0143 - Das Monster aus der Vergangenheit
wollte nicht gehen.
Als dann aber Lori Barron mit schwerem Geschütz aufführ und sogar von einer drakonischen Bestrafung sprach, räumte John Calidge das Feld.
Barron hatte zum Schluß gesagt: »Überlassen Sie diesen Job getrost jenen Leuten, die davon etwas verstehen. Sobald wir Ihre Freundin aus den Klauen der Mumie befreit haben, sind Sie der erste, der es erfährt. Erwarten Sie zu Hause unseren Anruf.«
Fünfzehn Minuten später rannte John Calidge in seiner Wohnung wie ein gereizter Tiger auf und ab.
Immer wieder warf er einen hypnotischen Blick auf das Telefon, doch der Apparat blieb hartnäckig stumm.
Calidge trank einen Bourbon. Er merkte, daß ihm das guttat, und er genehmigte sich noch einen. Dann begab er sich zum Fenster und blickte auf die Straße hinunter.
Am Fenster lief eine schmale Feuerleiter vorbei. An warmen Sommerabenden kletterte John Calidge manchmal hinaus und setzte sich auf die kühlen Eisenstufen.
Auch mit Sabrina hatte er da schon gesessen.
Sabrina!
Sabsy… Es gab ihm einen Stich im Herzen. Wie mochte es dem Mädchen jetzt gehen? Was hatte Eth Al-Oman mit ihr gemacht? Wohin hatte die Bestie sie verschleppt?
Calidge fuhr sich über die Augen. Er hoffte so sehr, Sabrina bald schon wieder in seine Arme nehmen zu dürfen.
Aber düstere Zweifel kamen ihm, und er war nicht sicher, ob es jemals wieder dazu kommen würde.
John Calidge wandte sich um und ging vom Fenster weg. Er zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch durch die Nase.
Während er den blauen Wölkchen nachschaute, dachte er an Professor Zamorra und Bill Fleming. Er hatte sehr viel Vertrauen zu den beiden.
Aber hatten sie tatsächlich das Zeug in sich, Eth Al-Oman zur Strecke zu bringen?
Hastig rauchte John seine Zigarette fertig. Er drückte sie im Aschenbecher aus und fing wieder an, hin und her zu laufen.
Es wäre für ihn eine schreckliche Qual gewesen, in diesen Minuten stillsitzen zu müssen.
Auf dem Highboard lag ein leistungsstarkes Handfunkgerät. Wenn John Calidge Langeweile hatte, setzte er sich mit anderen CB-Funkern in Verbindung.
Hin und wieder kamen dabei die interessantesten Unterhaltungen zustande. Doch in dieser Nacht stand dem jungen Mann nicht der Sinn nach einer CB-Unterhaltung.
Es klopfte.
John Calidge zuckte heftig zusammen. Er stoppte mitten im Lauf und erstarrte für einen Sekundenbruchteil.
Wer klopfte?
Calidge stellte sofort die abenteuerlichsten Überlegungen an: Vielleicht standen Zamorra, Bill Fleming, der Captain und… Sabrina Kelly vor seiner Tür.
Vielleicht war die ganze Aktion bereits erfolgreich abgeschlossen, und man brachte ihm Sabrina gesund und glücklich wieder.
John Calidge eilte aus dem Wohnzimmer. Er rannte durch die Diele und riß die Tür auf.
Vor ihm stand Bill Fleming!
***
Der blonde Historiker sah leichenblaß aus. Sein Blick drückte großes Bedauern aus. Es schien, als wollte sich Fleming für irgend etwas entschuldigen.
John Calidge rieselte es eiskalt über den Rücken. »Sabrina!« stieß er krächzend hervor. »Himmel, Sie kommen doch nicht, um mir zu sagen, daß Sabrina nicht… mehr… lebt, Mr. Fleming!«
Bill schwieg.
»Liebe Güte, so sagen Sie doch etwas, Mr. Fleming!«
Bill wolte antworten. Bevor aber auch nur eine Silbe über seine Lippen kam, erhielt er einen kraftvollen Stoß, der ihn in John Calidges Wohnung hineinschleuderte.
Er prallte gegen John Calidge.
Der junge Mann schrie erschrocken auf. Calidge schaute dabei über die Schulter des Historikers - und da sah er… Eth Al-Oman!
Als Calidge die Mumie erblickte, schüttele er entsetzt den Kopf. Er rief sich seine Begegnung mit der Mumie in Sabrina Kellys Haus ins Gedächtnis, und ihm war mit einemmal klar, aus welchem Grund der Hohepriester zu ihm gekommen war.
Eth Al-Oman wollte ihn umbringen!
Weil er »Prinzessin Nogorata« lieble. Jene Prinzessin, auf die nur einer Anspruch erheben durfte: Eht Al-Oman, das Monster aus der Vergangenheit.
Kalter Schweiß brach John Calidge aus allen Poren. Sein Blick suchte Bill Flemings Augen.
»Wo ist Professor Zamorra?«
»Eth Al-Oman hat ihn kaltgestellt«, antwortete der Historiker.
Der Hohepriester trat ein. Er ließ ein schauriges Lachen hören. »Ja, John Calidge. Auf Zamorras Hilfe brauchst du nicht mehr zu hoffen. Der kann nichts mehr für dich tun. Deine Zeit ist um. Ich bin gekommen, um dich zu löten. Ich werde Nogorata von dir befreien. Sie hängt noch an dir. Das wird sich aber ändern, sobald du nicht mehr
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