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013 - Das Milliarden-Heer

013 - Das Milliarden-Heer

Titel: 013 - Das Milliarden-Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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lassen.
    »Was ist?«, fragte Hallstein ungeduldig. »Nun kommen Sie schon, Ranseier.«
    Er ging einen Schritt weiter, doch Ranseier machte keine Anstalten ihm zu folgen. Als habe er im Pflaster Wurzeln geschlagen. Noch immer versuchte sein Blick die Dunkelheit zu durchdringen, und der Professor konnte sich lebhaft vorstellen, was der arme Tropf darin zu sehen glaubte.
    Immerhin hörte er die Geräusche ebenfalls, und er sah auch die huschenden, kaum auszumachenden Bewegungen.
    Nein, Aachen war nicht verlassen. Noch etwas hatte den Kometeneinschlag bemerkenswert gut überstanden. Ratten!
    Und sie legten eine ähnlich erstaunliche Anpassungsfähigkeit an den Tag wie die Kerbtiere. Genau genommen kamen sie sogar noch besser zurecht, weil sie einerseits eine geradezu erschreckende Aggressivität entwickelt hatten und - nun, Hallstein hatte schon mit eigenen Augen Exemplare von der Größe einer (sehr großen) Hauskatze gesehen. Wenigstens schmeckten sie nicht übel »Das sind nur Ratten«, wollte er Ranseier beruhigen. »Und wie Sie wissen, tun sie uns nichts, wenn wir in Bewegung bleiben. Zudem haben die Biester davor Respekt.« Er wedelte mit dem Ausstoßrohr des Flammenwerfers, dessen Tank er auf den Rücken geschnallt trug. Die Zündflamme, die vorn am Rohr flackerte, spendete nur wenig Licht. Er hatte die noch intakte Apparatur ironischerweise in einer Feuerwache entdeckt. Es war eine effektive Waffe in dieser veränderten Welt; leider wurde es immer schwieriger, ausreichend Benzin dafür zu finden.
    Ranseier schüttelte den Kopf. »Nein, das sind nicht nur Ratten…«
    Der Professor lachte auf, doch der Laut klang nicht annähernd so spöttisch, wie er es beabsichtigt hatte. »Sondern?«, fragte er. »Etwa Ihr ominöser…Sensenmann?«
    Er vollführte mit dem Ausstoßrohr eine Bewegung wie jene, die Ranseier zuvor gemacht hatte, als er Hallstein von seiner angeblichen Beobachtung erzählte. Die Flamme beschrieb einen rot glosenden Halbkreis.
    Der Professor war nicht weiter auf die Erwähnung dieses »Sensenmannes« ein- gegangen.
    Er hatte Ranseier kurzerhand stehen lassen und war weiter gegangen. Er hatte ja nicht einmal wirklich daran gezweifelt, dass Ranseier irgendetwas gesehen hatte, und es mochte sein, dass es Grund genug zur Beunruhigung bot; schließlich waren sie nicht die einzigen Menschen auf der Welt und nicht alle Durchreisenden kamen in friedlicher Absicht in die Stadt.
    Aber Hallstein hatte keine Lust verspürt, sich auf Ranseiers Hirngespinste vom gestaltgewordenen Tod einzulassen. Zum einen, um den bedauernswerten Kerl in seinen Spinnereien nicht auch noch zu bestärken - und zum anderen, um nicht Gefahr zu laufen, davon angesteckt zu werden. Schließlich gestand sich der Professor durchaus ein, dass es auch um seine geistige Unversehrtheit nicht mehr zum Allerbesten bestellt war, und er wollte dieser Entwicklung nicht auch noch Vorschub leisten, indem er sich freiwillig auf Ranseiers Niveau herab ließ.
    »Wer weiß?«, murmelte Ranseier mit einiger Verspätung auf Hallsteins nur halb ernst gemeinte Frage. Er hatte eine Fackel, von denen er stets mindestens drei bei sich trug, entzündet und rührte sich jetzt endlich wieder. Er drehte sich ganz langsam im Kreis, und das kraftlose Licht der blakenden Fackel drängte die Schatten zumindest ein wenig nach hinten.
    An der Grenze zwischen Hell und Dunkel war Bewegung, vage, als gerate die Ballung von Schatten selbst in wogende Aufruhr. Etwas, das den Lichtschein fürchtete, wich mit dem Dunkel zurück, hielt sich dahinter verborgen wie hinter einer schwarzen Mauer, ohne jedoch vollends zu verschwinden. Krallen kratzten über Pflasterstein, Dutzende davon, wenn man aus der Lautstärke auf ihre Zahl schloss; entweder Dutzende - oder sehr große, sehr lange Krallen und Klauen…
    »Weiter!«, ordnete Hallstein an, ein bisschen zu hastig und erregt, um sich selbst darüber hinweg zu täuschen, dass ihm nun doch etwas mulmig wurde. »Kommen Sie endlich!« Er tat einen weiteren Schritt auf den Katschhof hinaus - und prallte dann unvermittelt und mit einem keuchenden Aufschrei zurück!
    Etwas flog aus dem Dunkeln auf ihn zu, etwas Formloses, das gegen seine Schulter prallte und dann mit einem dumpfen, feuchten Laut zu Boden fiel.
    Im Reflex drückte Hallstein ab. Die meterlange Lohe des Flammenwerfers fraß sich in die Nacht und erhellte für Sekunden die Finsternis, bevor sie wieder in sich zusammen fiel.
    Hallstein senkte das Ausstoßrohr und erkannte,

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