0124 - Wir entrissen den Raubtieren ihr Opfer
diesen beiden auch allerlei zu, obwohl ich mir nicht denken konnte, dass sie so weit gehen würden, einen Mord zu verüben.
Andererseits war ich mir wohl bewusst, dass Wheaths Stiefsohn unser Gespräch belauscht hatte. In diesem Gespräch hatte ich den Namen Geoffrey genannt und die Hoffnung ausgesprochen, dieser könne den Weg zu Pat Wheath weisen. Dies hatte Frank Cathey dann seiner Mutter hinterbracht, die versuchte, uns zu bestechen.
Ich hielt Cathey zwar für einen arroganten und durchtriebenen Lausejungen, traute ihm aber dennoch nicht zu, einen Mann in einem dicht besetzten Lokal zu erschießen.
Wir fuhren zuerst zurück ins Office und besprachen die Angelegenheit. Phil erbot sich, Mrs. Wheath und ihren Sprössling auf den Zahn zu fühlen, während ich nochmals nach der Bowery fuhr und mir den Pförtner des Männerheims kaufte, in dem Geoffrey gehaust hatte.
Der Bursche erkannte mich sofort wieder und war ziemlich überrascht. Zuerst wollte er von nichts etwas wissen, aber als ich energisch wurde, gestand er, es sei kurz nach mir ein Herr dagewesen, der sich nach dem ehemaligen Geiger erkundigt habe. Der Mann hatte auch gefragt, ob Geoffrey Besuch gehabt hätte, und dem Pförtner ein Trinkgeld gegeben, um seinen Nachforschungen Nachdruck zu verleihen.
Der Kerl bestritt zwar, etwas ausgeplaudert zu haben, aber ich war sicher, dass er log. So hatte also der Schnüffler erfahren, dass Geoffrey Besuch vom FBI gehabt hatte. Der Rest war klar. Und dieser Rest wies wiederum auf Cathey hin. Eine Beschreibung des »Herrn« behauptete der Pförtner nicht geben zu können. Er sagt, er habe ihn gar nicht genau angesehen. Auch das war wahrscheinlich Schwindel, aber ich konnte es ihm nicht beweisen.
***
Bericht von Phil Decker:
Bei Joshua Wheath begegnete ich zuerst seiner Frau, die mit einem älteren Herrn in eifrigem Gespräch in der Diele stand. Der Mann trug ein kleines schwarzes Köfferchen und sah auch sonst so aus, als ob er Arzt sei.
»Bitte, einen Augenblick«, bat Mrs. Wheath, und so wartete ich und spitzte die Ohren.
Meine Vermutung war richtig. Der Doktor kam gerade von einem Besuch bei dem Hausherrn, dessen Herz und Kreislauf nicht in Ordnung zu sein schienen. Jedenfalls glaubte ich das aus der Unterhaltung zu entnehmen. Endlich verabschiedete sich der Arzt und die Frau des Hauses bat mich mit einer Liebenswürdigkeit, die mein Misstrauen erregte, ihr ins Zimmer zu folgen.
»Es tut mir Leid, dass mein Mann sich heute nicht wohl fühlt«, sagte sie, »aber vielleicht kann ich Ihnen die gewünschten Auskünfte geben.«
Ich überlegte mir im Stillen, woher sie wohl wissen möchte, dass ich es war, der etwas zu fragen hatte. Es hätte ja auch sein können, dass wir bei unserer Suche nach Jimmy Fortschritte gemacht hätten.
»Wo ist Ihr Sohn?«, fragte ich kurz.
Ich hatte werde Zeit noch Lust, mich auf ein langes Palaver einzulassen.
»Frank ist irgendwo hier im Haus. Aber was wird mein Sohn Ihnen schon sagen können?«
»Vielleicht eine ganze Menge. Wo war Ihr Sohn gestern Abend?«
»Bis kurz nach elf war er aus. Dann ging er zu Bett und schlief bis heute Morgen um halb neun.«
»Der junge Mann muss ja einen ausgezeichneten Schlaf haben«, bemerkte ich spöttisch. »Sind Sie wegen der Zeit, zu der er zurückkam, ganz sicher, und ebenso, dass er nicht wieder wegging?«
»Selbstverständlich. Aber was soll das alles heißen?Das sieht ja aus wie ein Verhör?«
»Es ist ein Verhör. Gestern Abend wurde ein Mann ermordet, ein Mann, der im Begriff war, etwas zu tun, was nicht nur Ihrem Sohn, sondern auch Ihnen einen Strich durch die Rechnung hätte machen können.«
»Das ist eine Unverschämtheit«, fuhr sie auf. »Es fehlt nur noch, dass Sie Frank verhaften.«
»Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass ich das nicht tun werde. Es kommt jedenfalls darauf an, ob er ein Alibi hat oder nicht. Sie sagen zwar, er sei kurz nach elf nach Hause gekommen und nicht mehr weggegangen, aber Sie sind als Mutter kein zuverlässiger Zeuge. Vor allem möchte ich ihn selbst hören.«
Sie maß mich von unten bis oben, zuckte die Achseln und entgegnete:
»Wenn Sie unbedingt wollen. Ich werde ihn holen, aber ich behalte mir vor, Schritte zu tun, damit derartige haltlose Verdächtigungen in Zukunft unterbleiben.«
»Letzteres steht ganz bei Ihnen, aber was Ihr Angebot, Ihren Sohn zu holen anbelangt, so kann ich dieses nicht akzeptieren. Bitte, klingeln Sie nach dem Mädchen.«
Es sah aus, als wolle sie auffahren. Dann
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