0140 - Ein Toter soll nicht sterben
Bull. Ganz bestimmt tut er das. Aber ich glaube, er hat alle Hoffnungen auf eine Rückkehr Ellerts aufgegeben."
„Ich nicht", gab Bully kurz zurück und wandte sich erneut an die Offziere. „Sie sind von der Lage unterrichtet, meine Herren. Ich darf Sie bitten, auf Ihre Posten zurückzukehren. Vor uns liegen noch einige Stunden Flug, aber dann ..." Er zögerte und kaute auf seiner Unterlippe. „Was dann geschieht, ist nicht vorauszusagen. Halten Sie sich bereit", schloß er dann. Die Offziere verließen die Zentrale. Claudrin nahm sich die Zeit, die Bildschirme zu betrachten. Die Milchstraße war weiter zusammengeschrumpft und zurückgeblieben. Weit vorn leuchteten die Lichtflecke ferner Galaxien und vereinzelter Sonnenzusammenballungen. Irgendwo dort lag Frago, der Dunkelplanet. Die Stimme des Kommodores war plötzlich ganz verändert, als er sprach. In Anwesenheit der Offziere hatte er versucht, möglichst gelassen oder sogar zuversichtlich zu erscheinen, aber jetzt, mit Bully allein, erlegte er sich keine Zurückhaltung mehr auf. „Zur Hölle damit, Mr. Bull!" Er sah an Bully vorbei, immer noch auf die Reihe der Bildschirme.
„Der Chef steckt in einer Falle, aus der es kein Entrinnen gibt.
Darüber sind Sie sich doch wohl klar, oder?"
„Haben Sie jemals eine absolut hoffnungslose Lage erlebt, Kommodore?" erkundigte sich Bully. „Ich meine, eine Lage, von der Sie mit hundertprozentiger Sicherheit behaupten konnten, sie trage nicht den Funken einer Hoffnung in sich? Sie zögern mit der Antwort, wie ich sehe. Soll ich Ihnen auch sagen, warum Sie zögern? Weil es keine absolut hoffnungslose Lage gibt! Selbst unter dem Galgen haben die armen Sünder früher noch auf ein Wunder gehofft. Und manchmal trat es auch ein. Nein, Claudrin, ich gebe nicht auf! Niemand von uns wird aufgeben – denn erst dadurch wird eine Lage hoffnungslos." Claudrin nickte. „Ich habe es nicht so gemeint, Mr. Bull. Natürlich würde auch ich niemals aufgeben.
Ich wollte nur sagen, daß die Lage verdammt ernst ist."
„Das hätten Sie auch anders tun können", meinte Bully lächelnd und sah zur Seite, wo jetzt Iltu aus dem Nichts materialisierte und plötzlich neben ihm stand. „Hast du Kontakt, Kleines?" Sie schüttelte den Kopf, eine rührend menschliche Geste. „Nein, Bully. Nichts. Gucky ist der stärkste Telepath, aber nicht einmal von ihm ist der geringste Impuls aufzufangen. Auch Marshall und Rhodan schweigen. Ellert schon lange."
„Nicht aufgeben!" riet Bully und streichelte sie mit einer Zärtlichkeit, die Gucky – hätte er es beobachten können – sicherlich in Raserei versetzt hätte. „Du mußt jetzt ein paar Stunden schlafen, damit du im entscheidenden Augenblick frisch bist. Wir werden Frago bald erreichen."
„Ich bin nicht müde", protestierte Iltu. „Trotzdem! In den nächsten Stunden kommst du vielleicht überhaupt nicht mehr zur Ruhe. Du benötigst alle Kräfte und mußt ausgeruht sein. Nimm jetzt Vernunft an, Iltu.
Ich bitte dich sogar darum." Sie ließ für eine Sekunde ihren hübschen rosaroten Nagezahn sehen und nickte artig. „Also gut, wenn du meinst. Aber weck mich, wenn es soweit ist!"
„Du kannst dich darauf verlassen", versprach Bully und wartete, bis das Mausbiberm ädchen verschwunden war. Dann wandte er sich wieder an Claudrin: „Wenn es jemand gibt, der uns helfen wird, dann ist es Iltu."
„Sie ist großartig", stimmte der Kommodore zu. „Aber sie kann auch nicht zaubern!" Bully sah wieder auf die Bildschirme. „Nicht im Sinne der Märchen, aber doch fast", versicherte er nachdenklich. Die Funkzentrale meldete sich."Frago im Ortergerät, Sir. Bei jetziger Geschwindigkeit in drei Stunden zu erreichen."
„Danke." Claudrin schritt einige Male in der Zentrale hin und her, dann blieb er vor Bully stehen. „Noch drei Stunden, Mr. Bull. Noch drei Stunden bis zur Hölle."
„Jetzt war es die sechste Transition", sagte Major Slide Nacro und deutete auf die Bildschirme, wo die Sterne wieder sichtbar geworden waren. „Wenn wir wirklich nach Frago fliegen, so können wir den Dunkelplaneten ja doch nicht erkennen. Wissen wir, wo wir sind?"
„Nach der Größe der Milchstraße zu urteilen, sind wir auf dem rechten Kurs", entgegnete Rhodan. Er saß auf einigen Metallplatten, deren Zweck nicht bekannt war. Neben ihm hockte Gucky auf seiner Kiste und machte ein hilfloses Gesicht. Seit Stunden hatte er versucht, Verbindung mit Ellert zu erhalten. Ohne Erfolg. „Die Richtung und Entfernung
Weitere Kostenlose Bücher