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0140 - Der Dybbuk

0140 - Der Dybbuk

Titel: 0140 - Der Dybbuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zurück.
    Aber etwas anderes machte ihm zu schaffen.
    Die Kugel steckte!
    Die Schmerzen hatte Loew abgeblockt, hatte die entsprechenden Nerven lahmgelegt. Dennoch war die Wunde da, saß die Kugel im linken Oberarm. Patrik Caster hatte zu hastig geschossen, hatte nicht die zum Zielen nötige Zeit besessen. Und ein Meisterschütze war er noch nie gewesen. Es war fast ein Wunder, daß er überhaupt getroffen hatte.
    Loew versuchte, mit Körpermagie die Kugel aus der Wunde herauszutreiben. Doch es gelang ihm nicht. Hier zeigten sich die Grenzen des übernommenen Körpers. In seinem eigenen Körper hatte er es gekonnt, hier ging es nicht. Die Kugel blieb, wo sie war, und auch die Wunde schloß sich nicht auf Befehl.
    Er mußte zu einem Arzt, der ihm die Kugel herausholte! Von Zamorra oder Fleming hatte er keine Hilfe zu erwarten. Also mußte er vorläufig hier verschwinden.
    Der Dybbuk verließ Haus sieben. Wie ein Schatten huschte er über den Platz, unbeobachtet, denn kein Dämon und kein sonstiger Motelgast befand sich mehr im Freien. Der Schuß war nicht gehört worden; Patrik Caster verwendete grundsätzlich nur Schalldämpfer.
    Ein dunkler Wagen stand neben einem Haus. Offenbar hatte jemand darauf verzichtet, sein Fahrzeug in die Tiefgarage zu fahren, vielleicht wollte er auch noch in die City. Dem Dybbuk war es egal. Sekundenlang verharrte Loew. Seine Hand zuckte vor, berührte das Schloß. Es war geöffnet! Lautlos schwang die Wagentür auf, und der Dybbuk glitt auf den Fahrersitz. Sekundenlang starrte er ratlos auf das Zündschloß, dann aber griff er auf Nicoles Wissen zurück. Irgendwann hatte sie einmal gesehen, wie ein Zündschloß kurzgeschlossen wurde. Loew beugte sich nach unten, manipulierte an den Drähten, und im nächsten Moment sprangen Funken über. Gleichzeitig aber sprang der Motor an. Leise summend setzte sich der große Wagen in Bewegung. Loew schloß die Fahrertür und gab Gas. Mit voll aufgeblendeten Schweinwerfern rollte er auf die Straße hinaus.
    Im gleichen Moment stürmte jemand aus dem Bungelow, vor dem der Wagen gestanden hatte. Loew war nicht leise genug gewesen. Der Besitzer hatte etwas gehört. Ein wilder Fluch hallte durch die Nacht. Der Mann spurtete hinter seinem Wagen her, konnte ihn aber nicht mehr erreichen. Ramon Loew jagte mit höchster Beschleunigung in Richtung Stadt davon.
    Der Bestohlene reagierte sofort, wechselte im Laufen den Kurs und jagte auf das Haupthaus zu. Die Glastür war geöffnet, und er trat in die Eingangshalle.
    Er erstarrte. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen.
    Simon Caster stand da, breitbeinig, die Arme herabhängend, und neben ihm zwei kleine Gestalten in abgerissener und weit schlotternder Kleidung. Sie mochten etwas größer als einen Meter sein.
    »Was… was ist das?« stammelte der Bestohlene entsetzt. »Wer sind Sie? Ich…«
    Er brach ab. Lautlos kamen die drei auf ihn zu. Der Zwergmann neben Simon Caster stolperte über seine zu langen Hosenbeine. Da stieß die Zwergfrau einen kurzen Zischlaut aus.
    Der Bestohlene glaubte ein unsichtbares Kraftfeld zwischen den drei Wesen zu erkennen, über das sie sich unterhielten, und diese Unterhaltung hatte ihn zum Thema.
    Er begann zu begreifen.
    Er hatte etwas gesehen, was er nicht sehen durfte - die beiden Zwerge! Die Kleidung deutete darauf hin, daß sie noch vor kurzem normal groß gewesen waren. Was hatte sie schrumpfen lassen?
    Der Mann warf sich herum, wollte das Gebäude verlassen. Doch im gleichen Moment ertönte das dumpfe »Plop«.
    Diesmal hatte Patrik Caster mehr Zeit zum Zielen gehabt. Die Kugel saß genau zwischen den Schulterblättern des Mannes und warf ihn nieder.
    Caster ließ die Waffe, die für ihn zu groß war, wieder sinken. »Beseitigt ihn«, murmelte er und zerrte an seinem schlotternden Anzug.
    Simon Caster nickte. »Sofort«, sagte er. »Warte einen Moment.«
    Er ging zu dem Erschossenen, rollte ihn herum. Blut breitete sich auf dem Bodenbelag aus. Simon Caster murmelte ein paar unverständliche Worte und machte blitzschnelle Hand- und Fingerbewegungen. Schweißperlen traten auf seine Stirn. Die magische Handlung kostete ihn eine Menge Kraft.
    Dann löste sich der Körper des Toten in Nichts auf.
    Langsam kam Simon wieder hoch und starrte auf die beiden anderen herab. Patrik hatte sich in der Zwischenzeit seiner hindernden Kleidung entledigt und war wieder aktiv.
    »Loew ist mit einem Wagen verschwunden«, sagte er. »Mit dem Wagen dieses Mannes. Er wird zu einem Arzt fahren

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