014 - Die Insel der wandelnden Toten
denn gefunden?«
»Das war gar nicht schwer.«
Die Stimme war schon ganz nahe. Ein seltsamer Geruch wehte Marcello plötzlich in die Nase. Es roch nach Verwesung.
Es war der gleiche Gestank wie in seinem Nachtlokal, als die Monster ins Lokal stürmten. Zwischen den Büschen tauchten jetzt zwei Gestalten auf.
»Da sind wir!« rief die Stimme, die angeblich Umberto gehören sollte.
»Taschenlampen einschalten!« befahl Marcello.
Das Licht der beiden Taschenlampen fiel auf zwei furchterregende Gestalten. Vielleicht handelte es sich tatsächlich um Umberto und Franko, aber das war nicht mehr festzustellen. Ihre Gesichter waren vom schwarzen Tod zerfressen. Sie schrien beide auf, als das Licht sie traf, und hoben die knöchernen Arme schützend vors Gesicht. Die Männer begannen zu feuern, ohne erst Marcellos Befehl abzuwarten, doch die Kugeln gingen fast wirkungslos durch die Körper der beiden Untoten hindurch; diese wurden nur von dem Aufprall der Geschosse erschüttert.
Der eine Untote entriß dem links von ihm stehenden Mann die Taschenlampe und schleuderte sie fort. Der kleinere der beiden, bei dem es sich um Franko handeln mußte, stürzte sich auf einen anderen, der gerade ein neues Magazin in seine Pistole schob.
»Zur Seite!« schrie Marcello.
Dann schaltete er den Flammenwerfer ein. Franko wurde mitsamt dem Mann, mit dem er rang, von den Flammen erfaßt. Die beiden wurden wie von einer Sturmbö davongeschleudert. Marcello schwenkte den Flammenwerfer herum und erfaßte mit der lodernden Zunge Umberto. Er konnte jedoch nicht verhindern, daß ein zweiter seiner Männer in den Bereich der Flammen kam. Umberto versuchte sich in den Dschungel zu retten, aber Marcello schickte ihm einen zweiten Feuerstrahl nach, unter dem er zusammenbrach.
Dann war alles vorbei. Die beiden Untoten brannten wie Zunder, ebenso wie ihre beiden Opfer.
Marcello wandte den Blick ab, als er zu den drei Überlebenden sagte: »Nehmt mit, was ihr tragen könnt! Und dann nichts wie weg von hier!«
Marcello Sanza und seine Männer waren vor Durst und Hunger schon halb wahnsinnig. Als sie an diesem Morgen die Konservendosen öffneten, hatten sie eine böse Überraschung erlebt. Das Büchsenfleisch war von Maden und Würmern durchsetzt gewesen. Sie hatten eine Dose nach der anderen geöffnet, jede hatte den gleichen Anblick geboten.
Sie hatten alles weggeworfen, aber bald war ihr Hunger so groß geworden, daß sie dies zu bereuen begannen. Sie machten Marcello Vorwürfe, weil er so voreilig gehandelt hatte. Hinzu kam, daß sie überhaupt nicht mehr wußten, wo sie sich befanden. Sie konnten sich nicht einmal am Stand der Sonne orientieren, weil eine dunkle Wolkendecke den Himmel verdüsterte. Und dann kam die Dämmerung – und sie hörten wieder das Lachen der geisterhaften Frau. Zuerst glaubten sie, endgültig den Verstand verloren zu haben, aber dann sahen sie sie barfüßig durch den Dschungel laufen. Sie blieb immer wieder stehen und gab sich dabei überaus kokett, so als wollte sie die Männer verspotten. Sobald diese in ihre Nähe kamen, schwebte sie wie eine Elfe davon.
Die vier Männer folgten ihr. Da erstarrte die Frau auf einmal. Sie stand bewegungslos zwischen den Büschen, von Lianen und exotischen Blüten umrankt.
Die Männer kamen fasziniert, aber mit einer gewissen Scheu näher.
»Es sieht so aus, als sei sie aus Marmor«, sagte einer.
»Sie ist auch aus Stein!« hörte sich Marcello sagen. Warum wehrte er sich gegen die Faszination, die von diesem göttlichen Geschöpf ausging? Tief in seinem Innern meldete sich eine Stimme, die ihn vor der Berührung dieser Steinstatue warnte.
»Nicht näher!« rief er seinen Leuten zu.
»Aber ich muß dieses Mädchen umarmen«, sagte einer der Männer.
»Zurück!« schrie Marcello. Er rannte dem Mann nach, doch dessen Vorsprung war schon zu groß. Er hatte die Mädchenstatue bereits erreicht und umfaßte ihren steinernen Körper.
Da bewegten sich ihre Arme und umklammerten ihn mit tödlichem Griff. Als sie Minuten später in ihre ursprüngliche Stellung ruckten, fiel der Mann leblos zu Boden. Um seine Körpermitte zog sich ein schwarzer Streifen.
Marcello verbrannte den Mann. Über ihnen erklang das spöttische Gelächter eines Mädchens.
Die Männer kämpften sich weiter ihren Weg durch den Dschungel, bis sie ein Licht sahen. Sie pirschten sich vorsichtig heran und blickten voll ungläubigem Staunen auf die Szene, die sich ihnen bot.
Sie standen vor einer großen
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