0134 - Der Goldene aus der Geisterstadt
Zamorra gestorben war, sich schlossen, miteinander verwuchsen. Zamorra schwang sich aus dem Fach, bückte sich, grinste kurz und entfernte die Schnur mit dem Namensschild von seinem Zeh.
Da hielt es Descartes nicht mehr aus. Mit einem wilden Schrei warf er sich herum und raste davon.
Nicole sah ihm einen Moment nach, dann wandte sie sich Zamorra zu. Im letzten Moment, bevor der Körper Zamo Rras im Tunnel endgültig entmaterialisierte, hatte der Professor ihr das Amulett gegeben. Jetzt nahm sie es und hängte es ihm wieder um den Hals. Er machte keine Bewegung der Abwehr.
Und… es geschah nichts!
Das war für Nicole der letzte Beweis. Es war gelungen. Zamorra lebte wieder, war ein normaler Mensch. Wäre er ein Untoter geworden, ein wiederbelebtes, seelenloses Geschöpf des Schattenreiches, wie es bei anderen magischen Wiederbelebungen an der Tagesordnung war - das Amulett hätte sofort reagiert, hätte ihn unweigerlich vernichtet.
Zamorra lächelte und schloß sie in seine Arme.
»Nici«, murmelte er. »Ich liebe dich…«
Sonst nichts.
So fand sie Jean Croixelles, der gerade seinen Spätdienst angetreten hatte, als er an der Spitze von vier bewaffneten Polizisten in den Raum stürzte, zugriff und Nicole zurückriß. »Nekrophilie«, keuchte er entsetzt und starrte erst sie, dann den Wiederauferstandenen an.
Er begriff nie, warum die Lebende und der Tote plötzlich schallend zu lachen begannen.
Erst zwei Stunden später durften sie die Polizeistation verlassen. Jemand hatte im Château angerufen, und Raffael und der immer noch wartende Kommissar Dauvoix waren sofort gekommen. Protokolle waren angefertigt worden, die Zamorra nachträglich als Scheintot gewesenen bestätigten. Die Welle der diversen Prozesse gegeneinander wurde gestoppt. Später rollten sie in Zamorras Zweitwagen, von Raffael gesteuert, zum Château.
»Nici«, flüsterte der Professor. »Du hast mir so unendlich geholfen! Wie kann ich dir nur danken?«
Nicole kuschelte sich eng an ihn. »Ich wüßte schon etwas«, hauchte sie mit unschuldigem Augenaufschlag.
Da seufzte Zamorra auf. Er ahnte Fürchterliches.
»Bei Legrande hängt ein wahnsinnig irres Kleid im Schaufenster«, zwitscherte die süße Nicole. »Wenn du es mir kaufst…«
»Oh, nein«, stöhnte Zamorra. »Nicht schon wieder…« Und als sie zu schmollendem Protest ansetzte, zog er sie einfach noch enger an sich und verschloß ihren so verlockenden Mund einfach mit seinen Lippen.
Nur für einen Sekundenbruchteil dachte er an den Lebenskuß, den er Ansu Tanaar gegeben hatte, dann wischte er den Gedanken ruckartig beiseite. Ansu Tanaar war eine betörende Schönheit, doch seine Nicole, sein Prachtmädchen, dieses herrliche, liebende Geschöpf, war ihm tausendmal lieber.
Nichts vermochte sie zu trennen, absolut nichts. Weder im Diesseits noch im Jenseits…
Und den Rest der Fahrt genossen sie nur noch, sie beide. An Ansu Tanaar dachte niemand mehr.
ENDE
[1] Siehe Professor Zamorra Nr. 116 »König der Vampire«
[2] Siehe Professor Zamorra Nr. 128 »Die Hexe aus dem Fluß«
[3] Siehe Professor Zamorra Nr. 113 »Das Dämonen-Raumschiff«
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