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0134 - Der Goldene aus der Geisterstadt

0134 - Der Goldene aus der Geisterstadt

Titel: 0134 - Der Goldene aus der Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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war? Ich habe nicht verstanden«, erwiderte sie.
    Der alte Diener wiederholte seine Worte. Jetzt endlich streckte Nicole zögernd die Hand aus und nahm den Umschlag entgegen. Raffael beobachtete sie. Sie ist plötzlich alt geworden, dachte er. Unglaublich alt, von einer Stunde auf die andere. Wer glaubt ihr noch, daß sie fünfundzwanzig ist?
    Und ich? dachte er nach einer Weile.
    Nicole starrte etwas hilflos auf den verschlossenen Umschlag. Nicole Duval, stand handschriftlich auf dem Papier, und eine Zeile darunter: persönlich! Nicole betrachtete die Buchstaben. Von einer Frau geschrieben, dachte sie geistesabwesend.
    Völlig undamenhaft schlitzte sie den LTmschlag mit einem Fingernagel auf und zog einen säuberlich gefalteten weißen Bogen heraus. Sie überflog die handschriftlichen Worte. Es war die gleiche Schrift wie auf dem Umschlag.
    Nicole, wollen Sie Zamorra Wiedersehen? Folgen Sie meinen Anweisungen, denn ich kann helfen. Betreten Sie um Mitternacht sein Arbeitszimmer. Ansu Tanaar
    »Ansu Tanaar«, murmelte Nicole und ließ die Worte förmlich auf ihrer Zunge zergehen. »Ein eigentümlicher Name. Wie Ogo Krul…«
    Nur ungern dachte sie an jene Episode zurück. Ogo Krul war eine dämonische Kreatur gewesen, die mit sieben Vampiren das Château in Besitz genommen hatte. Nur Merlin, der Zauberer, hatte noch Rettung bringen können. [1]
    Damals war Nicole über den Namen Ogo Krul ebenso gestolpert wie jetzt über Ansu Tanaar.
    Aber Ansu Tanaar, das klang so weich, so freundlich, hell und sympathisch, wobei der U-Laut im Vornamen nicht einmal störte. »Ansu Tanaar«, und Nicole versuchte dabei sich diese Frau vorzustellen, denn für sie konnte es nur eine Frau sein. Doch wer war diese Frau? Nicole hatte niemals ihren Namen geört.
    »Wollen Sie Zamorra Wiedersehen? Ich kann helfen…«
    Ratlos zuckte Nicole die Schultern. Raffael sah sie aufmerksam an. »Und Sie wissen nicht, wie dieser Brief ins Château gekommen ist?«
    Raffael schüttelte den Kopf. »Mir unerklärlich, Nicole…«
    Plötzlich erhob sie sich. »Ansu Tanaar… ich werde im Stichwortregister der Bibliothek nachsehen. Vielleicht hat Zamorra dort irgendetwas notiert. Ich glaube, ich ahne fast, daß hier Magie im Spiel ist…«
    Sie ging davon. Immer noch wie eine müde Frau. Nichts war mehr da von der lebendigen, sprühenden Elastizität ihrer Bewegungen. Nicole lebte nur noch zur Hälfte. Eine Hälfte war getötet worden, als Zamorra starb…
    Raffael sah ihr nach, dann erhob er sich ebenfalls, um den Wagen in die Garage zu fahren. Als er zurückkam, war Nicole noch in der Bibliothek. Erst eine halbe Stunde später kehrte sie wieder zurück. Fragend sah Raffael sie an.
    »Nichts«, erwiderte Nicole. »Der Name Ansu Tanaar ist unbekannt. In keinem Register zu finden, weder unter Namen noch im Stichwort-Index.«
    Aus Gründen der Rationalität hatte Zamorra diese Register angelegt, um ohne langes Suchen zu jedem Themenbereich sofort das Richtige finden zu können. Er hatte, erinnerte Nicole sich, sogar geplant, eine Menge Geld zu investieren und diese Karteien durch eine EDV-Anlage ersetzen zu lassen. Denn schon öfter war es vorgekommen, daß jeder Sekundenbruchteil wichtig, lebensrettend sein konnte, und wenn dann im Wissensstoff der Bibliothek erst nach dem richtigen Zaubermittel gesucht werden mußte, kostete das Zeit, sehr viel Zeit. Zamorra, der Dämonenjäger, war gewillt gewesen, die modernste Technik in seinem Kampf gegen die Schwarzblütigen einzusetzen.
    Aber wahrscheinlich würde daraus jetzt wohl nichts mehr werden…
    »Ansu Tanaar«, grübelte Raffael. »Das klingt nach Südsee…«
    »Und das urplötzliche Auftauchen des Briefes zu einem Zeitpunkt, an dem noch niemand wissen konnte, daß Zamorra wirklich tot sei, klingt nach Magie«, überlegte Nicole. »Ich nehme an, daß wir Opfer einer Dämonenfalle geworden sind. Diese schwarze Wand, die plötzlich aus dem Nichts auftauchte…« Und jetzt erst begann sie, Raffael den Hergang des Unfalls zu schildern.
    »Eine Dämonenfalle… aber wer ist diese Ansu Tanaar? Allem Anschein nach steht sie auf der anderen, also auf unserer Seite. Wie sonst hätte sie oder zumindest ihre Para-Kraft für den Brieftransport die M-Sperren von Château Montagne durchbrechen können?« Sowohl sie als auch Raffael wußten über diese Sperren Bescheid, Dämonenbanner und magische Symbole, die das Château zu einer nahezu uneinnehmbaren Festung für Dämonen machte. Im Laufe der Zeit waren diese

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