0127 - Die Eisvampire
schaffe es schon irgendwie.« Er hob grüßend die Hand. Drehte sich um und verschwand.
Kopfschüttelnd schaute ich ihm nach. Myxin reagierte immer noch seltsam. Ich hatte es schwer, mich daran zu gewöhnen. Wie dem auch sei, in ihm hatte ich trotz allem einen guten Partner gefunden.
Ich fuhr langsam an. Meine Gedanken bewegten sich bereits um das nächste Abenteuer.
Drei Vampire waren erweckt worden. Im Dachstein-Gebirge mit seinen Eishöhlen.
Sie waren mein nächstes Ziel, denn diese Brut durfte sich auf keinen Fall ausbreiten.
Ich mußte es verhindern!
***
Toni Berger war wie vor den Kopf geschlagen. Hatte er vorhin noch Angst verspürt, so verflog diese plötzlich, denn die drei, die ihn da eingekreist hatten, waren sicherlich verkleidete Freunde aus Hallstadt, die sich einen Scherz mit ihrem alten Freund Toni erlauben wollten.
Als Vampire verkleidet – wirklich eine originelle Idee, und im ersten Augenblick hatte Toni auch Angst verspürt, aber jetzt…
Er streckte den rechten Arm aus und sagte: »Alles klar, ihr drei. Ich habe mich genug erschreckt. Ihr habt euren Spaß gehabt und gewonnen. Darauf trinken wir ein Glas in der ›Post‹. Aber jetzt laßt mich durch, ich muß die Bahn noch erreichen.«
Die Vampire rührten sich nicht.
Toni Berger ging einen Schritt vor. Er winkte auffordernd mit der Hand. »Los, geht jetzt!«
Keine Reaktion.
Toni wollte weitergehen, da stoppte er mitten in der Bewegung.
Das schien doch kein Scherz zu sein, den sich die Männer aus dem Dorf erlaubt hatten. Als er jetzt näher auf den Blutsauger zuschritt, sah er auf dem schwarzen Kleidungsstück einen Buchstaben.
Ein S.
Was bedeutete der Buchstabe?
Dann, schaute Berger nach rechts und links, wollte wissen, ob die anderen beiden auch Buchstaben auf ihren Kleidungsstücken hatten.
Er sah sie in der Tat.
Bei dem, der rechts von ihm stand, ein J, und bei dem Kerl links ein V.
Drei Buchstaben!
Was hatte das zu bedeuten?
Er wußte es nicht, und er zermarterte sich auch nicht sein Gehirn darüber. Plötzlich spürte er, daß die drei ihm ans Leben wollten.
Toni Berger spürte die Aura der Gefahr, die von diesen Gestalten ausging. Es war wie ein Eishauch, noch kälter als die Temperatur in der Höhle. Und zum erstenmal wurde dem Berg- und Höhlenführer klar, daß diese Geschöpfe vielleicht doch nicht von dieser Welt waren, sondern aus irgendeiner alten Sage stammten.
Denn es gab solch eine Sage.
Siedendheiß fiel Toni Berger die Geschichte wieder ein. Die Legende über die drei im Eis gefangenen Vampire.
Es war Jahrhunderte her, da kam aus Ungarn, so erzählte man, das Grauen. Drei Vampire fielen in die Wälder rund um das Gebirge ein und verübten dort schlimme Taten. Doch irgendwie gelang es den Menschen, die Vampire in die Berge zu treiben. Angeblich sollten sie dort eingefroren sein. Im Berginnern war ein Wasserfall auf sie herabgestürzt, und die drei erstarrten zu Eis.
So die Geschichte.
Und jetzt standen die drei Vampire vor ihm.
Es gab keine Bilder von ihnen, nur diese eine überlieferte Legende, aber Toni Berger war sicher, die drei Eisvampire vor sich zu haben.
Und sie wollten Blut.
Sein Blut!
Das wurde dem Mann aus den Bergen auch klar. Bevor die Vampire angriffen und sein Blut aussaugten, wollte er sie attackieren.
Toni Berger senkte ein wenig den Kopf. Dann ballte er die Hände, und urplötzlich warf er sich vor.
Mit zwei langen Schritten erreichte er den vor ihm stehenden Vampir mit dem S auf der Brust. Berger schmetterte dem Typ seine Rechte mitten in das blasse Gesicht.
Der Kopf des Blutsaugers flog zurück. Der Vampir wurde nach hinten geschleudert, stieß ein unwilliges Fauchen aus und krachte gegen das Geländer, wobei sich das Holz durchbog, jedoch wieder nach vorn federte, und die Horror-Gestalt genau in Toni Bergers Fluchtweg schleuderte.
Sie krachten zusammen.
Berger hatte Kraft. Sie war in den Bergen gestählt worden, doch der Untote besaß die Kräfte der Hölle, gegen die Menschen kaum ankamen, auch Toni Berger nicht.
Etwas donnerte gegen seinen Kopf. Ob es ein Ellbogen oder eine Faust war, wußte er nicht, auf jeden Fall war er für einen Moment ziemlich benommen.
Das nutzte der Untote aus.
Er warf sich herum, bekam Berger an den Hüften zu packen, hievte ihn hoch und schleuderte ihn wuchtig über das Geländer auf die grünschillernde Eisfläche.
Hart prallte Berger auf. Mit dem Kinn schlug er gegen die eisenharte Unterlage, sah plötzlich Sterne und konnte sich nicht
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