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014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

Titel: 014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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als der Mord geschah, hatte der Expreß nach dem Kontinent einen Unglücksfall.«
    »Ich besinne mich, daß ich etwas darüber in der Zeitung gelesen hatte, aber ich war zu sehr von der anderen Sache in Anspruch genommen. Was ist denn dort passiert?«
    »Ein großer Koffer, der auf der Plattform hinten stand, fiel während der Fahrt zwischen zwei Wagen, und der eine Wagen sprang aus den Schienen. Es wurde allerdings nur eine Dame verletzt, eine gewisse Miss Stevens. Offensichtlich hat sie nur eine geringe Gehirnerschütterung davongetragen. Der Zug hielt natürlich sofort - und man brachte sie in das Cottage-Hospital, wo sie jetzt noch liegt. Die Tochter des Fahrkartenkontrolleurs, dem ich jetzt die Sache erzählte, ist Krankenschwester in dem Hospital und hat ihrem Vater berichtet, daß diese Miss Stevens, bevor sie das Bewußtsein wiedererlangte, phantasierte und dabei mehrmals einen Mr. Lyne und einen Mr. Milburgh erwähnte!«
    Tarling hatte sich vollständig aufgerichtet und sah Whiteside durch zusammengekniffene Augenlider an.
    »Erzählen Sie weiter.«
    »Ich konnte von dem Beamten nur noch erfahren, daß seine Tochter den Eindruck hatte, als ob die Dame mit Mr. Lyne und Mr. Milburgh heftige Auseinandersetzungen gehabt hatte.«
    Tarling hatte sich erhoben und seinen Schlafrock abgelegt. Er schlug mit den Fingerknöcheln auf einen Gong. Ling Chu erschien, und Tarling gab ihm in chinesisch einen Auftrag, den Whiteside nicht verstehen konnte.
    »Sie fahren nach Ashford? Das dachte ich mir. Darf ich Sie begleiten?« fragte Whiteside.
    »Nein, ich danke Ihnen«, erwiderte Tarling. »Ich werde allein fahren. Ich habe den bestimmten Eindruck, daß Miss Stevens durch ihre Aussagen den Fall Lyne aufklären kann, und das wird vielleicht mehr Licht in die verworrenen Ereignisse bringen können als alle Aussagen, die wir bisher zu Protokoll genommen haben.«
    In Ashford konnte er nur schwer einen Wagen bekommen, denn es regnete heftig. Unvorsichtigerweise hatte er weder einen Regenmantel noch einen Schirm mitgenommen.
    Als er an dem Cottage-Hospital ankam, wurde er von der Oberin sofort über den wichtigsten Punkt aufgeklärt.
    »O ja, Miss Stevens ist noch hier«, sagte sie. Er seufzte erleichtert auf. Es wäre auch möglich gewesen, daß sie schon entlassen worden war.
    Die ältere Dame zeigte ihm den Weg durch lange Korridore bis zu einem kleinen Vorplatz. Kurz vorher öffnete sie eine kleine Tür zur rechten Hand.
    »Wir haben sie hier in dieses Privatzimmer gelegt, weil wir zuerst dachten, sie müßte operiert werden.«
    Tarling trat ein. Er konnte von der Tür aus das Bett sehen. Das Mädchen wandte den Kopf, und ihre Blicke trafen sich . . .
    ›Miss Stevens‹ war Odette Rider!

11
    Zuerst sprach keiner von beiden. Tarling ging langsam auf sie zu, nahm einen Stuhl, stellte ihn an die Seite des Bettes und setzte sich. Er wandte keinen Blick von dem Mädchen.
    Odette Rider, nach der die Polizei von ganz England suchte, gegen die ein Verhaftungsbefehl ergangen war, weil sie im Verdacht des vorsätzlichen Mordes stand, lag hier in diesem kleinen Hospital. Einen Augenblick lang war Tarling im Zweifel. Wäre er nicht an dem Fall interessiert gewesen, hätte er ihn als unbeteiligter Zuschauer beobachtet, wäre ihm dieses Mädchen nicht so wertvoll gewesen, so hätte er sich sofort gesagt, daß sie sich hier versteckt hielt und dieses kleine Hospital als sicheren Zufluchtsort gewählt hatte. Der falsche Name, unter dem sie sich hier aufhielt, war schon verdächtig genug.
    Odettes Augen hingen an seinem Gesicht. Er las darin Schrecken und Entsetzen und war äußerst bestürzt. Jetzt erst wurde ihm klar, daß der Hauptantrieb für ihn bei der Aufklärung des Mordes an Thornton Lyne nicht darin bestand, den Mörder zu fangen, sondern die Unschuld dieses Mädchens zu beweisen.
    »Mr. Tarling«, sagte sie leise und mit gebrochener Stimme, »ich hatte nicht erwartet, Sie hier zu sehen.«
    Es war eine überflüssige Bemerkung, die nicht im geringsten dazu beitrug, die Situation zu klären. Besonders ihr schienen diese Worte sehr verfehlt, da sie sich doch alles zurechtgelegt hatte, was sie ihm bei dieser Gelegenheit sagen wollte. Denn ihre Gedanken waren, seit sie das Bewußtsein wiedererlangt hatte, bei dem Mann mit den kühn geschnittenen Gesichtszügen. Was mochte er von ihr denken, was würde er sagen und was unter gewissen Umständen tun?
    »Das glaube ich auch«, erwiderte Tarling höflich. »Es tut mir leid, daß Sie

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