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013 - Das Milliarden-Heer

013 - Das Milliarden-Heer

Titel: 013 - Das Milliarden-Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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jedoch würden sie es verstehen, würden sie mit, eigenen Augen sehen, dass jede jener ach so gewagten und hanebüchenen Thesen, die Hallstein aufgestellt hatte, der Wahrheit entsprach - wären die Zweifler und Spötter von damals noch am Leben…
    Aber sie waren tot. Gestorben mit ihrer Welt.
    Hallsteins kleines Reich indes war nicht untergegangen. O nein, seine Welt war regelrecht aufgeblüht!
    Alles was seinerzeit bestenfalls in simulierten Szenarien und Kleinversuchen unzureichend zu erproben gewesen war, hatte sich mittlerweile in dieser neuen Realität bestätigt.
    Professor Gunnar Hallsteins Haupttheorie entsprach den Tatsachen: Die wahren Herrscher der Erde, die dominierende Rasse war keineswegs die Menschheit - nein, dieser Rang gebührte einzig und allein den Insekten! Sie hatten diesen Planeten schon vor dreihundertfünfzig Millionen Jahren bevölkert, und sie würden es auch dann noch tun, wenn der letzte Mensch gestorben war.
    Alle Zweifel an letzterer Behauptung waren mittlerweile von der Wirklichkeit ausgeräumt worden, und Hallstein verfolgte alle Anzeichen dafür mit ungebrochener Faszination. Mehr noch, er war sogar ein wenig stolz darauf! Denn immerhin durfte er sich mit Fug und Recht als
    »Vater« dieser Entwicklung betrachten, im kleinen, lokalen Rahmen jedenfalls.
    Schließlich waren seine Tiere, diese Sammlung unzähliger Insekten aus buchstäblich aller Herren Länder, die er in seinem Haus beherbergt und studiert hatte, sozusagen der Grundstein gewesen »Herr Professor?«
    Ranseiers Stimme drang wie von weither in Hallsteins Gedanken. Wie aus tiefem Schlaf gerissen schaute er auf, grummelte etwas Unverständliches und sah Ranseier abwartend an. »Das Holz«, erinnerte Ranseier, »wir brauchen mehr…«
    Hallstein nickte. »Ja, natürlich. Ich komme mit.« Er erhob sich und folgte ihm durchs Haus bis zur Tür. Ranseier schien es, wie immer, kaum erwarten zu können, hinauszukommen. Obwohl draußen nur Dunkelheit und beißende Kälte lauerten. Aber das Haus, das von Insekten jeglicher Art gleichsam besetzt war und in dem er und Hallstein im Grunde nur als Gäste geduldet wurden, war ihm nach wie vor im allerhöchsten Maße unheimlich. Manchmal suchte er sich sogar anderswo einen Unterschlupf zum Schlafen und kam tagelang nicht heim.
    Draußen in der Gasse schnitt ihnen der Wind wie mit Rasierklingen aus Eis in die Haut. Doch weder Ranseier noch Hallstein schienen es wirklich wahrzunehmen. Im Laufe der Jahre hatten sie sich an die stets gegenwärtige Kälte gewöhnt, die Teil dessen war, was die Experten einen »postapokalyptischen Winter« nannten.
    Auch was die anderen Symptome der vergewaltigten Natur anging, hatte sich die Wissenschaft nicht geirrt. Tageslicht gab es nicht mehr, zumindest war es nicht mehr von nennenswerter Stärke; der Globus trug einen dicken Mantel aus Staub und Asche, aufgewirbelt in Folge des Kometeneinschlags, und mithin war der Unterschied zwischen Tag und Nacht nur noch minimal. Die Druckwelle und die Beben, die um den Erdball gerast waren, nachdem
    »Christopher-Floyd« aufgeschlagen war, hatten auch Aachen nicht verschont. Wenn auch die Tatsache, dass sich die Stadt in einen weiten Talkessel schmiegte, das Allerschlimmste verhindert haben mochte. Professor Hallstein und Carl Ranseier erinnerten sich noch gut an das donnernde Geräusch, das so schnell lauter geworden war, als rase ein Unwetter nie gekannten Ausmaßes mit Schallgeschwindigkeit auf Aachen zu. Binnen weniger Sekunden war es zu ohrenbetäubendem Volumen angeschwollen. Dann hatten sich andere Laute hinein gemischt; Laute wie aus einem Steinbruch, in dem Riesen mit gewaltigen Hämmern schufteten.
    Hallsteins Haus hatte zu zittern begonnen, als bestünde es aus Karton und Sperrholz. Das Glas der Kästen, in denen er seine Insekten hielt, war zersprungen, die Tiere waren wie von Sinnen umher gekrochen.
    Hallsteins letzte Erinnerung war grell orangenes Licht, das über der Stadt zusammen geschlagen war wie eine Woge. Und dann Dunkelheit.
    Hallstein wusste nicht, wie lange er damals ohnmächtig gewesen war. Ein paar Tage, nahm er an. Obwohl er nach seinem Erwachen weder besonders starken Hunger noch Durst verspürt hatte. Es war ihm vorgekommen, als sei er während der Bewusstlosigkeit künstlich ernährt worden. Was allerdings unmöglich sein konnte, zumindest nicht im landläufigen Sinne.
    Aber der Professor hatte eine Ahnung, was tatsächlich geschehen war: Es hatte wohl wirklich jemanden gegeben, der

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