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0127 - Die Eisvampire

0127 - Die Eisvampire

Titel: 0127 - Die Eisvampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie ächzte leise auf, riß sich aber zusammen und schüttelte die Schwäche ab. Weit öffnete sie die Augen.
    Dicht vor ihrem Gesicht sah sie die Fratze ihres Mannes. Ja, es war eine Fratze.
    Schaurig sah sie aus. Der Wein hatte sich über die Haut verteilt und erinnerte an kleine Blutbäche. Sie sah die Wunde am Kopf, die der Schraubenschlüssel gerissen hatte, den weit aufgerissenen Mund und die grausamen, spitzen Zähne.
    Ihr Tod war eine beschlossene Sache.
    Aber noch wehrte sie sich, stemmte das Knie hoch, doch die Bewegung war viel zu lasch, der Vampir nahm sie kaum wahr.
    Er lachte nur.
    Dann biß er zu.
    Dieses ging so schnell, daß Clara Berger gar nicht dazu kam, eine Abwehrbewegung zu machen. Sie spürte den Einstich am Hals, wollte schreien, doch der Laut erstickte bereits in ihrer Kehle. Dann kam die Müdigkeit, und mit ihr eine gewisse Mattheit.
    Clara sank zusammen.
    Ihr Mann ließ sie nicht los. Sein Gesicht hatte er fest gegen ihren Hals gepreßt…
    ***
    Suko lief zu Fuß zum Ort zurück. Ich schaute ihm nach, bis er hinter der nächsten Wegbiegung verschwunden war.
    Dann wurde es auch für mich Zeit. Ich lief wieder in die Station und suchte nach Max Berger.
    Er war der Macher und teilte die Suchgruppen ein, die von der Talstation aus starten sollten.
    »Und ich nehme den Huber Karl mit«, sagte er zum Schluß.
    Der Huber Karl war ein verschlossener Mann in Bergsteigerkluft, einem kantigen Gesicht und einer riesigen Nase, die rot schimmerte. Er schneuzte in ein blauweiß gemustertes Taschentuch und nickte dabei.
    Ich tippte Max Berger auf die Schulter.
    Hastig drehte er sich um. »Sie?« fragte er.
    Ich lächelte. »Ja.«
    »Was wollen Sie denn?«
    »Mit Ihnen gehen.«
    Max Berger lachte spöttisch. Dabei schaute er mich von oben bis unten an. »Das ist doch lächerlich. Sehen Sie sich nur mal Ihre Kleidung an, Meister. Nee, Sie sind ja ein Flachlandtiroler. Am ersten Hang rutschen Sie ab und brechen sich das Genick.«
    »Ist das nicht mein Risiko?«
    »Trotzdem kann ich Sie nicht mitnehmen.«
    Er wollte nicht. »Gehen Sie denn zu Fuß?« erkundigte ich mich.
    »Klar.«
    Ich deutete durch die Scheibe nach draußen. »Warum nehmen Sie nicht die Kabine?«
    »Weil wir systematisch vorgehen. Von unten nach oben.«
    Ich nickte. »Das verstehe ich. Trotzdem wäre es nicht tragisch, wenn eine Gruppe mit der Bahn zur Station hochfährt und von dortaus talwärts geht. Irgendwo in der Mitte treffen Sie sich dann.«
    Max Berger knetete sein Kinn. Er schaute den anderen Suchtrupps nach, die bereits die Station verließen. Nur einer blieb zurück. Der Mann trug einen dunkelblauen Overall und hatte einen Werkzeuggürtel umhängen.
    »Sie sind ein Quälgeist, Herr Sinclair«, sagte Max Berger. »Aber vielleicht haben Sie recht. Warten Sie mal.«
    Ich lächelte innerlich, während Berger zu dem Mann im Overall ging. Ich hörte, wie sie miteinander sprachen. Der Mann war hier unten an der Talstation beschäftigt und kannte sich aus. Er hatte kein Argument gegen eine Inbetriebnahme der Seilbahn.
    »Meinetwegen kannst fahren«, sagte er auf gut österreichisch.
    »Und du bleibst hier?«
    »Sicher.«
    »Das ist ein Wort.« Der junge Berger kam wieder zurück. Er nickte mir zu. »Sie haben es ja gehört. Ihr Vorschlag ist akzeptiert.«
    »Danke.«
    Zu dritt stiegen wir ein. Max Berger, der Huber und ich. Huber sagte kein Wort. Er stülpte die Unterlippe vor und schaute zu Boden.
    Bewaffnet war ich. Kreuz, Pistole. Das mußte für die Blutsauger eigentlich reichen. Die Zeit, weitere Waffen aus dem Wagen zu holen, hatte ich leider nicht.
    Max gab das Zeichen.
    Der Mann im Overall reagierte prompt. Er schaltete den Motor ein, und die Kabine fuhr an.
    Sie ruckte erst ein paarmal, dann schwebten wir sofort höher. Der Boden unter uns glitt weg. Bereits nach wenigen Metern hatten wir viel Luft unter dem Grund.
    Max Berger sprach mich an. »Weshalb fahren Sie eigentlich mit, Herr Sinclair?«
    »Mich interessieren diese Vampire.«
    Berger grinste. »Einen Geologen?«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich glaube, daß Sie gar kein echter Geologe sind.«
    »Und warum nicht?«
    Er hob die Schultern. »Keine Ahnung, ist nur so ein Gefühl. Darauf verlasse ich mich.«
    »Das ist aber schlecht.«
    »Wieso?«
    »Sie sollten Beweise haben.«
    »Haben Sie welche für die Existenz der Vampire? Nur die Aussagen des Verletzten.«
    »Das sind Erfahrungswerte«, hielt ich ihm dagegen.
    »Verstehe ich nicht.«
    »Überlegen Sie mal, Herr Berger.

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