0140 - Der Dybbuk
und erleuchete den großen Vorplatz.
Es war wie ein Schock. Bill erwachte plötzlich aus seiner Willenlosigkeit, spürte wieder den hämmernden Schmerz hinter seiner Schläfe. Schmerz und plötzliches aus den Wolken flutendes Mondlicht hatten die Lösung des Blocks bewirkt.
Der Historiker handelte sofort.
Er wirbelte herum und begann zu rennen. In seiner Tasche fand er im Laufen den Garagenschlüssel. Er hetzte die Rampe hinunter zu den Garagen.
Die Frau hatte seine Schritte gehört. Auch sie fuhr herum, begriff sofort, was geschah. Grelle Blitze zuckten um Bill herum auf, prickelten auf seiner Haut, doch sie vermochten ihm nicht zu schaden. Die Fähigkeiten der Dämonin lagen hauptsächlich auf einem anderen Bereich. In dieser Situation versagte sie. Und als sie einen neuen Gedankenschlag gegen Bill richten wollte, war dieser bereits aus ihrem Sichtfeld verschwunden.
Lynn folgte ihm. Es gab nur diesen Zugang zu den Garagen. Hier mußte er wieder herauskommen, mit oder ohne Fahrzeug. Die Dämonin nahm am Ende der Rampe Aufstellung.
Indessen hetzte Bill Fleming an den Boxen entlang, erreichte endlich das Tor, hinter dem sein Buick Skylark stand. Er stieß den Schlüssel in das Schloß, drehte ihn. Lautlos schwang das Tor hoch. Bill rannte auf den Wagen zu, warf sich hinein. Das Schnarren des Anlassers dröhnte in der kleinen Box überlaut. Dann sprang der Motor an. Surrend glitt der perlmuttweiße Wagen aus der Box auf den Weg, raste die Strecke zurück, die Bill gelaufen war.
Der Historiker schaltete per Knopfdruck die Zentralverriegelung der Türen ein und ließ die Scheiben hochgleiten. Damit war der Wagen jetzt nur noch zu öffnen, wenn eine der Scheiben eingeschlagen wurde. Mit Schwung nahm er die Kurve und jagte die Rampe empor, die nach oben und ins Freie führte.
Er mußte weg, mußte Verstärkung holen! Allein war er nicht in der Lage, etwas zu unternehmen! Nicht in seinem momentanen Zustand, und nicht gegen die Übermacht der Dämonen. Er war allein, besaß keine Hilfsmittel. Zamorra war gefangen, und Nicole vom Dybbuk besessen! Auf sie konnte er nicht zählen, im Gegenteil.
Da sah er die Schrumpf-Frau am Ende der Rampe stehen. Ihre Augen glühten böse. Sie wartete auf ihn!
Da trat Bill das Gaspedal noch stärker durch. Er oder sie! Er mußte durchkommen, konnte keine Rücksichten nehmen. Die lange Schnauze des Wagens raste auf die Dämonin zu!
Und berührte sie nicht!
Im letzten Moment löste sie sich einfach in Nichts auf!
Bill schluckte. Der Wagen raste ins Leere, hob für einen Sekundenbruchteil ab, als der Übergang von Rampe zu Ebene kam, und schoß über den Hof auf die Straße zu.
Da war etwas neben Bill.
Er wandte den Kopf.
Die Zwergin saß neben ihm auf dem Sitz!
Er trat auf die Bremse. Im gleichen Moment berührten ihn ihre Hände. Er schrie auf und schlug um sich. Der Wagen schleuderte, raste irgendwohin. Bill sah die Dämonin benommen zusammensinken; sein Fausthieb hatte sie wohl empfindlich getroffen.
Angst tobte sich in ihm aus, die Angst, abermals zu einem willenlosen Wesen gemacht zu werden. Der Wagen stoppte, die Zentralverriegelung wurde gelöst. Noch einmal schlug er zu, nahm der Dämonin endgültig das Bewußtsein und griff über sie hinweg, um die Tür zu öffnen. Dann stieß er sie hinaus und gab wieder Gas. Mit einem wilden Satz jagte der Skylark davon, der Straße entgegen. Der Fahrtwind schloß die Tür. Und im Rückspiegel sah Bill, wie die Dämonin sich benommen aufrichtete, während er in die Straße einbog.
Die City war sein Ziel.
Die Schrumpf frau ballte die Fäuste und winkte drohend hinter ihm her. Ihre Bewußtlosigkeit war nicht von langer Dauer gewesen; ihre Kondition war hervorragend. Dennoch konnte sie Bill im Moment nicht mehr erreichen. Die leichte Benommenheit in ihr störte die Konzentration.
Lynn wankte zum Haupthaus zurück. Bill Fleming war nicht ganz so wichtig. Immerhin war ihnen dieser Zamorra nicht entkommen…
***
Die Lichter der Stadt Akron schimmerten in der Nacht. Der gestohlene Wagen mit Loew/Nicole raste über die breite Ausfallstraße. Ramon Loew kannte die Adresse eines Arztes, der ihm mit Sicherheit helfen würde, ohne lange Fragen zu stellen. Er ahnte auch, welche Maßnahmen die Casters ergreifen würden. Dieser Arzt jedoch würde sich nicht beirren lassen. Das Problem war nur, sich ihm gegenüber als Ramon Loew auszuweisen. Denn immerhin kam er im Körper einer dem Arzt völlig fremden jungen Frau angerollt.
Loew überlegte,
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