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013 - Das Milliarden-Heer

013 - Das Milliarden-Heer

Titel: 013 - Das Milliarden-Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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fing er ja an verrückt zu werden. Womöglich hatte er seinen letzten Rest Verstand zuschanden gesoffen. Und vielleicht war es gut so.
    Weil ihm dann erspart blieb, das Ende der Welt bewusst mitzuerleben. Im nächsten Augenblick jedoch, und noch ehe er den Gedankengang wirklich zu Ende geführt hatte, fühlte sich Ranseier ernüchtert, von einer Sekunde zur nächsten. Und er glaubte nicht einen Moment lang an eine Halluzination - als er das dunkle Ding über den Bildschirm des Fernsehers krabbeln sah!
    Er wusste sogar, was es war. Nicht irgendein unbestimmbares Ding, o nein!
    Sondern ein halbfingerlanger Kakerlake!
    Ein erstickter Schrei, der in ein Husten und Würgen überging. Ein Splittern.
    Carl Ranseier hatte sich an seinem Bier verschluckt, die Hälfte wieder ausgespuckt und im nächsten Moment die Flasche in Richtung des Fernsehapparates geschleudert. Wie durch ein Wunder ging der Bildschirm nicht zu Bruch, doch die Flasche zersprang in Dutzende von Scherben, die geschossartig nach allen Seiten davonflogen. Bier lief in dünnen Rinnsalen über das Glas.
    Und mittendrin, wie hingeklebt, saß immer noch der Kakerlak - der mit einemmal Gesellschaft bekam!
    Auf den ersten Blick hatte Ranseier den Eindruck, die Tiere würden aus dem Nichts auf die Mattscheibe projiziert.
    Dann sah er, dass sie von allen Seiten über den Bildschirm krabbelten, so flink, wie man es ihren winzigen dürren Beinen kaum zugetraut hätte. Er glaubte sogar das feine Ticken ihrer Chitinfüße auf dem Glas zu hören.
    Das über den Fernseher rinnende Bier schien die kleinen Biester anzulocken. Und es wurden mehr und immer mehr.
    Binnen zwei oder drei Sekunden hatte sich weit über ein Dutzend des Getiers auf dem Bildschirm eingefunden. Fast wie gegen seinen Willen wandte Ranseier den Blick, um herauszufinden, woher die Schaben kamen. Die Antwort war so einfach wie erschreckend - sie kamen buchstäblich von überall!
    Sie krochen aus Regalen, hinter den Möbeln und unter dem Teppich hervor.
    Sie tauchten in den Ritzen des Fachwerkgebälks der Wände auf, fielen wie schwarzer Hagel von der Decke und fanden ihren Weg durch Spalten im Dielenboden. Sie vollführten bizarre Wettläufe, stießen mit leisem Knistern und Kratzen gegeneinander, krabbelten über- und untereinander hinweg.
    Wo Ranseier auch hinschaute, wimmelte und bewegte sich glitzerndes und matt schimmerndes Schwarz, und das Zimmer war erfüllt von einem Geräusch, das ihn wie unverständliches, aber boshaftes Wispern umwehte.
    Er sprang auf, so hastig, dass der Sessel nach hinten wegkippte, und unternahm zwei oder drei Versuche, ein paar der Schaben unter seinen Schuhen zu zermalmen. Dann blieb er stehen, wie in der Bewegung eingefroren, in grotesker Storchenhaltung- weil das Jucken in seiner Hose plötzlich unerträglich wurde, und weil er wusste, woher es rührte! Carl Ranseier schrie auf, schrill und weibisch. Der bloße Gedanke genügte, ihn in schiere Panik zu stürzen.
    Dann erst sah er die seltsam fließende Bewegung unter dem Stoff seiner ausgebeulten Trainingshose.
    »Oooo - mein - Gooott!«, brüllte Ranseier, schlug mit flachen Händen gegen Beine und Schritt, führte dabei einen irren Veitstanz auf und versuchte gleichzeitig das unmögliche Kunststück, die Hose auszuziehen. Der Versuch endete darin, dass Ranseier lang und schwer hinschlug.
    Die Biester reagierten vermutlich auf den Bierdunst, der ihm aus jeder Pore drang. Ranseier konnte sie unter seinem T-Shirt spüren, auf der nackten Haut, und er sah sie auf seinen bloßen Beinen und unter dem dünnen Stoff seiner Boxershorts.
    Keuchend und sinnlose Laute ausstoßend kroch er bäuchlings in Richtung der Tür, gab sich der vagen Hoffnung hin, dass die Schaben nur dieses Zimmer erobert hatten. Wenn es ihm gelang, durch die Tür zu kommen…
    Ein ersticktes Lachen kam ihm aus dem Hals.
    Grundgütiger, er stellte sich an, als würden ihn die Viecher bei lebendigem Leibe auffressen! Aber es waren doch nur blöde Käfer! Sie konnten ihm nichts tun, nicht wirklich!
    Aber irgendwie verfing die Stimme der Vernunft, die Carl Ranseier herauf beschwor, nicht recht. Panik regierte sein Tun und Denken mit eiserner Faust. Es lag wohl an der Verfassung, in der er sich schon seit Tagen befand: Er war übernächtigt, müde, hatte zu viel getrunken, und die Angst vor dem endgültigen Aus für diese Welt hatte an seinen Nerven genagt wie eine ausgehungerte Ratte.
    Kein Wunder also, dass es in dieser Situation nur irgendeines Anstoßes

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