0140 - Der Dybbuk
ab. Ein paar Männer in weißen Kitteln stürmten heraus und eilten auf Nicole zu. »Schuß Verletzung, Kugel steckt«, hörte Bill einen Cop sagen.
Die Blutspur! durchzuckte es ihn.
Langsam ging er auf Nicole/Loew zu. »Hallo«, murmelte er.
Nicole wandte den Kopf und sah ihn an. Ihr Blick flackerte leicht. »Bill, du mußt mir helfen«, sagte sie leise.
»Wem?« fragte er. »Dir oder Ramon Loew? Du bist doch Loew!«
»Nein«, widersprach sie. »Jetzt nicht! Ich habe ihn… aaah!«
Die beiden Sanitäter, die sie zum Wagen führen wollten, zuckten vor dem wilden Aufschrei der Verletzten zurück. Sie begriffen nicht, was geschehen war.
Zwei andere Menschen aber begriffen es sofort: Nicole und Bill. Nicole, weil sie direkt betroffen war, und Bill, weil er die Zusammenhänge erahnte.
Ramon Loew hatte die Kontrolle wieder übernommen!
***
Loew hatte in der Tiefe gelauert und stieß in diesem Augenblick wieder zu. Er hatte die Diskussionen verfolgt und begriffen, daß Polizei im Motel für Ordnung sorgen sollte. Daran war ihm wenig gelegen. Sein war die Rache! Er drängte Nicole ab, stieß sie hinab in die Tiefe und beherrschte ihren Körper. Den gellenden Aufschrei konnte er aber nicht mehr verhindern.
Die Sanitäter wichen zurück. Loew stand sekundenlang völlig frei. Mit einem wilden Satz sprang er den Polizisten Phil an und riß dessen Dienstrevolver aus dem Halfter. Entsichern und auf einen der Sanitäter zielen war eins.
»Keiner rührt sich, oder der Mann ist tot!« schrie Loew mit Nicoles Stimme.
Die Hände der beiden anderen Cops verharrten in halber Höhe.
Loew sah den Fahrer im Ambulanzwagen an. »Du fährst mich zum Motel, so schnell du kannst!« herrschte sie ihn an. »Denk immer an deinen Kollegen, der sonst stirbt. Wir steigen hinten ein. Während der Fahrt wirst du mir«, sie wandte sich an den anderen, »die Kugel entfernen. Los, einsteigen!«
Sie hatten keine Chance. Loew behielt die Kontrolle. Erst als der Wagen anrollte, stieß Phil einen wilden Fluch aus. Sein Kollege zog die Waffe und zielte auf die Reifen des Wagens, aber der Breitschultrige drückte ihm den Waffenarm nach unten.
»Zwecklos«, sagte er. »Funke lieber die beiden Streifenwagen an, daß sie einer Falle entgegenfahren. Da ist was oberfaul.« Er marschierte auf Bill Fleming zu. »Und du, Freundchen, bist als Komplice vorläufig festgenommen. Keinen Widerstand, oder wir brechen dir alle Knochen!«
Bill schluckte. Oft genug hatte er in Zeitungsberichten von der Einsatzfreudigkeit der amerikanischen Polizisten gelesen. Andererseits war das aber zum größten Teil auch naturbedingt, weil diese Männer es mit Galgenvögeln härterer Kaliber zu tun hatten als ihre Kollegen in Europa. Hier in den Staaten war alles ein wenig anders und ein wenig rauher. Der alte Pioniergeist brach immer wieder durch.
»Blödsinn«, knurrte er. »Ich kann Ihnen erklären…«
»Erklären kannst du im Headquarter. Jetzt steigst du schön fröhlich hinten bei uns ein, und ich rate dir, nie zu vergessen, daß ich neben dir sitze. Das hat die Welt noch nicht gesehen. Entführung eines Ambulanzwagens…«
Wenig später rollten sie in Richtung Stadtzentrum. Bills Proteste hatten keinen Nutzen gebracht.
Er dachte an Zamorra. Was würde ihm geschehen?
***
Lieutenant Ron MacCloud war selbst noch nicht losgefahren. Er hielt sich noch in der Polizeistation auf, zu der er zunächst gefahren war, nachdem man ihn aus seiner wohlverdienten Ruhe gerissen hatte. Erstaunt hob er die Brauen, als die Beamten Bill Fleming hereinführten.
»Sie, Mister Fleming?« fragte er erstaunt.
Der Kleiderschranktyp schnarrte seine Meldung herunter. MacCloud sah skeptisch von ihm zu Bill Fleming und wieder zurück.
»Zumindest dieser Professor Zamorra existiert«, sagte er auf eine gegensätzliche Vermutung des Streifenpolizisten. »Ich habe mich heute nachmittag noch mit ihm unterhalten. Und der Verdacht einer Entführung, nun, völlig von der Hand zu weisen ist er nicht, weil sich dieser Zamorra mit einem Fall befaßt hat, an dem auch ich arbeite.« Das mußte für die einfachen Cops genügen. »Mister Fleming, was haben Sie denn dazu zu sagen?«
Bill räusperte sich. »Wir waren übereingekommen, daß im Fall Loew Magie im Spiel ist, nicht wahr?« sagte er offen. »Nun, Mademoiselle Duval befindet sich im Bann des Dybbuk Ramon Loew.«
Der Kleiderschrank entsann sich nur, daß Bill das Wort Loew im Gespräch mit der jungen Frau ausgesprochen hatte.
»Loew ist doch
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