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0145 - Turm der toten Seelen

0145 - Turm der toten Seelen

Titel: 0145 - Turm der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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Ihr Blick war voll Abscheu und Haß. Dann öffnete sie den Mund zu einem grausamen Gelächter. Und während sie lachte, flog sie wie ein Ballon hoch, löste sich im Sturm auf und war nur noch ein gellendes, hohntriefendes Gelächter mitten im Toben des Orkans, der mit seiner Urgewalt einen Baum entwurzelte, diesen mit einer geradezu erschreckenden Zielsicherheit auf Billy Green Hawks schleuderte und ihn unter sich begrub.
    ***
    Ireen Tool preßte die rechte Hand auf ihren Mund, damit das Klappern der Zähne aufhörte. Seit Billy im Wald verschwunden war, glaubte sie zu wissen, ihn nie mehr wiederzusehen. In großer Eile drehte sie das Fenster hoch. Dann verriegelte sie die Türen. Trotzdem fühlte sie sich nicht sicher. Im Wald tobte ein gewaltiger Sturm. Ireen hörte einen Baum krachend umfallen. Gleichzeitig schwirrte ein satanisches Gelächter aus der Dunkelheit auf sie zu. Und dieses Gelächter nahm mit einemmal Gestalt an. Es flog zwischen den Bäumen hervor, bildete eine grauenerregende schwarze Wolke, an der ein Feuerschweif zu hängen schien, und raste auf den roten Mustang zu.
    Ireen preßte sich verdattert in die Polsterung. Mit weit aufgerissenen Augen verfolgte sie das für sie so schreckliche Schauspiel. Sie verspürte panische Angst, die sie würgte und umzubringen drohte.
    Aus der schwarzen Wolke schälte sich eine fürchterliche Fratze - riesengroß, ständig in Bewegung, leichenblaß, sich immerzu verändernd, mit tiefen schwarzen Falten und Runzeln. Ein widerwärtiger Mund, groß wie ein tödlicher Strudel im Meer. Und Augen, die so gräßlich glühten, daß Ireen die Hitze durch die Scheiben spüren konnte.
    Das Gespenst jagte wie ein mörderischer Wirbelwind um den abgeschlossenen Wagen.
    Ireen biß sich in die Hand, um nicht vor Todesangst laut loszuschreien. Etwas Gräßlicheres als diesen Spuk hatte das Mädchen noch nicht gesehen.
    Hannah Salem zog all ihre schrecklichen Register. Sie tobte, heulte, schrie und wütete. Sie drosch mit ihren krallenhänden auf den Wagen Sie rüttelte daran, versuchte, die Fenster einzuschlagen, zerrte am Türgriff.
    Ireen schickte ein Gebet zum Himmel, das dünne Blech und die Fenster mögen sie vor dieser schrecklichen Erscheinung schützen. Die geifernde Alte schwirrte mit ungeheurem Tempo um den Mustang herum. Ihre Krallen ratschten über Glas und Metall. Das dadurch hervorgerufene schrille Geräusch erzeugte bei Ireen Tool eine entsetzliche Gänsehaut.
    Sie preßte sich die Hände auf die Ohren. Aber das Geräusch war so schrill, daß es ihre Trommelfelle trotzdem erreichte.
    Aus lauter Verzweiflung begann Ireen zu schreien. Das vergnügte die wütende Satansbraut. Sie lachte gehässig und trieb ihr Spiel unermüdlich weiter.
    »Tod!« schrie sie immer wieder. Und sie schlug haßerfüllt auf den Wagen ein. »Tod! Tod! Tod!«
    Das Mädchen sah seine letzte Stunde kommen.
    Plötzlich erschien ein Silberstreif am Himmel.
    Die unnatürliche Dunkelheit löste sich allmählich auf. Die scheußliche Schwärze des Spuks nahm ab. Hannah Salem wurde grau, durchsichtig und verflüchtigte sich wie Nebel im Wind. In gleichem Maße, wie es hell wurde, nahm auch das Heulen des Sturms ab. Und als der Himmel wieder blau war, standen die Bäume reglos still. Kein Lüftchen spielte mehr in ihren Kronen.
    Friede.
    Ireen Tool vermochte es nicht zu fassen. Sie hockte zusammengesunken hinter dem Lenkrad. Klein und unscheinbar war sie geworden. Die Wimperntusche hatte sich in ihren Tränen aufgelöst und rann nun langsam, eine graue Bahn ziehend, über die fahlen Wangen.
    Das Mädchen schluchzte vor Erleichterung und ein bißchen noch vor Angst. Es traute dieser plötzlichen Stille noch nicht. Aber nichts geschah mehr. Ireen versuchte, den Motor des Mustangs in Gang zu bringen, aber die Maschine gab nichts weiter von sich als zwei orgelnde Töne.
    Dann erst dachte Ireen wieder an Billy. Und sie begriff plötzlich, daß sie die Absicht gehabt hatte, ohne Billy fortzufahren.
    Verzweifelt blickte sie auf die Armaturenbrettuhr.
    Seit dem Unfall schien noch keine Minute vergangen zu sein. War es diesem Spuk möglich gewesen, die Zeit anzuhalten?
    Ireen überlegte, was sie nun machen sollte. Sie hatte Angst hierzubleiben. Irgendwann würde es Nacht werden. Dann kam die schwarze Erscheinung vielleicht wieder. Nein, die Nacht wollte sie nicht mehr hier draußen verbringen.
    Aber was war zu tun?
    Sollte sie zu Fuß ins Dorf laufen? Vielleicht wartete der Spuk bloß darauf, daß sie aus dem

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