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0124 - Das Flammenschwert

0124 - Das Flammenschwert

Titel: 0124 - Das Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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vergrößerten, wog das Amulett nachdenklich in der Hand und betrachtete es einen Augenblick. In der Mitte zeichnete sich ein Drudenfuß ab, umgeben von einem Ring mit den zwölf Tierkreiszeichen. Das Äußere bildete ein Silberband mit geheimnisvollen Hieroglyphen, deren Bedeutung niemand zu erfassen wußte. Selbst die ausgefuchstesten Schriftforscher hatten bei dem Versuch versagt, dem Amulett das Geheimnis dieser Hieroglyphen zu entreißen. Sie entstammten keiner irdischen Schriftsprache.
    Auch das Entstehen des Amuletts lag im dunkeln. Es war nur bekannt, daß Leonardo de Montagne, einer der Vorfahren Professor Zamorras, es von einem orientalischen Kalifen erhielt und es auf rätselhaftem Wege, der mit einem grauenhaften Abenteuer verbunden war, an Zamorra weitervererbte. [1]
    Nicoles Haar leuchtete im Mondlicht auf. Ihre Eigenart, mit Hilfe von Färbungen oder Perücken ständig ihr Aussehen zu verändern, hatte sie niemals aufgegeben. Zur Zeit trug sie ihr Haar weizenblond und schulterlang. Einige Locken umrahmten das feingeschnittene Gesicht mit dem vollen, zum Küssen auffordern den Mund und der reizenden Stupsnase.
    Nicole verließ das Arbeitszimmer so lautlos, wie sie es betreten hatte. Sie huschte über den Gang zurück zum Schlafraum. Sekundenlang blieb sie unter dem riesigen, überlebensgroßen Bild stehen, das Kopf und Brust Leonardo de Montagnes zeigte. Es schien ihr fast, als bewegten sich seine Augen, aber das war wohl nur eine Täuschung.
    Nicole betrat den Schlafraum wieder. Zamorra wälzte sich unruhig herum, lag jetzt auf dem Rücken. Nicole näherte sich ihm, setzte sich auf die Bettkante. Mit einer Hand hob sie sanft seinen Kopf an, streifte ihm mit der anderen das dünne Silberkettchen über, an dem das Amulett hing.
    Ruckartig erwachte Zamorra, riß die Augen auf und sah Nicole starr an. Dann schien er zu begreifen, wo er sich befand, richtete sich halb auf und sah an sich herab. Seine Linke tastete nach dem Amulett, umfaßte es vorsichtig.
    »Ich habe geträumt«, flüsterte er. »Ein böser Traum, Nicole…«
    Sie legte einen Arm um seine Schultern. »Erzähle schon, großer Meister. Was war es? Jagte dich ein Jaguar, oder war ein Haufen keifender Furien hinter dir her?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. Seine Hand glitt zur Stirn. »Ich weiß es nicht«, stieß er hervor. »Die Erinnerung… schwindet… rasend schnell, verblaßt einfach. Ich weiß nicht… Es war eine Warnung vor einer Gefahr, jemand rief um Hilfe… Ich sah eine brennende Stadt, einstürzende Mauern, Männer in silbernen Rüstungen, Gefahr…«
    »Bleib ruhig, Chéri«, hauchte Nicole und küßte ihn zärtlich auf die unrasierte Wange. Die Bartstoppeln kitzelten.
    Zamorra strich durch ihr blondes Haar und warf einen Blick an ihr vorbei auf die großen Leuchtziffem der Digitaluhr. »Vier Uhr«, murmelte er und schwang die Beine aus dem Bett. »Ich glaube, ich bleibe jetzt auf, ich kann doch keinen Schlaf mehr finden.« Mit einem raschen Griff erwischte er seine Hose, stieg hinein und warf einen Blick aus dem Fenster. »Draußen wird es schon hell«, bemerkte er, »vielleicht kann ich die frühen Morgenstunden nutzen, einmal ungestört zu arbeiten…«
    Nicole wußte, daß Zamorra eine Vorlesung vorbereitete, die er im kommenden Wintersemester in Paris zu halten beabsichtigte. Durch seine ständigen Reisen, durch seine ständigen selbstlosen Einsätze und Kämpfe gegen das Böse war er erheblich in Rückstand geraten. Dennoch griff Nicole jetzt energisch zu und drückte ihn auf das Bett zurück.
    »Nichts da, Monsieur le Professeur«, bestimmte sie energisch, »du brauchst endlich einmal Ruhe. Meinst du, ich habe dir das Amulett nur aus Spaß umgehängt? Nein, mein Schatz, das soll dich beruhigen, dich von Alpträumen freihalten, damit du endlich einmal nicht als Morgenmuffel erwachst, sondern wieder ein wenig erholter wirst. Und darum wirst du jetzt schlafen, oder ich stopfe dir drei bis vier Schlaftabletten in den Rachen! Verstanden?«
    Zamorras Widerstand erschlaffte. Er wußte, daß Nicole recht hatte, daß er schon seit Tagen übermüdet war. Der Raubbau, den er mit seinen Körperkräften trieb, war nahezu unverantwortlich. Das wogen auch die Trainingsstunden im Fitneß-Center nicht auf, im Gegenteil, sie schwächten ihn noch weiter. Und wenn Nicole in diesem Tonfall mit ihm sprach, dann war jeder Widerspruch sinnlos, dann setzte sie ihren hübschen Kopf auch durch.
    Nicole trat zurück, schritt zum Fenster. Zamorra sah

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