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014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

Titel: 014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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gehen und ein Wörtchen mit ihm reden. Nebenbei bemerkt ist der Mensch, der gestern nacht an Ihrer Wohnungstür war, ein Schützling von Mr. Lyne, er ist ihm mit Leib und Seele ergeben. Den Kerl müssen wir gut im Auge behalten. Die Sache gibt meinem Leben neuen Reiz!« Er hörte, wie sie leise lachte.
    »Muß ich erst ermordet werden, damit ein Detektiv seine Freude hat?« fragte sie vergnügt, und auch er lächelte.
    »Auf alle Fälle werde ich Lyne morgen aufsuchen«, sagte er.
    Aber die Unterredung, die Jack Tarling plante, sollte niemals stattfinden.
    Am nächsten Morgen ging ein Arbeiter frühzeitig durch den Hydepark, um schneller zu seiner Arbeitsstelle zu kommen. Auf seinem Weg sah er an der Seite eines Fahrweges einen Mann im Gras liegen. Er war angekleidet, nur fehlten Rock und Weste. Ein seidenes Damennachthemd war um seine Brust gewunden. Es war ganz mit Blut befleckt. Die Hände des Mannes waren über der Brust gefaltet, und ein Strauß gelber Narzissen lag zwischen seinen Händen.
    Um elf Uhr morgens brachten die Zeitungen ausführliche Berichte, daß die Leiche, die im Hydepark gefunden wurde, identifiziert war. Es war niemand anders als Thornton Lyne, und der tödliche Schuß war mitten durch das Herz gegangen.

5
    »Die Londoner Polizeibehörden stehen einem sonderbaren Mord gegenüber, den so merkwürdige Nebenumstände begleiten, daß es nicht übertrieben wäre, dieses Verbrechen als das Geheimnis dieses Jahrhunderts zu bezeichnen. Eine bekannte Erscheinung der Londoner Gesellschaft, Mr. Thornton Lyne, der Chef eines großen Warenhauses, ein nicht unbedeutender Dichter, ein Millionär, der wegen seiner menschenfreundlichen Bestrebungen allgemein bekannt ist, wurde heute in den frühen Morgenstunden in einer Lage aufgefunden, die nicht den geringsten Zweifel darüber läßt, daß er ermordet wurde.
    Heute morgen um halb sechs kam Thomas Savage, ein Maurer, auf seinem Weg durch den Hydepark und sah eine Gestalt in der Nähe des Fahrweges liegen. Er eilte hin und entdeckte, daß der Mann schon mehrere Stunden tot sein mußte. Der Tote hatte weder Rock noch Weste an, aber um seine Brust war ein seidenes Kleidungsstück geschlungen, offenbar um die stark blutende Wunde in der linken Seite zu stillen. Die Hände waren auf der Brust gekreuzt.
    Am merkwürdigsten ist aber, daß der Mörder die Leiche in dieser besonderen Stellung hingelegt haben muß. Auf der Brust des Toten fand sich auch noch ein Strauß gelber Narzissen. Die Polizei war bald zur Stelle, und nachdem die nötigen Feststellungen gemacht waren, wurde die Leiche entfernt. Die Beamten sind der Ansicht, daß der Mord nicht im Hydepark begangen wurde, sondern daß der Unglückliche an einem anderen Ort getötet und in seinem eigenen Auto in den Park gebracht wurde, denn sein Wagen stand verlassen etwa hundert Meter von dem Fundort. Wie wir hörten, ist die Polizei auf einer sehr wichtigen Spur, und eine Verhaftung steht unmittelbar bevor.«
    Mr. J. O. Tarling, früher Mitglied der Geheimpolizei in Schanghai, las diesen kurzen Bericht und wurde sehr nachdenklich.
    Lyne war ermordet worden! Es war ein ungewöhnlicher Zufall, daß er gerade vor einigen Tagen mit diesem jungen Mann in Berührung gekommen war.
    Tarling selbst wußte eigentlich nichts von Lynes Privatleben. Er vermutete nur nach dem, wis er von dessen kurzem Aufenthalt in Schanghai erfahren hatte, daß manche seiner Erlebnisse dunkel waren. Er erinnerte sich jetzt schwach an eine Skandalgeschichte, die mit Lynes Namen verknüpft war, und suchte sich nun wieder alle Einzelheiten ins Gedächtnis zurückzurufen. Er legte die Zeitung nieder. Es tat ihm in diesem Augenblick leid, daß er nicht Beamter von Scotland Yard war. Das wäre ein wunderbarer Fall für ihn gewesen. Hier war ein Geheimnis, für das sich die Öffentlichkeit in hohem Maße interessieren würde und das aufzuklären sich sicher lohnte!
    Seine Gedanken wanderten zu Odette Rider. Was würde sie dazu sagen? Gewiß würden sie Entsetzen und Schrecken über diese Untat packen. Es war ihm sehr peinlich, als er daran dachte, daß man sie, wenn auch nur indirekt und entfernt, mit dieser öffentlichen Skandalgeschichte in Verbindung bringen könnte. Wahrscheinlich würden die Zeitungen ihren Namen erwähnen und die Tatsache berichten, daß sie mit dem Toten einen Streit gehabt hatte.
    »Ganz unmöglich«, sagte er halblaut vor sich hin. Er ging schnell zur Tür und rief Ling Chu.
    Der Chinese kam sofort schweigend

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