Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0141 - Mein Todesurteil

0141 - Mein Todesurteil

Titel: 0141 - Mein Todesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
die ich töten mußte, weil ich sie erlösen wollte. Eine andere Rettung gab es nicht. Der Keim des Bösen steckte in ihr, auch an den beiden spitzen Eckzähnen zu erkennen, die bereit waren, in andere Halsschlagadern zu stoßen.
    Töten wollte sie auch mich. Und nicht nur durch ihren Biß. Sie hielt zusätzlich noch eine große Schere in der Hand, deren Backen zusammengepreßt waren.
    Ich hatte die Pistole weggesteckt.
    Das Magazin war sowieso leer. Nur noch mit dem Kreuz wollte ich arbeiten, und das war noch wirkungsvoller als eine Silberkugel.
    »John Sinclair!« krächzte sie. »John Sinclair…« Ihr Gesicht war längst nicht mehr schön. Die Haut wirkte bleich und alt, die Augen waren kleiner geworden, und ich sah das Schimmern der roten Äderchen in den Pupillen. Grau und strähnig hingen die Haare um ihren Kopf. Nichts mehr war von der dunklen seidigen Pracht zu sehen.
    »O Gott«, flüsterte ich. »Was ist aus dir nur geworden, kleine Ilona?«
    Sie knurrte mich an. Nein, sie verstand mich nicht mehr, ebensowenig verstand ich sie. Sie hatte mich mal geküßt, und auch mir war Ilona sehr sympathisch gewesen.
    Aber jetzt?
    Nun mußte ich sie töten. Hart schluckte ich.
    Aber war das Mord?
    Nein, eine Erlösung, wie ich hoffte.
    Und trotzdem zögerte ich. Ich konnte es nicht übers Herz bringen. Ich traute mich nicht, den ersten Schritt zu tun. Sie stand, in dem großen Schrank, den rechten Arm erhoben, die Schere fest umklammert.
    Wenn sie mich doch angreifen würde, wäre vielleicht alles besser gewesen, aber sie sagte nichts.
    Doch dann griff sie an.
    Steif ließ sie sich nach vorn fallen. Gleichzeitig fiel auch ihr Arm, und die Schere war auf meine Brust gezielt. Sie hätte mich glatt durchbohrt, doch ich tauchte zur Seite weg und schlug mit dem Kreuz zu, bevor Ilona nach vorn kippen und den Boden erreichen konnte.
    Sie zuckte plötzlich, als stünde sie unter Strom. Ich warf sie zurück in den Schrank, sie breitete die Arme aus und fiel zwischen die aufgehängten Kleider.
    Sie tobte.
    Das Kreuz hatte sie berührt und sich in ihren untoten Körper gebrannt. Sie würde es nicht mehr schaffen, ihr seelenloses Leben fortzusetzen, auch wenn sie noch so sehr dagegen ankämpfte.
    Ich hörte ihr Schreien, ihre wilde, verzweifelte Panik. Sie tobte im Schrank, riß die Kleidungstücke von der Stange, brach zusammen und versuchte, sich wieder zu erheben. Dann sah ich eine Hand aus dem Kleiderbündel steigen.
    Sie war bereits zur Hälfte stockig gelb…
    Ich schloß die Tür. Zurück blieben die dumpfen Geräusche des Todeskampfs, die wie Hammerschläge in meinem Gehirn nachhallten.
    An der Tür stand die Stumme. Sie schaute mich aus großen Augen an und hielt ihre rechte Hand mit der linken umklammert.
    Sie hatte mich auf dem Flur angegriffen und mir ihre beiden Finger in die Augen stoßen wollen, doch ich war ausgewichen, und die Stumme hatte nur die Mauer getroffen.
    Ich blieb vor ihr stehen. »Sie sind tot«, sagte ich. »Alle tot. Verstehst du?«
    Die Stumme nickte.
    »Dann ist es gut.«
    Karel Marek fiel mir ein, und natürlich Fariac, der Vampir-Graf.
    Ich hatte einen fürchterlichen Schrei gehört. War der Vampir vernichtet worden?
    Hastig verließ ich das Zimmer.
    Karel kam mir entgegen.
    Ich sah ihn, wie er über den Flur wankte. Mit hängenden Armen, aber den Eichenpflock, sein Erbstück, hielt er nach wie vor fest umklammert.
    Er schluchzte. Schreckliches mußte hinter ihm liegen. Doch er war ein Marek, ein Pfähler. Er war dazu verdammt oder ausersehen, Vampire zu jagen.
    Als er mich sah, blieb er stehen.
    Drei Schritte trennten uns.
    Er schaute mich an.
    Ich las die stumme Frage in seinen Augen und nickte.
    Erschöpft ließ er sich gegen die Wand fallen. Karel zitterte am gesamten Körper.
    Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Es gab keine andere Möglichkeit«, sagte ich. »Ich mußte sie einfach…«
    »Ja«, flüsterte er, »ich weiß. Ich weiß es, John Sinclair, und ich kann dir keinen Vorwurf machen. Ich hätte nicht anders gehandelt. Wirklich nicht. Ich bin nur froh, daß ich es nicht zu tun brauchte, denn ich hätte es wahrscheinlich nicht übers Herz gebracht. Nein, ich hätte es nicht gekonnt.«
    »Und Fariac?« fragte ich.
    »Existiert nicht mehr.«
    Jetzt hatte ich die endgültige Gewißheit. Wir hatten es wirklich geschafft und mit der verdammten Vampirbrut aufgeräumt. Plötzlich fiel mir die in diesem Teil des Schlosses herrschende Stille auf.
    Kaum etwas war zu hören, nur unser

Weitere Kostenlose Bücher