0135 - Der Rummelplatz-Boß
Ky Cushing, und sie erklang ganz aus der Nähe.
Ein anderer Mann schrie schrill.
Ich rannte blind vorwärts in die Finsternis hinein, prallte gegen eine Wand mit solcher Heftigkeit, daß ich fast in die Knie brach.
Ich ließ eine Hand an der Wand und rannte sie entlang. Plötzlich hörte sie auf. Wieder stolperte ich über die Kette.
Ganz in der Nähe schrie jemand: »Hilfe! Hilfe!«
Ich hörte das Keuchen ringender Männer und einen gellenden, in höchster Angst ausgestoßenen Schrei.
In diesem Augenblick löste einer der rollenden Wagen einen Kontakt. Licht ergoß sich über die bucklige Gestalt eines abgrundhäßlichen Frankenstein-Gespenstes, das riesige behaarte Klauen krampfhaft öffnete und schieß.
Das Licht, das Frankenstein beleuchtete, beleuchtete auch die Gestalten zweier Männer. Der eine kniete auf der Brust des anderen und hob den Arm. In der Faust blitzte ein Messer.
Ich riß den Mann in einem Hechtsprung von seinem Opfer herunter. Er schlug wie wild um sich. Ich schlug genauso wild zurück. Einmal fühlte ich, wie er mich mit dem Messer an der Hüfte erwischte.
Frankenstein erschien. Ich sah für eine Sekunde Ky Cushing? Gesicht. Ich schlug mit der geballten Faust zu, wie ich vielleicht noch nie zugeschlagen hatte. Er gab einen gurgelnden Laut von sich und streckte sich.
Wieder Finsternis. Ich sprang über die Kette hinweg, um den Mann zu suchen, auf dem Cushing gekniet hatte. Ich hörte sein Stöhnen und sah ihn, als der nächste Wagen den Kontakt auslöste.
Plötzlich war ich in blendend helles Licht getaucht, und dieses Licht stammte nicht von einem Beleuchtungseffekt der Geisterbahn, sondern kam aus der starken Taschenlampe in der Hand eines Mannes.
Hinter der Taschenlampe blitzte es auf. Ich ließ mich fallen. Wieder blitzte es. Die Kugel zischte so nah vorbei, daß ich den Luftzug spürte.
Ein neuer Wagen rollte um die Ecke in diesen Gang der Geisterbahn hinein, und auf diesem Wagen saß ein Mann,, dessen Taschenlampenschein die Gestalt des anderen Mannes erfaßte.
Der Mann fuhr herum. Vom Wagen blitzten zwei Schüsse. Der Mann machte eine halbe Drehung. Sein schwarzer .Hut fiel herunter. Für einen Augenblick sah ich das glatte, graue Haar von James B. Tolden.
Dann fiel er. Er fiel auf den Kontakt.
Von dem Wagen sprang Phil.
»Jerry!« rief er. »Alles okay?«
»Okay«, antwortete ich.
***
Insgesamt war ich wirklich leidlich davongekommen. Cushings zweiter Messerstich war fast noch harmloser als der erste. Er hatte mir ein bißchen Haut von der Hüfte gesäbelt. Toldens Kugeln hatten mich nicht erwischt.
Der Mann, von dem ich Cushing heruntergeholt hatte, war übler daran. Er mußte sofort in ein Hospital geschafft werden. Als Phil ihm ins Gesicht leuchtete, sahen wir, daß es Jonathan Healthy war, der Geschäftsführer des »Funnny-Clubs«.
James B. Tolden lag mit zwei Kugeln aus Phils Null-acht auf dem Gesicht, aber auch er lebte noch.
Wenige Minuten nach Phil drangen eine Menge Cops in die Geisterbahn ein. Im nüchternen Licht der Scheinwerfer verloren die Henker, Teufel, Gorillas und Frankensteins jeglichen Schrecken und verwandelten sich in das, was sie in Wahrheit waren: Gestelle aus schlecht bemaltem Stoff, gefüllt mit Sägespänen und bewegt von Drähten und Elektromotoren.
Die Polizisten sammelten noch zwei Gangster aus dem Labyrinth der Bahn. Sie leisteten keinen Widerstand.
Die drei Ganoven, die ich in der Obhut der Matrosen gelassen hatte, mußten abtransportiert werden. Sie konnten selbst nicht mehr gehen. Die Matrosen krempelten sich die Ärmel wieder herunter und erklärten gelassen:
»Die Boys wollten türmen. Zur Verhinderung eines Fluchtversuches mußten wir ein wenig rauh werden.«
***
Es vergingen Wochen, bis wir alles geklärt hatten, bis wir wußten, wie der Gang entstanden und wie er organisiert worden war.
Am Anfang stand der Brand jener pharmazeutischen Fabrik, deren Besitzer James B. Tolden war.
Es stimmte, daß die Fabrik nicht pleite war, als sie abbrannte, aber Tolden hatte damals schon private Schulden, die dadurch entstanden waren, daß er in Las Vegas zu lange am Spieltisch gesessen hatte.
Um die Schulden abzudecken, verkaufte er eine große Menge des Kokains, das ihm zur Herstellung von Medikamenten zur Verfügung stand, an einen Rauschgiftgangster. Der Gangster versuchte, das Zeug per Schiff nach dem Süden zu schmuggeln. Er geriet in ein Feuergefecht mit der Polizei. Als er zu türmen versuchte, rannte er gegen einen großen
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