0126 - Al Capone Nummer Zwei
das wussten nur wenige Leute in Chicago.«
»Wie viel Leute wussten es in New York?«
»Einige! Wir waren nicht besonders vorsichtig.«
»Al hat Beziehungen auch in New York.«
»Das wäre unangenehm, nicht nur in meinem Fall. - Erzählen Sie ein wenig von ihm. Ich kenne natürlich die Akten, aber daraus gewinnt man nur die Tatsachen, aber kein lebendiges Bild.«
Terrigan seufzte. »Der Bursche macht uns ganz schön zu schaffen. Sie wissen, dass er die Consten-Bande übernahm, als Leo Consten erschossen wurde. Wir glauben noch heute, dass er Leo eigenhändig erschoss, aber wir haben es nie nachweisen können. Es gibt keine Zeugen. Consten war ein Racketeer, der kleine Geschäftsleute erpresste. Capone baute das Geschäft mächtig aus. Ich fürchte, heute sind ihm nur die Geschäfte rings um das Polizei-Hauptquartier nicht tributpflichtig. Klar, dass er bei der Ausweitung in den Bereich anderer Gang-Führer geriet. Als er noch nicht mächtig genug war, verbündete er sich mit anderen Gangstern, um irgendeinen Gegner zu erledigen. Wenn das Geschäft gemacht war, nahm er sich einen seiner Verbündeten vor, indem er wieder andere Bündniskombinationen organisierte. Heute ist er so ziemlich der einzige Gang-Chef Chicagos, und selbstverständlich beschränken sich seine Geschäfte nicht nur auf Rackett-Unternehmen. Alles, woran man sonst noch Geld verdienen kann, liegt in seiner Hand, vom illegalen Schnapsbrennen bis zur Prostitution. Im Spielgeschäft allerdings besitzt er noch nicht mehr als schätzungsweise fünfzig Prozent. Clark Hanger, der früher allein das Spielgeschäft beherrschte, hat sich zäh gegen Capone verteidigt. Hanger ist längst nicht so intelligent wie Capone, aber er ist mutig und brutal. Er erledigt eigenhändig die Dinge, wofür sich Capone längst eine Garde hält. Ich fürchte nur, es wird nicht mehr lange dauern, bis der Krieg zwischen beiden offen entbrennt. Sie werden im Schlachthofzentrum aneinandergeraten. Dort macht Hanger seine besten Spielgeschäfte mit den Dollars der Arbeiter, während Capone in diesem Bezirk kaum etwas aus dem Rackett-Job herausholen kann, da die Läden zu klein und mickrig sind.«
»Wie heißt der Bursche eigentlich richtig?«
»Keine Ahnung! Drei oder vier Namen werden genannt, unter denen er geboren sein soll. Manche sagen, er würde Carozza heißen, andere wieder behaupten, sein richtiger Name sei Paolo Begnini. Ich finde, Capone passt am besten.«
»Als er mich zur Audienz befahl, waren drei Leute bei ihm, offensichtlich Gorillas. Kennen Sie die Jungs?«
»Beschreiben Sie sie mal!«
Ich tat es und Terrigan erklärte: »Das waren Ty Mozzo, Pal Ruggiero und Hank Punghale. Sie sind Capones Leibgardisten. Ich glaube nicht, dass Sie den Boss je ohne sie sehen werden, es sei denn, Sie würden ihn nachts in seinem Schlafzimmer besuchen.«
»Sind das alle Leute, die er zur Verfügung hat?«
Terrigan lachte auf.
»Augenblick mal«, fuhr ich fort. »Ich meine, sind das alle Leute, die bereit sind, ohne Zwang für ihn zu schießen, zu morden, mit einem Wort, Untaten zu vollbringen, für die man gehängt werden kann.«
»Nein, das sind nur die Gardisten des inneren Kreises. Wir haben eine ziemlich genaue Aufstellung über die eigentliche Bande. Ich gebe Ihnen die Liste herein. Ungefähr dreißig Mann werden von Capone ständig bezahlt. Wenn Sie wollen, können Sie diese Burschen als sein stehendes Heer bezeichnen. Jeder von ihnen weiß mit jeder Art von Mordinstrument umzugehen. Außerdem macht es Capone überhaupt keine Schwierigkeiten, zwei- oder dreihundert Schläger auf die Beine zu bringen. Der Straßenmob gehorcht auf jeden Pfiff von ihm.«
Ich überlegte kurz.
»Wollen Sie mir den Bezirk zeigen, in dem sich die Auseinandersetzung zwischen Hanger und Capone Ihrer Meinung nach abspielen wird?«, fragte ich Terrigan.
»Ich kann Ihnen sogar Clark Hanger zeigen«, antwortete Dan. »Wir haben ihm ein paar Mal geraten, sich aus Chicago zurückzuziehen. Wir mögen keine Toten, nicht einmal, wenn es sich um Gangster handelt, die von Gangstern erschossen werden. Leider hört Hanger nicht auf unsere Warnungen, und wir haben keine Möglichkeiten, ihn mit Gewalt aus der Stadt zu entfernen.«
***
Zwei Stunden lang gondelten wir durch das Schlachthofviertel. Massen von Halbwüchsigen flegelten sich an den Ecken der dunklen Häuserreihen.
Kinder tollten im Unrat der Straßen. Dicke schmutzige Frauen jeder Rasse standen in den Toreinfahrten und schwatzten
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