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0145 - Turm der toten Seelen

0145 - Turm der toten Seelen

Titel: 0145 - Turm der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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mehr, sonst kannst du was erleben!«
    »Kann ich was dafür, daß wir in den Graben gesaust sind?«
    »Kann ich etwas für den Plattfuß?«
    Am Himmel zogen schwarze Regenwolken auf. Ein heulender Wind strich über die hohen Wipfel des finsteren Waldes. Billy Green Hawks hob den Blick.
    »Auch das noch!« ächzte er. Es sah nach Gewitter aus. Der Wind wurde zum Sturm.
    Ireen rutschte hinter das Lenkrad. Ihre Augen waren verweint, und das Haar hing ihr wirr in die Stirn.
    Verdammt, jetzt ist sie nicht mehr schön, dachte Billy Green Hawks beinahe schadenfroh.
    »Wechsle den Reifen doch«, schlug Ireen vor. »Wir wollen weiterfahren. Es ist hier so - so unheimlich.«
    »Versuch mal, den Motor zu starten«, sagte Billy.
    Ireen versuchte es, aber der Wagen brachte nur ein Gurgeln hervor.
    Billy fluchte.
    »Genauso habe ich es mir vorgestellt.«
    Ein fernes Grollen setzte ein.
    »Wir müssen zu Fuß weitergehen«, sagte Billy entschlossen.
    »Zu Fuß?« schrie Ireen entrüstet auf.
    »Du wirst deshalb nicht sterben. Es ist nicht mehr allzu weit bis ins Dorf. Ein Spaziergang würde dir bestimmt guttun.«
    Ireen vergaß die Beule, verschränkte die Arme zornig vor ihrem Busen und zog einen Schmollmund.
    »Das kommt nicht in Frage, Billy. Das kannst du von mir nicht verlangen. Ich gehe nicht zu Fuß weiter.«
    »Soll ich dich vielleicht tragen, du blöde Gans?« brüllte er außer sich vor Wut.
    Ireen riß den Kopf zur Seite und blickte demonstrativ zum Wald. Inzwischen war es so dunkel geworden, daß man meinen konnte, es wäre später Abend. Ein unheilvoller Donner rollte über den Wald hinweg. Dann fegte ein Blitz vom Himmel herab. In seinem grellen, zuckenden Schein erkannte Ireen plötzlich eine Gestalt. Es war eine schwarzgekleidete, uralte Frau, deren bleiches Gesicht von unzähligen tiefen Runzeln entstellt war. Ein häßlicheres Antlitz als dieses hatte Ireen noch nicht gesehen. Und auf den mumifizierten Zügen lag ein grausamer, feindseliger Ausdruck.
    Der nächste Blitz flammte auf. Die Alte war verschwunden.
    Ireen wandte sich zu ihrem Freund um. »Hast du sie auch gesehen, Billy?«
    Er starrte das Mädchen erstaunt an. »Wen?«
    »Die Alte im schwarzen Kleid.«
    »Was für eine Alte?«
    »Sie stand dort drüben. Sie hat mich angesehen, daß mir angst und bange wurde.«
    »Du spinnst ja.«
    Plötzlich ein Knarren, irgendwo drinnen im finsteren Wald. Dann ein gedämpftes, unheimliches Knurren wie von einem Raubtier.
    Ireen schaute den Freund ängstlich an. »Wir sollten so schnell wie möglich von hier verschwinden. In diesem Wald lauert Unheil auf uns.«
    »Du willst doch nicht zu Fuß gehen«, grinste Billy.
    Er blickte zu der Stelle hinüber, wo die Alte gestanden haben sollte. Billy war von irgend etwas fasziniert. Er spürte den Drang, sich dieser Stelle zu nähern.
    »Billy, was hast du vor?« fragte Ireen zitternd vor Angst..
    »Bin gleich wieder da, Baby«, brummte er und marschierte los.
    Als Ireen erkannte, wo er hin wollte, schrie sie: »Nein, geh dort nicht hin! Die Alte ist gefährlich. Sie wird dir was tun! Billy, komm zurück! Bleib bei mir!«
    Aber er hörte sie nicht mehr. Irgend etwas hielt ihn gefangen, machte ihn taub für die Rufe des aufgeregten Mädchens, schlug ihn in seinen unheimlichen Bann.
    Als er die Stelle erreichte, wo Hannah Salem gestanden hatte, umhüllte ihn Kälte wie ein unsichtbarer Mantel. Er fühlte, daß Hannah ganz nahe war, und sein fiebernder Blick suchte sie.
    Aber er sah nur dicke schwarze Baumstämme, zwischen denen eine unwirtliche Düsternis hing.
    Plötzlich vernahm er Schritte, verräterisches Knacken. Dürres Holz brach. Eine dunkle, unscheinbare Gestalt schien durch das Unterholz zu huschen. Statt zu Ireen zurückzukehren, folgte Billy diesem geisterhaften Schemen, dessen ungewöhnlich starker Anziehungskraft er sich nicht entziehen konnte. Willig folgte er dem trügerischen Spuk. Über seinem Kopf wütete ein Orkan in den Baumkronen, doch Hawks registrierte das nicht. Er lief in den Wald und hinter seinem lockenden Verderben her, bis er die Gestalt entdeckte.
    »Halt!« rief er, innerlich völlig aufgewühlt. »Halt! Bleib stehen!«
    Und sie blieb stehen und wartete auf ihn. Mit fieberglänzenden Augen und schweißnassen Wangen ging er auf sie zu. Sie stand vor einem mächtigen schwarzen Stamm - unbeweglich, als wäre sie aus Pappmaché. Der Wind zerzauste ihr weißes Haar und schien auch an den häßlichen Falten ihres eingetrockneten Ledergesichts zu zerren.

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