0140 - Der Dybbuk
welche Möglichkeiten ihm offenstanden, sich auszuweisen. Es war eigentlich fast unmöglich. Er suchte nach einer Begebenheit, die nur dem Arzt und ihm, Loew, bekannt sein konnte…
...und wurde von einem erneuten Angriff Nicoles überrascht. Immer noch dachte sie nicht daran, aufzugeben und machte einen weiteren Vorstoß. Von einer Sekunde zur anderen war Loew blind.
»Nein!« brüllte er. »Nicht - zurück, laß mich sehen! Wir…«
In panischer Angst schlug er um sich. Das Lenkrad des rasenden Wagens wurde herumgerissen. Reifen kreischten, als der schwere Thunderbird herumschwang. Noch lauter und entsetzter schrie Loew. Dann kam der Aufprall. Sie krachten irgendwo gegen. Metall verformte sich, der Ruck schleuderte Nicoles Körper gegen das Lenkrad. Sie stöhnte auf. Alles in ihr vibrierte und begann zu schmerzen. Der verletzte Arm schmerzte, als wolle er ihr abfallen, und dieser Schmerz gab ihr Kraft, Ramon Loew noch weiter zurückzudrängen. Dabei gewahrte sie, daß sie von einer grünlich flimmernden Hülle umgeben war. Das Amulett! Im letzten Moment hatte es einen Schutzschirm errichtet, der Nicole vor dem Schlimmsten bewahrt hatte.
Sie versuchte die Tür zu öffnen. Doch es gelang ihr nicht. Die Karosserie hatte sich vollständig verzogen, und ihre Kraft reichte nicht aus. Jetzt, wo der Wagen stillstand und keine unmittelbare Gefahr mehr bestand, erlosch der Schutzschirm wieder. Daraus schloß Nicole, daß auch keine Explosionsgefahr bestand. Dennoch schaltete sie vorsichtshalber die Zündung aus.
Sie sah nach draußen. Der Wagen war vor eines der ersten Häuser von Akron geknallt. Im Haus flammten jetzt die ersten Lichter auf. Offenbar hatte man sich bereits zum Schlafengehen zurückgezogen. Nicole sah auf ihre Armbanduhr. Es war fast Mitternacht!
Fast alle Scheiben waren zertrümmert. Sie begann, sich durch die Stirnseite ins Freie zu zwängen. Der verletzte Arm mit der darin steckenden Kugel behinderte dabei enorm.
Sie war noch nicht ganz frei, als sie die flackernden Rotlichter sah. Ein Patrol Car, offenbar von einem der Hausbewohner alarmiert, näherte sich mit hoher Geschwindigkeit und stoppte neben dem Schrottfahrzeug. Drei Cops sprangen heraus. Zwei packten sofort hilfreich zu und zogen Nicole ins Freie. »Oh, verletzt«, murmelte einer. »Phil, funk eine Ambulanz an!«
Dieser Phil kehrte wieder zum Wagen zurück. Die beiden anderen starrten kopfschüttelnd das Wrack an. Ein paar Menschen waren aus dem Haus gekommen. Einer, offensichtlich der Hauseigentümer, kam armeschwenkend auf Ni cole zu. »Was haben Sie sich dabei eigentlich gedacht?« keifte er. »Der ganze Verputz ist hin, das Mauerwerk angeschlagen! Was haben Sie dazu zu sagen?«
Nicole starrte ihn an. In ihrem Arm saß der ziehende und pochende Schmerz und kroch langsam zur Schulter aufwärts. Die Kugel machte sich bemerkbar.
»Fast nichts«, erwiderte sie kühl. »Aber das Haus wird ganz bestimmt gleich einstürzen. Bringen Sie sich schon mal in Sicherheit, am besten laufen Sie bis nach Mexiko!«
»Auch noch frech werden?« keifte der Mann und ging auf Nicole zu. Einer der Polizisten, Typ Kleiderschrank, schob sich dazwischen. »Langsam, Guy, die Lady ist verletzt. Außerdem kümmern wir uns schon um die Sache, klar?« Er wandte ihm seinen breiten Rücken zu und musterte Nicole. »Wie konnte das passieren?« fragte er. »Übermüdung, Drogen? Sie können von Glück sagen, daß Sie nur die Armverletzung davongetragen haben… aber die sieht doch ein wenig seltsam aus. Darf ich mal?« Im nächsten Moment hatte er den kurzen Ärmel ihrer Bluse hochgeschoben. »Steckschuß«, sagte er kühl. »Wie sind Sie daran gekommen? Eine kleine Gangsterjagd wie in Chicago? Oder gehören Sie selbst zur Mafia?« Mißtrauisch betrachtete er ihr Amulett.
»Weisen Sie sich bitte aus«, verlangte der andere.
»Ich habe meinen Paß nicht bei mir«, sagte sie. »Mein Name ist Nicole Duval.«
»Französin?« murmelte der Kleiderschrank überrascht. Sein Kollege sah sich den Wagen näher an. Besonderes Augenmerk schenkte er dem Kennzeichen. »Michigan«, brummte er erstaunt. Dann brüllte er seinem Kollegen zu, der gerade wieder aus dem Streifenwagen steigen wollte: »Phil, laß feststellen, auf welchen Namen der Wagen zugelassen ist!« Er schrie ihm noch die Buchstaben-Zahlen-Kombination zu und murmelte dann: »Vielleicht ist der Wagen gestohlen, eh?«
Als Nicole nickte, zeigte er sich fassungslos.
»Oha«, murmelte der Kleiderschranktyp. »Das
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