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0124 - Wir entrissen den Raubtieren ihr Opfer

0124 - Wir entrissen den Raubtieren ihr Opfer

Titel: 0124 - Wir entrissen den Raubtieren ihr Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir entrissen den Raubtieren ihr Opfer
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biss sie sich auf die Lippen und tat, was ich verlangte. Die hübsche kleine Negerin erschien, und ein paar Minuten darauf war Frank Cathey zur Stelle.
    Er trug die übliche arrogante Miene zur Schau und fragte nur.
    »Well?«
    »Wo waren Sie gestern Abend?«, fragte ich und behielt seine Mutter scharf im Auge, um zu verhindern, dass sie ihm ein Zeichen gab.
    »Gestern Abend war ich mit einem Mädel aus, aber die Kleine war mir zu schüchtern. Ich ließ sie laufen und fuhr nach Hause.«
    »Wann ungefähr war das?«
    »Ich nehme an, elf Uhr. Ich habe wirklich nicht auf die Uhr gesehen. Welchem Umstand verdanke ich eigentlich ihre inquisitorischen Fragen?«
    »Der Tatsache, dass Mr. Geoffrey um zwölf Uhr in der ›Blauen Maus‹ erschossen wurde.«
    »Geoffrey?«, wiederholte er und zog die Brauen zusammen. »Ich erinnere mich nicht, diesen Namen jemals gehört zu haben. Außerdem ist ein Lokal mit dieser Bezeichnung mir vollkommen fremd. Es wird wohl irgendeine billige Kneipe sein, und dahin gehe ich nicht.«
    »Haben Sie Zeugen dafür, dass sie um diese Zeit zu Hause waren?«
    »Gewiss, meine Mutter, mein Stiefvater, dem ich ›Gute Nacht‹ sagte und Lissy.«
    »Wer ist Lissy?«
    »Der schwarze Käfer, der mir die Schuhe putzt.«
    »Danke«, sagte ich, drehte mich um und ging hinaus.
    Gerade wollte das Mädchen durch die Tür verschwinden, die wahrscheinlich zur Küche führte.
    »Hallo, Lissy«, rief ich, und als sie sich erschreckt umdrehte, fuhr ich fort: »Sie brauchen keine Angst vor mir zu haben. Ich möchte nur eine Kleinigkeit wissen. Wann ist der junge Herr gestern Abend nach Hause gekommen?«
    »Mr. Frank?«, Sie stockte und stotterte. »Ungefähr um elf Uhr.«
    »Und ging er dann nochmals aus?«
    »Nein.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich nehme es an. Er ging in sein Zimmer, und als ich ihn gegen halb zwölf noch einmal sah, war er im Schlafanzug.«
    »So, Sie sahen ihn noch einmal. Wo war das denn?«
    Das Mädchen wurde rot unter ihrer dunklen Haut.
    »Er klingelte und verlangte die Kognakflasche aus dem Büfett, die ich ihm dann auch brachte.«
    »Und da tranken Sie wahrscheinlich auch einen mit«, bluffte ich.
    Der Gesichtsausdruck des Mädchens kam mir merkwürdig vor. Sie war für eine Schwarze besonders hübsch und ich konnte mir wohl vorstellen, dass der Bengel an ihr Gefallen fand.
    »Nein«, beteuerte sie mit einer Entrüstung, die mir fast zu heftig erschien, als dass sie hätte echt sein können. »Wo denken Sie hin.«
    »Es ist gut, Lissy«, beruhigte ich sie. »Ich habe ja nur einmal gefragt.«
    Dann machte ich mich auf den Weg dahin, wo ich Mr. Wheath gestern gesprochen hatte. Ich klopfte und wartete, bis er »Herein« rief.
    Der alte Herr lag auf der Couch und meinte entschuldigend:
    »Verzeihen Sie, dass ich nicht aufstehe, aber ich fühle mich nicht ganz wohl, und da ist Ruhe immer das beste Heilmittel. Die Aufregungen der letzten Tage waren wohl etwas zu viel für mich.« Er schwieg einen Augenblick und fragte dann begierig. »Haben Sie etwas über Jimmy erfahren?«
    »Noch nichts Endgültiges, aber ich hoffe, Ihnen schnell gute Nachricht geben zu können.«
    Ich hütete mich sehr, ihm etwas über Geoffrey und dessen Tod zu berichten. Mr. Wheath war immerhin herzkrank, und da hätte eine solche Nachricht üble Folgen haben können. Stattdessen brachte ich das Gespräch auf seinen Stiefsohn, den er offenbar nicht sonderlieh liebte. Durch geschickte Fragen konnte ich feststellen, dass dieser wirklich ungefähr um elf Uhr nach Hause gekommen war. Mr. Wheath hielt es für selbstverständlich, dass er zu Bett gegangen war.
    Im weiteren Verlauf des Gesprächs sagte er auch, er habe einen so leichten Schlaf, dass er jedesmal aufwache, wenn die Haustür klappe. Diese Nacht hatte sie offenbar nicht geklappt. Ich hätte ihm gern seinen Scheck zurückgegeben, verschob das aber. Ich hätte dann ja auch den Grund sagen müssen, und das wollte ich nicht.
    ***
    Was Phil da erfahren hatte, war nicht gerade ein wasserdichtes Alibi, aber auch nicht weit davon entfernt .Von der Wohnung in der Fifth Avenue bis zur Delancey Street waren es, selbst bei Nacht und wenn man auf die Tube drückte, dreißig bis vierzig Minuten. Das Mädchen behauptete, Cathey sei noch um halb zwölf im Pyjama herumgelaufen, und der Mord war gegen zwölf geschehen. Falls die Kleine nicht log, so konnte er es nicht gewesen sein. Ealls sie nicht log. Die Aussage der Mutter zählte überhaupt nicht, und dass er seinem Stiefvater

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