0130 - Freiwillige für Frago
damit behaupten, diese Roboter verfügten über Gefühle?” Der Wissenschaftler nickte. Gucky staunte ihn an. Dabei machte er es sich im Sessel bequem und deutete damit an, daß er einige Zeit zu bleiben gedachte. Aber Ole Hannussen empfand den Besuch des Kleinen nicht als Belästigung, denn er spürte, daß der Mausbiber nur deshalb zu ihm kam, um über die auf dem Planeten Mechanica erbeuteten Roboter vollständig informiert zu werden.
Aufmerksam lauschte Gucky den Erklärungen des Biologen.
Abschließend sagte er: „Wir haben es hier mit positronisch und biologisch gesteuerten Robotern zu tun. Beide Teile sind nicht nur miteinander verbunden, sondern verfügen auch über ein uns bisher völlig unbekanntes System, das auf der Grundlage der Hyperimpulse arbeitet. Du verstehst, was das heißt, Gucky?” Ernsthaft erwiderte der Mausbiber: „Ja, sie rechnen schneller als es die Polizei erlaubt. Und die Polizei sind wir! Damit werden mir diese Robs vom Planeten Mechanica noch unsympathischer! Lebt dieses Nervengewebe wirklich, oder erhält es durch elektronisch-positronische Reize ein Pseudoleben, Ole?” „Es lebt, Gucky! Es ist eine autarke, lebensfähige Einheit, aber für uns Wissenschaftler ist erstaunlich, daß dieser Nervengewebekomplex, den wir in jedem Roboter gefunden haben, keinen einzigen Elementarbestandteil der Nerven enthält.
Mit der Auswertung durch unsere Rechenanlagen, die unsere Überlegungen bestätigen, stehen wir vor der Tatsache, daß diese Gewebeballungen ein unbekanntes variables Plasma sind.” „Also ein homo mechanicus?” fragte Gucky. „Maschinenmenschen mit Intellekt?” „Nein, aber mit Gefühlen. Der Intellekt ist positronischer Natur.
Die Positronik jedoch wird durch die Gefühle, mit denen sie verbunden ist, enthemmt. Präziser ausgedrückt: Durch die Impulse aus dem Plasma erfährt die Positronik eine Reizung, die sie in die Lage versetzt, über ihre eigentlichen Programmierung hinaus zu handeln.
Gucky, die Positronik besitzt Bewußtsein im menschlichen Sinne. Ja, wir müssen uns mit dieser Tatsache abfinden, so unglaubwürdig es klingt. Durch diese ständige Reizung begreift sie, vorhanden zu sein. Aus diesem Begreifen entsteht so etwas wie Selbsterhaltungstrieb. Dieser wiederum veranlaßt sie, weitere Roboter zu bauen. Mit dem Bau der Roboter tritt das Können hinzu, Vorhandenes zu verbessern und das Mechanische über die Positronik noch enger mit dem Biologischen, also” dem Zellplasma, zu verbinden.” „Ole”, unterbrach Gucky den Wissenschaftler, „wollt ihr etwa allen Ernstes auch behaupten, daß diese Roboter ebenfalls die Entdecker des Nervengewebes sind?” „Es wäre schlimm, Gucky”, erwiderte der Wissenschaftler sachlich, „wenn wir auch nur den Verdacht hätten, es könnte so gewesen sein. Nein, dieses gefühlsauslösende Nervenplasma ist möglicherweise ein Zuchtprodukt denkender, intelligenter Wesen gewesen. Wie später die Roboter dazu gekommen sind, es selbst herzustellen und vielleicht sogar weiterzuentwickeln, versuchen wir ja nun herauszufinden ...” „Aber wenn das Teufelszeug lebt, Ole, warum veranlaßt es denn diese widerlichen Roboter, alles Lebendige anzugreifen? Das Gegenteil müßte doch der Fall sein, und alles organisch Lebende sollte wie ein Magnet auf diese Semilebewesen wirken, aber im positiven Sinn!” Mit diesem Argument bewies Gucky, daß er es in bezug auf Intelligenz mit jedem Menschen aufnehmen konnte und in völlig menschlichen Bahnen dachte.
„Dein Einwand besteht zu Recht, Gucky, aber leider sind wir noch nicht in der Lage, darauf zu antworten. Man erwartet von einem Roboter keine Unlogik. Hier scheint aber ein unlogisches Handeln der Roboter vorzuliegen. Mit Hilfe unserer Mutanten konnte wissenschaftlich einwandfrei festgestellt werden, daß vom Gewebeplasma starke Gefühlsimpulse ausgehen und daß diese Impulse die Positronik der Roboter veranlassen, alles wirkliche Lebende anzugreifen. Und damit wären wir wieder bei der Frage nach dem Warum.” Nach kurzem Überlegen sagte Gucky: „Ich meine, wir müßten uns alle bemühen, möglichst schnell diese Frage nach dem Warum zu beantworten, hängt doch im Augenblick wieder einmal bei uns alles am seidenen Faden. Aber besten Dank, Ole, für deine Aufklärung. Ich verschwinde jetzt. Ich muß mal etwas anderes hören. Ich komme zur Märchenstunde des Fernsehens gerade noch zurecht!” Unwillkürlich blickte Ole Hannussen auf die Uhr. Es war die Zeit, zu der die
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