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0124 - Das Flammenschwert

0124 - Das Flammenschwert

Titel: 0124 - Das Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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achtete stets auf seine Kondition und absolvierte nahezu jeden Tag im Fitneß-Center des Schlosses eine Stunde knallhartes Karate-Training. Das schmale, markante Gesicht mit den grauen, jetzt geschlossenen Augen erinnerte in keiner Weise an einen Gelehrten. Und doch war Zamorra Professor, Parapsychologe, einer jener Männer, die sich jener immer noch nicht völlig emstgenommenen Wissenschaft um die tieferen Dinge des Seins verschrieben hatten.
    Als Zamorra sich abermals unruhig herumrollte, richtete sich Nicole ruckartig auf. An den heißen Stunden, die sie vor seinem Einschlafen verbracht hatten, konnte es nicht liegen, daß er unruhig schlief.
    Ruckartig erhob sich das schlanke Mädchen aus dem breiten Bett, huschte leichtfüßig zum geöffneten Fenster und sah hinaus. Ein leichter Windhauch strich über ihren schönen Körper. Er war warm, so wie auch der Tag heiß gewesen war. Keine einzige Wolke erschien am hellen Sternenhimmel, der Vollmond leuchtete den Park des Château de Montagne nahezu taghell aus. Die hochstämmigen Bäume warfen scharfkonturierte Schatten. Irgendwo zirpten Grillen.
    Nicole wandte den Kopf. Das Mondlicht zeichnete einen klaren Schattenriß ihres klassisch-schönen Profils an die gegenüberliegende Wand. Sekundenlang lächelte das Mädchen, dann aber entstand eine scharfe, V-förmige Falte auf ihrer sonst so glatten, hübschen Stirn.
    Nicole sorgte sich um Zamorra. Irgend etwas stimmte hier nicht.
    Sie liebte ihn, und er liebte sie. Vorbei waren jene Zeiten, in denen sie nur Chef und Sekretärin gewesen waren. Zwar bestand das Dienstverhältnis nach wie vor, aber mittlerweile auf einer völlig anderen Basis. Längst gehörten sie fest zusammen, waren ein Traumpaar geworden.
    Nicole reckte sich. Sie faßte einen Entschluß. Vielleicht vermochte das Amulett, Zamorra die nötige Ruhe zu bringen. Ruhe und Schlaf, die er dringend benötigte. Denn die letzten Wochen waren hart gewesen, zu hart vielleicht. Eine gefährliche Dämonenjagd lag hinter ihnen, und Nicole hoffte, daß sie jetzt endlich einmal etwas Ruhe bekommen würden.
    Bevor sie den Schlafraum verließ, schlüpfte sie in einen kurzen Morgenmantel. Sie war alles andere als prüde, und der gute Geist des Schlosses, der alte Diener Raffael Bois, war wohl schon längst jenseits von Gut und Böse. Dennoch hielt irgend etwas sie davon ab, unbekleidet durch die Korridore von Château de Montagne zu spazieren.
    Lautlos glitt die Tür hinter ihr wieder ins Schloß. Auf bloßen Füßen huschte das bezaubernde Mädchen über die dicken, kostbaren Teppiche des Korridors bis hin zu Zamorras Arbeitszimmer, das wie die Schlafräume in der ersten Etage des Schlosses lag. Lautlos drückte sie die Klinke herunter, ließ die Tür aufschwingen und trat ein.
    Auch hier drang helles Mondlicht durch das Fenster, ließ das Einschalten der Beleuchtung überflüssig werden. Nicole kannte sich hier auch im Dunkeln aus.
    Sie trat an eine bestimmte Stelle der Wand. Sekundenlang glitt ihre Hand mit den schlanken Fingern über die Tapete, dann fand sie, was sie suchte. Unter ihren Fingerkuppen fühlte sie die Sensortasten des Elektronikschlosses, das unter der Tapete getarnt war. Sie tippte die Kodeziffern ein, die nur Zamorra, ihr und dem alten Raffael bekannt waren. Nicht einmal Bill Fleming kannte die Zahlenkombination, die allein in der Lage war, den geheimen Tresor zu öffnen, in dem der kostbarste Gegenstand der Welt lag - das Amulett…
    Ein dreißig mal dreißig Zentimeter großes Wandstück schwang lautlos auf. Blitzschnell griff Nicole hinein. Ihre Hand umschloß die kühle Scheibe aus einem undefinierbaren Material und zog sie rasch heraus. Im nächsten Moment schloß sich der Tresor wieder und war mit dem bloßen Auge nicht mehr zu erkennen. Zu fein waren die Haarrisse in der Wand. Dies war eine zusätzliche Sicherung, die das Amulett vor unbefugtem Zugriff schützte. Erfuhr jemand zufällig die richtige Kombination, so wußte er dennoch nicht um die Schaltphase der Tresortür. Sie blieb nur für drei Sekunden geöffnet und schloß sich dann sofort wieder. Zögerte der Benutzer nur einen Augenblick zu lange, so klemmte ihm die Tür die Hand ein. Zugleich heulte dann ein greller Sirenenton durch das Schloß, und durch eine Automatik ausgelöst gab gleichzeitig unten im Dorf in der Polizeistation das Telefon Alarm.
    Das Mädchen mit den dunkelbraunen Augen, in denen kleine goldene Tupfer auffielen, die sich je nach Gemütsverfassung verkleinerten oder

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