0131 - Druiden-Rache
verfärbte sich diese Schwärze, wurde zu einer grellroten Feuerlanze, die dem Professor entgegenschoß, begleitet vom Aufbrüllen der Detonation…
***
Gyulan Darryl schreckte aus seinem Dahinbrüten auf, als die Türklingel ertönte. Mit mechanischen Bewegungen ging er hin und öffnete. Ein zivil gekleideter Mann hielt ihm seine Kennmarke entgegen. »Polizei«, murmelte er dazu und nannte seinen Namen. »Sergeant. Scraygswel. Darf ich Sie einen Moment sprechen?«
Gyulan Darryl atmete durch und sah den Beamten abschätzend an. Dann streckte er den Arm aus. »Bitte treten Sie ein. Worum geht es?«
Scraygswel wartete, bis er im Living-room angekommen war und der Schriftsteller ihm einen Platz angeboten hatte. »Tee?«
»Nicht am frühen Vormittag, danke«, lehnte der Sergeant ab. »Sie sind von der Polizei, von Inspektor Youenn, angerufen worden«, leitete er das Gespräch ein. »Ich bin jetzt hier, um die Geschichte noch einmal ausführlich zu hören und zu Protokoll zu nehmen. Sie waren also gestern abend im ›Devil's Hand‹, ja?«
»Nein«, erwiderte Darryl. Nur zu deutlich entsann er sich der Drohung des Druiden. Ley Cairfaiths Tod stand als Schreckgespenst vor ihm. Er war mit Cairfaith befreundet gewesen. Genaugenommen war Ley der einzige Bewohner von Pwllheli, der sich überhaupt dazu herabließ, mehr als ein Guten-Tag-und-guten-Weg-Verhältnis zu dem Schriftsteller zu halten, der Darryls Abstammung einfach übersah. Auch in anderen Dingen war Ley eine Art Revoluzzer gewesen, zumindest hatte ihn einmal jemand im Pub so bezeichnet. Ley Cairfaith hatte auch nie Respekt vor den Druiden gezeigt. »Das sind Leute wie du und ich, Gyulan, nur machen sie sich den Aberglauben und die Tradition des Landes zunutze«, hatte er einmal behauptet. Und jetzt war Cairfaith tot, ermordet - von den Druiden…? Es gab kaum Zweifel, denn warum sonst hätte dieser Unheimliche dem Schriftsteller drohen sollen? Und offensichtlich wollte man diesen Mord dem Fremden, diesem Professor für Parapsychologie, anhängen.
Du Lügner! schrie es in Darryl. Du erbärmlicher, verdammter Feigling!
Aber er wollte doch Ley Cairfaiths Schicksal nicht teilen, und darum sagte er, weil der Sergeant ihn erstaunt ansah: »Nein, ich habe mich am Telefon geirrt. Ich war ja noch total weg, hatte erst ein paar Stunden geschlafen. Wissen Sie, ich nutze die Nachtstunden für meine Arbeit, weil das meine produktive Zeit ist. Ich bin ein Nachtmensch. Ich hatte mich erst ein paar Stunden vorher total übermüdet hingelegt, und dann kam der Anruf… ja, du lieber Himmel, Sergeant, ich wußte ja nicht mal, ob ich Männlein oder Weiblein bin. Nein, der Tag stimmt nicht…«
Er redete wie ein Wasserfall. Sergeant Scraygswel zeigte sich als Gemütsmensch. Er ließ den Schriftsteller reden und lauschte. Dabei entging ihm nicht, daß Darryl sich außerordentlich nervös zeigte.
Er sprach ihn darauf an.
Darryl lachte - etwas zu schrill, fand Scraygswel. Das Lachen klang falsch und gekünstelt.
»Sorry, Sergeant, aber ich bin wirklich etwas durcheinander. Ich war vorgestern abend im ›Devil's Hand‹, nur bin ich da mit den Tagen heute morgen etwas durcheinander gekommen…«
Das erzählst du mir jetzt zum zweiten Mal, hast aber sonst noch keine Frage beantwortet, dachte Scraygswel trocken. »Kennen Sie einen Professor Zamorra?«
Hastig schüttelte Darryl den Kopf. »Nie gehört.«
»Am Telefon äußerten Sie sich aber anderes«, hielt ihm der Polizist vor. »Kommen Sie mir jetzt nicht schon wieder damit, daß Sie durcheinander waren, denn der Name Zamorra ist äußerst ungewöhnlich und daher nicht zu verwechseln. Also, Mister Darryl, was ist mit Ihnen los? Warum reden Sie mal so und mal anders? Und woher kommt diese Nervosität? Sind Sie von irgend jemandem bedroht worden?«
Das saß. Darryl saß auch und konnte deshalb nicht das Gleichgewicht verlieren. Wie ein Schock traf es ihn, daß der Cop auf Anhieb die richtige Vermutung hatte und diese auch noch laut formulierte.
»No, Sir«, stammelte Darryl. »Nein, bestimmt nicht, aber… ich bin so unheimlich nervös heute morgen, das Wetter und…«
»Draußen scheint die Sonne«, sagte Scraygswel gemütlich. »Ein herrliches Wetterchen, leichter Nordwind, der nicht einmal Kälte mit sich bringt, aber salzigen Seegeruch, trotz der paar Meilen Land dazwischen. Das zum Wetter, und jetzt zu Ihrer Nervosität.«
»Soll das ein Verhör sein?« fuhr Darryl in gekünsteltem Zorn auf. »Hören Sie, Mister
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