0137 - Luzifers Ende
grauenerregenden Saugnäpfen fuchtelten wild durch die Luft.
Nicoles Mund war weit geöffnet, doch kein Schrei kam über ihre Lippen. Noch einmal überfiel sie das Entsetzen, das sie in der Nacht beim Anblick der Bestie verspürt hatte.
Bill gab wieder Schub. Das Ungeheuer glitt vom Schiffsbug ab. Zamorra schrie von unten irgendetwas, das Bill nicht verstand. War es eine Kursanweisung gewesen?
Er sprang aus dem Sitz hoch, stand hinter dem Steuerpaneel, um in dieser Position besser sehen zu können, was an Deck vorging. Er schob den Fahrthebel auf volle Kraft. Über tausend PS entfalteten ihre Kraft und rissen das Schiff vorwärts.
Bill sah Roc’han taumeln, eine der Bomben in der Hand. Der Sprengkörper wurden dem Mann aus den Händen geschlenkert. Während er auf die Decksplanken stürzte, segelte die Bombe irgendwohin ins Wasser - und detonierte!
Die Druckwelle erfaßte das Schiff und versetzte es um sieben Meter seitwärts. Bill drosselte das Tempo. Er sah einen dunklen Körper durch die Fluten gleiten. Das Ungeheuer! Es war unverletzt und jagte anscheinend dem Schiff nach!
»Es greift an!« schrie LeBreuic in panischer Angst.
Roc’han war wieder auf die Beine gekommen. Eiskalt riß der junge Mann die zweite Bombe aus dem Kasten, nahm einen wahnsinnigen Anlauf und schleuderte den schweren Sprengkörper. Im letzten Moment konnte er seinen Lauf noch vor der Reling stoppen und warf sich zu Boden.
Wieder raste eine Wasserfontäne in den Himmel, die Druckwelle legte die Yacht schräg.
Doch abermals war das Ungeheuer unverletzt geblieben! Es hatte jetzt die Yacht fast erreicht!
Nur noch eine Bombe!
Bill wußte ebensogut wie alle anderen an Bord, daß das Schiff eine zweite Begegnung mit dem Tiefseemonster nicht überstehen würde. Seine Hand lag auf dem Fahrthebel, während er Roc’han beobachtete. Der Bretone hatte die dritte Bombe wurfbereit.
Er sah zur Brücke empor. Kurz hob er die Hand. Bill nickte. Er ahnte, was der Freiheitskämpfer plante, und machte sich bereit.
Eiskalt wartete Marcel Roc’han, bis die Bestie nur noch einen halben Meter von der Schiffswand entfernt war. Dann warf er die Bombe.
Im gleichen Moment gab Bill Vollschub und sah den Bretonen verschwinden. War er über Bord geflogen?
Die dritte Explosion brüllte hinter ihnen auf. Das Beschleunigungsvermögen der Yacht hatte knapp gereicht.
Und diesmal war es gelungen.
Als das Wasser sich wieder beruhigt hatte und Bill die rasende Fahrt drosselte, kletterte Zamorra zur Brücke empor. Der Bretone folgte ihm. Er hatte sich lediglich in Erwartung der Druckwelle fallenlassen.
Zamorra deutete dorthin, wo die letzte Explosion sich ausgetobt hatte. Dort schwamm ein zerfetzter, unförmiger Körper an die Oberfläche. Doch dort blieb er nicht lange. Ein bläuliches Glühen umgab die teuflische Kreatur - und löste sie langsam auf…
Nichts blieb zurück.
Bill Fleming atmete auf. »Das war hart«, murmelte er.
Zamorra nickte. »Noch einmal möchte ich so etwas nicht erleben. Doch jetzt…« Er sah Nicole an. »Jetzt sollten wir uns eine Erholungspause gönnen. Hier gibt es herrliche Zweierkabinen, Nici. Bill kann sich inzwischen um die Beschädigungen am Schiffsbug kümmern. Ich glaube, wir haben uns die Erholung verdient.«
Als Bill mit grimmigem Gesicht die Faust hob, beeilte Zamorra sich, mit Nicole die Brücke zu verlassen. »Komm, lassen wir Bill mit seinem Frust allein…« murmelte er.
Nicole folgte ihm.
»Aber unfair war es eigentlich doch«, flüsterte sie schließlich.
Doch darauf reagierte der Professor längst nicht mehr. Er hatte andere Dinge im Kopf…
ENDE
[1] Siehe Professor Zamorra Nr. 136 »Clan der Vampire«
[2] Siehe Professor Zamorra Nr. 111 »Lockruf aus dem Jenseits«
[3] Siehe Professor Zamorra Nr. 130 »Der Unheimliche aus Lemuria«
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