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014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

Titel: 014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Finger.
    »Es ist mir unmöglich«, sagte sie einfach. »Ich kann es nicht.«
    Tarling rückte vor Aufregung seinen Stuhl zurück. Dieser Fall war hoffnungslos! Wenn sie ihm doch nur die geringste Andeutung gemacht hätte, die ihm einen weiteren Aufschluß ermöglichte. Wenn sie nur gegen alles protestiert, ihre Unschuld beteuert hätte! Er verlor den Mut und sah sie nur hilflos und traurig an.
    »Nehmen wir einmal an«, sagte er heiser, »daß nun eine Anklage gegen Sie erhoben wird wegen dieses -Verbrechens. Wollen Sie mir sagen, daß Sie sich dann nicht verteidigen, nicht Ihre Unschuld beweisen, nichts vorbringen wollen, was Sie entlasten könnte?«
    »Ja, das wollte ich damit ausdrücken.«
    »Mein Gott, Sie wissen nicht, was Sie sagen!« rief er und sprang auf. »Sie sind nicht bei Sinnen, Odette, Sie sind wahnsinnig!«
    Ein schwaches Lächeln huschte über ihre Züge, als ihr bewußt wurde, daß er sie mit ihrem Vornamen angeredet hatte.
    »Nein, Mr. Tarling, ich bin nicht wahnsinnig, ich bin bei vollständig klarem Verstand.«
    Sie sah ihn nachdenklich an, aber plötzlich schien sie ihre feste Haltung zu verlieren und wurde bleich.
    »Sie - Sie - haben einen Haftbefehl für mich!« sagte sie leise.
    Er nickte.
    »Wollen Sie mich verhaften?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein«, sagte er kurz. »Das muß ich anderen überlassen. Ich bin ganz elend von dieser Geschichte, ich will mich zurückziehen.«
    »Er hat Sie hierhergeschickt?« fragte sie langsam.
    »Er?«
    »Ich besinne mich darauf. Sie waren doch für ihn tätig, oder er wollte Sie für sich engagieren.«
    »Von wem sprechen Sie denn?« fragte Tarling schnell.
    »Von Thornton Lyne.«
    Tarling starrte sie an.
    »Sie sprechen von Thornton Lyne? Ja, wissen Sie denn nicht -«
    »Was sollte ich wissen?« fragte sie stirnrunzelnd.
    »Daß Thornton Lyne tot ist! Und daß der Haftbefehl gegen Sie wegen seiner Ermordung erlassen wurde?«
    Sie starrte ihn einen Augenblick mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Tot!« rief sie atemlos. »Tot! Thornton Lyne ist tot! Das ist doch nicht Ihr Ernst?« Sie klammerte sich an seinen Arm. »Sagen Sie mir, daß es nicht wahr ist! Thornton Lyne ist nicht ermordet!«
    Sie schwankte und fiel nach vorn über. Tarling kniete schnell neben ihrem Bett nieder und fing sie auf, als sie ohnmächtig wurde.

12
    Während die Krankenschwester sich um Odette bemühte, suchte Tarling den Chefarzt des Hospitals auf.
    »Ich glaube nicht, daß der Zustand von Miss Stevens irgendwie bedenklich ist. Ich hätte sie schon gestern entlassen können und habe sie nur auf ihre Bitte hin hiergelassen. Stimmt es übrigens, daß sie in Verbindung mit dem ›Narzissenmord‹ gesucht wird?«
    »Ja, wir brauchen sie als Zeugin«, erwiderte Tarling ausweichend. Es war ihm aber klar, daß seine Antwort nicht recht glaubwürdig klang, denn die Tatsache, daß ein Haftbefehl gegen Odette Rider erlassen worden war, mußte allgemein bekannt sein. Ihre Personenbeschreibung und alle näheren Umstände waren den Direktionen der Hospitäler und der öffentlichen Anstalten ohne Verzug zugesandt worden. Die nächsten Worte des Arztes bestätigten auch seine Annahme.
    »Als Zeugin?« fragte er trocken. »Nun, ich möchte nicht in Ihre und noch weniger in die Geheimnisse von Scotland Yard eindringen, aber vielleicht dient Ihnen, wenn ich erkläre, daß sie imstande ist, das Krankenhaus sofort zu verlassen.«
    Es klopfte an die Tür, und die Oberin trat in das Büro des Arztes ein.
    »Miss Stevens möchte Sie sprechen«, sagte sie zu Tarling. Der Detektiv nahm seinen Hut und ging in das kleine Krankenzimmer zurück.
    Sie war aufgestanden und saß in ihrem Morgenrock in einem Armsessel. Mit einer Handbewegung lud sie Tarling ein, an ihrer Seite Platz zu nehmen. Aber erst als die Krankenschwester gegangen war, begann sie zu sprechen.
    »Es war unverzeihlich von mir, schwach zu werden, Mr. Tarling. Aber die Nachricht war so schrecklich und kam mir so unerwartet. Würden Sie nicht so gut sein, mir alle näheren Umstände mitzuteilen? Ich habe seit meiner Einlieferung ins Krankenhaus keine Zeitung mehr gelesen. Ich hörte, wie eine der Krankenpflegerinnen von dem ›Narzissenmord‹ sprach - ist das etwa -?«
    Sie zögerte, und Tarling nickte. Es war ihm jetzt viel leichter ums Herz, und er war beinahe froh. Er zweifelte nicht im mindesten daran, daß sie unschuldig war. Das ganze Leben erschien ihm wieder freundlicher.
    »Thornton Lyne wurde in der Nacht vom 14. zum 15.

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