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0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...

0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...

Titel: 0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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ging.
    Der Professor ging zur Tür.
    »Chef, wo willst du hin?«
    Zamorra wandte sich auf halbem Weg um, lächelte dem Mädchen mit gespielter Heiterkeit zu.
    »Bin gleich wieder da«, sagte er beruhigend. »Erhol dich in der Zwischenzeit.«
    Er hielt es nicht für angebracht, Nicole wissen zu lassen, daß das Geheimnis des Fremden noch keineswegs gelöst war. Das würde sie nur unnötig ängstigen.
    Einen Augenblick später hatte er das Schlafzimmer verlassen und eilte die Treppen hinab. Das Amulett hielt er wieder einsatzbereit in der Hand. Je näher er dem Abgestürzten kam, desto stärker machte es sich bemerkbar, ohne jedoch jenen Grad von Intensität zu erreichen, den er bei der direkten Konfrontation mit dem Fremden registriert hatte.
    Als er auf dem Schloßhof ankam, schlug sofort eine innere Alarmglocke bei ihm an. Ein Stück rechts vom Eingang, genau unter dem Schlafzimmerfenster, sah er eine schattenhafte Gestalt.
    Stehend!
    Unwillkürlich verhielt Zamorra seinen Schritt. Dann aber erkannte er, daß er einer optischen Täuschung zum Opfer gefallen war. Bei der Gestalt handelte es sich nicht um den Fremden, sondern um seinen Butler Raffael.
    Der gute Geist von Château de Montagne drehte sich jetzt zu Zamorra um.
    »Professor, kommen Sie schnell. Dieser Mann hier…«
    »Zurück, Raffael!« sagte Zamorra scharf. Zu Füßen des Butlers sah er jetzt den unheimlichen Besucher. Er lag nicht mehr reglos auf den Steinen, sondern bewegte sich.
    Raffael trat zwei Schritte zurück. Widerstrebend, wie es dem Professor erschien.
    »Dieser Mann braucht Hilfe, Professor«, sagte er beinahe vorwurfsvoll. »Er ist schwer verletzt.«
    Zamorra war jetzt heran. Vorsichtig, das Amulett in der vorgestreckten Hand, beugte er sich über den Fremden. Dieser hob abwehrend eine zitternde Hand.
    »Tun Sie es weg! Ich… ich stelle keine Gefahr mehr für Sie dar.«
    Zamorra war überrascht. Solche Worte hatte er nicht erwartet. Ohne in seiner Wachsamkeit nachzulassen, beugte er sich noch tiefer. Und da erkannte er, daß eine entscheidende Veränderung bei dem Unbekannten vorgegangen war. Das dämonische, unheimliche Leuchten war aus seinen Augen gewichen. Angst war jetzt in ihnen zu lesen, Angst und Schmerz.
    »Wer sind Sie?« stellte der Professor wieder die Frage, auf die er vorhin keine Antwort bekommen hatte.
    »Mein Name ist Lucas Foumais«, sagte der Fremde mit einem Ächzen, das andeutete, wie schlecht es ihm ging. »Aber dieser Name wird Ihnen nicht viel sagen.«
    »Nein«, gab Zamorra zu.
    Der andere verzog gequält das Gesicht. Auch das war neu, denn oben im Schlafzimmer hatte er nur eine starre Maske zur Schau gestellt.
    »Vielleicht«, preßte er hervor, »vielleicht können Sie mit dem Namen Antonescu mehr anfangen.«
    »Gheorghe Antonescu?«
    »Ja.«
    Zamorra stieß einen Pfiff aus.
    Ja, mit dem Namen Gheorghe Antonescu konnte er etwas anfangen. Antonescu war ein emigrierter Rumäne, der in eingeweihten Kreisen einen denkbar schlechten Ruf genoß. Der Mann aus Siebenbürgen - diese rumänische Landschaft war auch als Transsylvanien bekannt - beschäftigte sich mit schwarzer Magie, genauer gesagt mit Nekromantie - mit Leichenbeschwörung also. Vor kurzer Zeit noch hatte Zamorra einen schweren Zusammenstoß mit Antonescu gehabt, anläßlich dessen ihm der Schwarzmagier ewige Rache geschworen hatte.
    Raffael war an die Seite Zamorras getreten.
    »Mit Verlaub, Professor«, sagte er leise, »dieser Mann braucht dringend ärztliche Hilfe.«
    Der Professor zögerte kurz, nickte dann. Es war keine Frage, daß noch immer dämonische Kräfte in Lucas Foumais schlummerten. Aber wie es aussah, trug sich der Verletzte nicht mit dem Gedanken, diese Kräfte einzusetzen. Jedenfalls zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht. Das Gebot der Menschlichkeit verlangte, daß man ihm Hilfe gewährte.
    »Fassen Sie mit an, Raffael!«
    Zusammen mit dem Butler hob er Fournais von den kalten, regennassen Steinen auf. Obgleich sich die beiden Männer die größte Mühe gaben, sehr behutsam mit dem Verletzten umzugehen, stöhnte dieser tief auf.
    »Schmerzen?« fragte der Professor.
    »Ja«, hauchte Foumais.
    Er machte jetzt nicht mehr den Eindruck eines vom Bösen Besessenen. Statt dessen war er zu einem leidenden Menschen geworden, der nur noch Mitleid verdiente. Auch wenn Zamorras Amulett nach wie vor brannte und glänzte.
    Sie trugen Foumais ins Haus und brachten ihn in eines der Gästezimmer. Dort betteten sie ihn auf eine Couch. Der Verletzte hatte

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