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0124 - Das Flammenschwert

0124 - Das Flammenschwert

Titel: 0124 - Das Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gewaltigen Bartes wegen, den er nur mit viel Arbeit und Glück in seiner Rüstung unterbringen konnte. Er war alt, sehr alt sogar. Niemand vermochte zu sagen, wie viele Sommer und Winter er tatsächlich schon gesehen hatte. »Ich helfe dir dabei, Gottfried«, knirschte Vater Heinrich. Seine Hände ballten sich zu Fäusten.
    Gottfried von Colonia erhob sich von seinem primitiven Lager. Sie hatten im Freien geschlafen, das Zelt nicht benutzt. Gottfried schlug sich den Flugsand vom Körper und sah sich um.
    »Um jetzt noch zu schlafen, ist es sowieso zu spät«, brummte er. »Die Sonne geht bereits auf. Wir sollten beginnen, uns vorzubereiten. Heute schlagen wir die entscheidende Schlacht, die Stadt wird fallen.«
    »Hoffst du«, brummte Vater Heinrich, aber so leise, daß Gottfried von Colonia ihn nicht hörte. Gottfried war etwas über zwanzig Jahre alt. Es war einer der ersten Kämpfe überhaupt, den er führte. Vater Heinrich dagegen war ein alter Recke, der schon bei so mancher Eroberung mitgewirkt hatte. Er sah die Sache schon etwas realistischer. Seine Blicke wanderten über das Lager, musterten die schlafenden Ritter. Seine Stirn furchte sich. Wie viele von diesen tapferen, gottesfürchtigen Männern würden die Abendsonne nicht mehr sehen? Die Ritter waren gewillt, an diesem Tag die Entscheidung zu erzwingen. Jerusalem mußte fallen, das stand fest. Egal, zu welchem Preis. Die Männer waren des langen Kampfes müde, der Kreuzzug hatte ihnen viele Illusionen geraubt, sie geschwächt, teilweise getötet. Durch ihre Rüstungen waren sie den Muselmanen überlegen, jene aber beweglicher und schneller, was die Situation teilweise wieder ausglich. Aber Gottfried von Bouillon, der jetzige Anführer des Kreuzzuges, mußte wissen, was er tat, wenn er die Ritter zum Entscheidungskampf zwang.
    Nicht alle schliefen. Vater Heinrichs Gesicht verdüsterte sich, als sein Blick auf jene kleine Gruppe zechender Männer fiel, von denen einer im Vollrausch soeben den großen Gong geschlagen hatte. Sie waren erst seit kurzem dabei, waren quasi Nachzügler, die kaum jemand kannte. Aber sie müßten trinkfeste Gesellen sein.
    Vater Heinrich trat zu dem jungen Gottfried, der soeben sein Gewand anlegte; Schnürschuhe, die knielange Hose und einen kurzen Kittel. »Wer sind diese? Mir scheint, du hast dich gestern mit ihnen unterhalten, weißt mehr über sie als wir anderen.«
    Gottfried von Colonia nickte. »Sie behaupten, sie seien Helleber«, brummte er. »Keiner weiß, wo dieses ominöse Helleb liegt, niemand hat jemals davon gehört. Vielleicht fantasieren sie nur, sind irgendwelche kleinen dummen Bauern, die hier angeben wollen. Fürst Wilhelm von Helleb… Wenn ich das schon höre. Sie gebärden sich, als gehöre die ganze Welt ihnen, saufen und huren und lachen über unsere hehren Ideale. Und wenn es ihnen einfällt, fangen sie eine wilde Rauferei an und lachen noch, wenn man sie niederschlägt, aus Freude am Kampf. Hätte ich nicht gesehen, daß einer auf die Bibel schwor, hielte ich sie für böse Spione des Kalifen!«
    Vater Heinrich schmunzelte unter seinem wilden Bart. »Nun, wie Muselmanen sehen sie eigentlich nicht aus, noch sah ich sie gestrigen Tages gen Osten beten.«
    »Trotzdem erwürge ich sie, wenn dieser Ragnar noch einmal gegen den Gong taumelt«, knirschte Gottfried von Colonia. »Bei allen Heiligen, ich…«
    Vater Heinrich legte ihm schwer die Hand auf die Schulter. »Versündige dich nicht, mein Sohn, du… Was ist denn das?«
    Sprachlos blieb er stehen, Mund und Augen aufgerissen, und starrte auf zwei Gestalten, die sich als Schattenriß gegen die aufgehende Morgensonne abzeichneten und langsam näher kamen, eine Staubwolke durch den Sand hinter sich herziehend. »Ja, schlafen denn unsere Wachen? Wer ist das?« stöhnte Gottfried auf.
    Die Helleber, die die Nacht vor dem Kampfe durchzecht hatten, entdeckten die Ankömmlinge im gleichen Augenblick.
    Jäh sprangen sie auf, und niemand, der sie nicht die Nacht über beobachtet hätte, hätte annehmen können, auch nur ein Tropfen Alkohol sei über ihre Zungen geflossen. Wilhelm von Helleb, der lange blonde Recke, bückte sich, riß sein Schwertgehänge vom Boden hoch und legte es sich mit wildem Schwung um, um dann auf die beiden Fremden zuzuschreiten.
    Jetzt setzten sich auch Gottfried und Heinrich in Bewegung. Tatsächlich schienen die Wachen eingenickt zu sein. Niemand außer den beiden Frühaufstehern und den Zechern war auf die Ankömmlinge aufmerksam

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