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0135 - Der Rummelplatz-Boß

0135 - Der Rummelplatz-Boß

Titel: 0135 - Der Rummelplatz-Boß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rummelplatz-Boß
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etwas Besseres, so mit Goldportier, Plüsch und roter Beleuchtung. Wir kamen ungefähr eine Stunde nach Mitternacht in das Lokal, und wir kamen gerade richtig: Miß Tilly strapazierte ihre Glieder auf der Bühne im lilafarbenen Scheinwerferlicht.
    »Zwei Whisky, und die Dame dort oben, sobald sie ihre Freiübungen beendet hat«, sagte ich zu dem herbeieilenden Kellner. »Wir sind vom FBI.« Die Whisky erschienen im Raketen-Tempo. Ich beobachtete die letzten Minuten von Tilly Crowns Auftritt. Ich verstehe fast nichts von solchen Tanzdarbietungen, aber ich stellte fest, daß die Frau hübsch aussah und ihre Bewegungen geschmeidig waren. Heute morgen war sie mir in ihrer Wohnung wie ein verschlamptes und verludertes Frauenzimmer vorgekommen. Ich wunderte mich über die Verwandlung, und ich wunderte mich erst richtig, als sie nach dem Ende des Tanzes, in einen Seidenschal gehüllt, an unseren Tisch trat.
    »Oh, Sie sind der G-man von heute morgen?« rief sie und gab mir die Hand. »Habe ich Ihnen gefallen?«
    »Ja, sehr. Bitte, setzen Sie sich!«
    »Wollen Sie am Ende auf Staatskosten eine Flasche Champagner spendieren?«
    »Eigentlich wollte ich nur einige Fragen an Sie richten.«
    Sie lachte. »Bah, sind Sie geizig! Merkwürdig, daß ich Sie trotzdem leiden mag. Wahrscheinlich sind Sie einfach mein Typ.«
    Ich wiederholte meine Aufforderung, sich zu setzen. Sie funkelte mich mit einem Blick an, in dem genug lag, um einem Mann den Kragen eng werden zu lassen.
    »Haben der hohe Herr G-man etwas dagegen, wenn ich mich vorher ausgiebiger bekleide? Sicherlich haben Sie vorhin auf der Bühne gesehen, daß ich unter diesem Shawl keine Polarausrüstung trage.«
    Ich stand auf und sagte:
    »Okay, ich begleite Sie zu Ihrer Garderobe.«
    Sie lehnte sich für einen flüchtigen Augenblick an mich und flüsterte:
    »Sie wollen ein wenig mit mir allein sein, was, G-man?«
    Die Dame irrte. Ich hatte nicht das geringste Bedürfnis zu einem Alleinsein, wie sie sich es vorstellte; aber seitdem mir in Chikago eine Sängerin, die mir einiges über den großen Gangsterboß »Al Capone Nr. II« erzählen sollte, auf dem Umweg über ihre Garderobe entwischte, so daß wir sie erst Stunden später, und dann als Tote, wiederfanden, seitdem also ließ ich niemanden mehr, von dem ich Auskünfte wünschte, aus den Augen.
    Ich wartete vor der Garderobe Tilly Crowns, nachdem ich mich vergewissert hatte, daß sie keinen anderen Ausgang besaß. Schon nach fünf Minuten rief die Tänzerin:
    »Sie können kommen, G-man.«
    Das Umziehen schien darin bestanden zu haben, daß sie den Schal mit einem Morgenrock vertauscht hatte.
    »Soll ich den Champagner in meine Garderobe kommen lassen, G-man? Ich habe zwei Stunden Zeit bis zum nächsten Auftritt.«
    »Es lohnt nicht«, antwortete ich, »wenn Sie meine Frage sofort beantworten. — Warum sind Sie zu Hendirk Chywer gegangen, als ich Sie verlassen hatte?«
    Sie räkelte sich.
    »Ich sagte Ihnen doch, daß ich ihn kenne.«
    »Sie sagten, daß Sie ihn dort gesehen hätten, aber Sie sagten nicht, daß Sie irgendwelchen Kontakt mit ihm hatten.«
    »Hatte ich auch nicht, aber als Sie von ihm sprachen, fiel mir ein, daß ich unbedingt ein paar neue Reklamefotos brauchte. Also ging ich hin.«
    »Machte er Aufnahmen von Ihnen?«
    »Natürlich!«
    »Vielen Dank, Miß Crown. Vielleicht sehen wir uns später noch einmal.«
    Zehn Minuten später stieg ich die Eisentreppe zu Chywers Atelier hoch. Phil war im »Honney-Moon« zurückgeblieben, um die Tänzerin ein wenig im Auge zu behalten.
    Ich mußte lange gegen die Blechtür hämmern, bevor der dicke Fotograf öffnete.
    »Oh, Mr. G-man. So spät in Nacht. Bitte, entschuldigen mich. Ich habe schon geschlafen.«
    »Heute war eine Miß Crown bei Ihnen und ließ Aufnahmen machen. Kann ich die Bilder sehen?«
    Er grinste schmierig. »Interessiert Sie die Dame? Bitte, treten ein, aber Bilder sind noch naß.«
    Tatsächlich hingen, mit Klammern an einem Strick befestigt, der quer durch das Zimmer gespannt war, fünf Aufnahmen von Tilly Crown, jede in einer anderen Pose, aber alle in dem gleichen dürftigen Kostüm.
    »Zufrieden?« fragte Chywer. »Schöne Frau, nicht wahr.«
    »Hm«, antwortete ich. »Entschuldigen Sie die Störung, Mr. Chywer.«
    Ich holte Phil aus dem »Honney-Moon« ab.
    »Nun?« fragte er.
    »Nichts! Der Fotograf hat tatsächlich Bilder von ihr gemacht.«
    »Sie ist also wirklich deswegen zu ihm gegangen.«
    Ich antwortete nicht sofort, aber ich kaute den

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