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0124 - Wir entrissen den Raubtieren ihr Opfer

0124 - Wir entrissen den Raubtieren ihr Opfer

Titel: 0124 - Wir entrissen den Raubtieren ihr Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir entrissen den Raubtieren ihr Opfer
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ungefähr um elf Uhr gute Nacht gewünscht hatte war auch keine Entlastung.
    Andererseits aber hatte ich auch keinen Beweis gegen ihn, und wie ich schon sagte, konnte ich mir den Jungen nicht als Mörder vorstellen. Es bestand ja auch die Möglichkeit, dass Pat oder ihre Freunde, die ich, ohne sie zu kennen, keineswegs für Ehrenmänner hielt, dahinter gekommen waren, dass ihr ehemaliger Liebhaber die Absicht hatte, sie zu verkaufen, und deshalb ihre Gegenmaßregeln getroffen hatten. In der Gegend der Bowery ist man dabei in der Wahl seiner Mittel nicht kleinlich.
    Wir setzten uns zusammen, Phil, Neville und ich, und versuchten, das Ei auszubrüten.
    »An eurer Stelle würde ich ganz am Anfang beginnen«, meinte unser alter Kollege und rieb sein etwas stoppeliges Kinn. »Ich würde nachforschen wo Jimmy Wheath geboren wurde. Das Mädchen war zu Hause ausgerückt und hatte höchstwahrscheinlich gar keine oder eine sehr primitive Bleibe. Sie muss zu dieser Zeit schon schwanger gewesen sein. Ich nehme an, dass das Kind in irgendeinem öffentlichen Krankenhaus geboren wurde. Es kostet nur ein Telefongespräch, um den genauen Geburtstag festzustellen.Vielleicht hat sie in diesem Krankenhaus eine Adresse hinterlassen. Jedenfalls wäre das ein Ausgangspunkt.«
    »Du hast Recht, alter Knabe«, sagte ich und klopfte Neville auf die Schulter. »Wir werden uns sofort dahinter klemmen.«
    Das taten wir denn auch. An diesem Nachmittag liefen sich sämtliche Telefonstrippen heiß, aber endlich hatten wir, was wir wollten.
    Am 5. April, vor fast genau fünfeinhalb Jahren war Jimmy Wheath als Sohn von Patricia Wheath im County Hospital in Jersey zur Welt gekommen. Sofort beschlossen Phil und ich, dorthin zu fahren.
    Die Oberschwester, eine mütterliche, grauhaarige Frau, versicherte uns, sie erinnere sich noch genau an dieses, wie sie sich ausdrückte, halbe Kind.
    »Die Kleine war knapp sechzehn Jahre alt und tat mir schrecklich Leid«, sagte sie. »Als sie kam, war sie vollkommen abgerissen, und ihr ganzes Gepäck bestand aus einem Pappkarton. Wir mussten sie zuerst einmal aufpäppeln, aber dann ging alles ganz glatt. Sie bekam einen wirklich hübschen Jungen, aber sie war gar nicht glücklich darüber. Na ja, ich konnte ihr das nicht übel nehmen. Ich fragte sie wiederholt, ob sie denn keine Eltern oder Verwandten habe, und sie verneinte. Ich behielt sie solange wie möglich und sorgte dafür, dass sie vor ihrer Entlassung Kleider und Wäsche bekam. Sie hatte sich übrigens in den fast drei Wochen, die sie hier war, mit einem sehr netten, etwas älteren Mädel angefreundet, und die beiden wurden auch zusammen entlassen. Der anderen schien es ganz gut zu gehen und sie versprach mir sogar, Pat über die erste Zeit hinwegzuhelfen.«
    »Hat sie denn eine Adresse hinterlassen?«
    »Nein, das arme Ding hatte wohl keine.«
    »Und ihre Freundin?«, fragte ich.
    »Warten Sie. Ich werde nachsehen. Wenn ich ihren Namen lese, dann erinnere ich mich wieder.« Sie blätterte in einem dicken Folianten und fuhr mit dem Zeigefinger, die Spalten entlang. »Hier habe ich es. Patricia Wheath, entlassen am 26. April. Keine Adresse. Am gleichen Tag Phyllis Martin. Adresse: 45te Straße 331 bei Mrs. Comber. Vielleicht fragen Sie dort einmal nach. Es wäre immerhin möglich, dass Pat, wie wir sie nannten, bei ihrer Freundin vorübergehend Unterschlupf gefunden hat. Natürlich kann ich das nicht bestimmt sagen. Die zwei waren befreundet, aber man weiß ja, wie das geht, wenn jeder wieder für sich selbst zu sorgen hat.«
    Wir bedankten uns und gingen. Die 45te Straße war ein typisches Armeleuteviertel. Ein paar Blocks weiter, zwisehen der Neunten und Zehnten Avenue begann die Gegend, in der sich jugendliche Banden von Alteingesessenen und erst in den letzten Jahren neu angekommenen Puertoricanern blutige Schlachten liefern. Die Häuser waren grau mit verrosteten Feuertreppen, und die Auslagen der Lebensmittelgeschäfte und Kramläden erbärmlich.
    Wir kannten die Gegend nur zu gut. An dem Haus Nummer 331 hing ein abgesplittertes Emailleschild mit der Aufschrift: Anny Comber, möblierte Zimmer. Wir kletterten hinauf zum zweiten Stock, stiegen über eine Reihe von schmutzigen Gören hinweg, die die Stiege als Spielplatz benutzten und klingelten. Eine alte Frau mit Raubvogelgesicht, dünnen Lippen und schütterem Haar öffnete uns.
    »Bundespolizei«, sagte ich und, als ich merkte, wie sie zurückschrak, fügte ich hinzu: »Wir möchten eine Auskunft über

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