten, daß hier der eine oder andere bereit wäre, sich an einem lohnenden Schmuggelgeschäft zu beteiligen?«
    »Für möglich halten? Ich wette sogar, daß sie es tun, wenn ihnen einer genug dafür bezahlt. Aber wissen und beweisen - das sind zwei verschiedene Dinge.«
    »Da haben Sie leider recht.«
    »Vor allem drüben in Klein-Sizilien.«
    »Klein-Sizilien? Was ist denn das?«
    »Ach, das ist ein Nest von sechs oder sieben Hütten. Eingewanderte Italiener aus Sizilien, deswegen heißt das Nest bei uns hier Klein-Sizilien. Einen eigenen Namen hat es offiziell nicht. Verwaltungstechnisch gehört es zum nächsten Dorf. Die Brüder leben angeblich vom Fischfang, und Fischen ist etwas, worauf sie sich verstehen, das muß ihnen der Neid lassen, aber ich glaube ihnen die Geschichte nicht so ganz.«
    »Warum nicht?«
    »Weil die Brüder mehr Geld haben, als man es bei Fischern im allgemeinen gewöhnt ist. Letztens haben sie sich sogar ein hochseetüchtiges Motorboot gekauft. Einen richtigen Kutter. Als sie ankamen, waren sie arm wie Kirchenmäuse - und jetzt einen Motorkutter? No, no, das kommt nicht allein vom Fischen.«
    »Mann, warum haben Sie denn das nicht gemeldet?«
    »Gemeldet? Wem denn?«
    »Meinetwegen dem Staatsanwalt dieser Grafschaft.«
    »Dem Staatsanwalt? Decker, Sie mögen ein guter G-man sein, aber von dieser Gegend haben Sie keine Ahnung. Wenn ich dem Staatsanwalt mit dem Kutter komme, fragt er mich: Beweise? Er wird nur dieses eine Wort sagen. Dann kann ich den Kopf einziehen und wieder gehen.«
    Ich hielt ihm zur Versöhnung die Zigarettenpackung hin. Er bediente sich. Die Zigarette verschwand fast zwischen seinen riesigen, braunen Fingern.
    Wahrscheinlich hatte er recht. Was er gesagt hatte, war wirklich nicht mehr als ein vager Verdacht, und auf Grund eines völlig unbewiesenen Verdachtes greift bei uns kein Richter und kein Staatsanwalt irgendwo ein. Die Habeascorpus-Akte genießt hohes Ansehen. Und sie bestimmt, daß sehr, sehr stichhaltige Beweise bei einem Gericht vorliegen müssen, bevor man auch nur einen Menschen länger als vierundzwanzig Stunden festsetzen darf.
    »Wenn ich etwas unternehmen könnte, hätte ich es gegen Klein-Sizilien schon längst getan« schnaufte Watkins böse. »Die Burschen halten zusammen wie Pech und Schwefel. Vor einem halben Jahr hatten sie eine Leiche. Einen jungen Burschen mit eingeschlagenem Schädel. Ich hatte die erste Untersuchung zu führen. Sie sagten stur und steif aus, der arme Kerl wäre von einer Segelstange erschlagen worden. Das war nichts als eine gemeine Lüge, aber beweisen Sie einem Dorf mal das Gegenteil, wenn jeder einzelne aus dem Dorf diese Version der Geschichte bereit ist zu beschwören. Sogar die Mordkommission mußte unverrichteter Dinge wieder abziehen.«
    »Die Geschichte wurde nie aufgeklärt?«
    »Nie. Genauso wie jetzt die Geschichte mit dem Neuen nie aufgeklärt werden wird. Der Kerl kann ein in Mexiko oder sonstwo steckbrieflich gesuchter Mörder sein, wenn er es verstanden hat, sich die Sympathie des Dorfes zu sichern, werden alle bis an sein Lebensende beschwören, daß er der Tonio Crachito ist, Bruder der Maria, Sohn des Dorfältesten und so weiter.«
    »Sie wollten sagen, daß es unmöglich ist, festzustellen, ob in dem Dorf neue Leute auf tauchen oder nicht?«
    »Leute würden natürlich auffallen. Aber ein einzelner? Den bringen die Burschen durch, ohne daß wir etwas dagegen tun können.«
    Ich dachte sofort an Jerry. Ich kann nicht begründen, warum, aber ich dachte an ihn. Meine Erregung wuchs. Ich hatte auch hier wieder die richtige Nase gehabt.
    »Damit wir uns klar verstehen«, sagte ich langsam. »Sie meinen, in diesem Dorf gibt es einen Mann, der noch nicht lange dort ist und früher niemals zu den Leuten gehörte?«
    »Genau.«
    »Und Sie wollen sagen, das wäre nicht zu beweisen?«
    »Jawohl, G-man. Weil die Blase zusammenhält, wie oft soll ich Ihnen das noch sagen? Die beschwören samt und sonders, daß wir Idioten sind, daß der Kerl schon so lange im Dorf ist wie alle anderen, daß wir sogar schon mit ihm gesprochen hätten und so weiter. Dann stehen Sie allein gegen den Eid eines ganzen Dorfes.«
    »Wenn nun aber jemand diesen Mann erkennen würde?«
    »Dann sähe die Sache natürlich ein bißchen anders aus, aber auch dann stünde immer noch der Schwur eines einzelnen Mannes gegen den eines ganzen Dorfes.«
    »Und wenn der Mann nun selber sagen würde: Ich bin der und der, ich werde hier

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