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013 - Das Milliarden-Heer

013 - Das Milliarden-Heer

Titel: 013 - Das Milliarden-Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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sich um ihn gekümmert, der ihn mit Wasser und Nahrung versorgt hatte.
    Doch diese Theorie schien selbst ihm zu gewagt, als dass er sie hinterher offen ausgesprochen hätte. Zumal es im Grunde ohnehin nur Ranseier gab, dem er sie hätte eröffnen können. Und Ranseier war…nun, ganz gewiss nicht der geeignete Mann für solcherlei Unterhaltungen. Genau genommen war es kaum noch möglich, mit Ranseier überhaupt ein richtiges Gespräch zu führen, das über den Augenblick und die praktischen Dinge dieses Lebens hinausging. Was allerdings nichts damit zu tun hatte, dass Hallstein und sein Nachbar bereits vor »Christopher-Floyd« nicht auf einer Wellenlänge gelegen hatten. Nein, der Professor glaubte zu beobachten, dass… ja, dass Ranseiers Intellekt gewissermaßen verkümmerte. Und er hatte das Gefühl, als liege das nicht allein an dem primitiven, entbehrungsreichen Dasein, das zu führen sie gezwungen waren.
    Dieses Gefühl wiederum rührte daher, dass Hallstein eine ähnliche Entwicklung an sich selbst festzustellen meinte; nicht in dem Maße zwar wie bei Ranseier, aber der Professor ertappte sich doch dabei, wie er manche Dinge allmählich vergaß, als würden sie nach und nach von einer Tafel gewischt. Er versuchte dem entgegenzuwirken, indem er sich Konzentrationsübungen auferlegte, ganz bewusst über Vergangenes nachdachte, viel las und schrieb. Und immerhin schien es, als ließe sich der geistige Verfall damit verlangsamen.
    Ranseier indes tat nichts dergleichen, und sein Verstand verabschiedete sich beinah zusehends.
    Was allerdings nicht hieß, dass Carl Ranseier völlig verdummt wäre, und er hatte auch nicht alles vergessen, was einmal gewesen war. So wusste er beispielsweise immer noch, wo er früher einmal gewohnt hatte. Und wie jedes Mal, wenn sie auf ihren Streifzügen daran vorbei kamen, blieb Ranseier auch jetzt vor dem Trümmerberg stehen, der einmal sein Haus gewesen war und aus dem Hallstein ihn damals nach der Katastrophe gerettet hatte.
    Mit Wehmut im Blick betrachtete Ranseier den Haufen aus Bruchsteinen und Dachziegeln, den sie schon vor langer Zeit mit vereinten Kräften umgegraben hatten, um alles Holz daraus zu bergen. Holz war zu einem ihrer wertvollsten Güter geworden. Weil Wärme im Haus ungemein wichtig war, wie auch Luftfeuchtigkeit, Damit sie sich wohl fühlten. Und gediehen. Auf diese, wie Hallstein es nannte, »ganz und gar wundersame Weise«.
    »Kommen Sie.« Hallstein trat neben Ranseier, ergriff ihn am Ellbogen und wollte ihn mit sich ziehen. »Wir brauchen Holz, das haben Sie doch selbst gesagt. Und Sie wissen, dass ich die Tiere ungern lange allein lasse.«
    Ranseier streifte Hallsteins Hand ab. »Vielleicht hätten Sie mich damals besser da drin gelassen«, sagte er ohne den Blick von den Resten seines Hauses zu wenden.
    »Was reden Sie denn da für einen Unsinn?«, erwiderte Hallstein unwirsch.
    »Dann hätt' ich's jetzt schon hinter mir.«
    »Dann wären Sie jetzt tot!«
    Ranseier nickte. »Ja, das mein ich doch. Dann müsste ich jetzt nicht…«, er sah sich ziellos um und beschrieb eine fahrige Geste, »…nicht so leben.«
    »Blödsinn!« Hallstein winkte ab. »Jede Art zu leben ist besser als der Tod.«
    »Aber mancher Tod ist schlimmer als der andere«, entgegnete Ranseier orakelhaft und erntete einen fragenden Blick des Professors.
    »Wie…was wollen Sie damit sagen?«, hakte Hallstein nach. Mochte sein, dass Ranseier nur Nonsens redete, aber irgendwie hatte der Professor ein seltsames Gefühl. Ein sehr ungutes Gefühl. So unangenehm, dass er fast fröstelte.
    »Ich habe ihn gesehen«, sagte Ranseier nur. »Wen haben Sie gesehen? Ich verstehe nicht…«
    »Den Tod«, behauptete Carl Ranseier.
    »Er geht um in der Stadt. Und er sieht genau so aus, wie's die Leute früher gesagt haben.« Er hatte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern gesenkt und sah sich aus den Augenwinkeln um, als fürchte er, sie könnten belauscht und bespitzelt werden.
    »Ach ja?«, machte Hallstein betont desinteressiert und herablassend. »Wie sieht er denn aus, dieser…Tod?«
    »Wie der…«, Ranseier schwang mit beiden Händen etwas Imaginäres durch die Luft und machte ein pfeifendes Geräusch, »…Schnitter!«
    »Der Schnitter?«, echote der Professor verständnislos.
    »Der Sensenmann!«
    ***
    Die Häuserreihen links und rechts der Gasse erinnerten an das lückenhafte Gebiss eines alten Riesen. Einige der Fachwerkhäuser waren bereits damals infolge der Beben eingestürzt,

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