0148 - Unser Kampf gegen ein Phantom
noch um den Verstand.«
»Nicht nur dich«, sagte ich. »Na, jedenfalls haben wir den einen Erfolg zu verbuchen, dass wir heute mit Sicherheit wissen: In dieser Nacht kann er keinen umgebracht haben. Das ist immerhin etwas.«
»Na ja«, erwiderte Phil mit halb geschlossenen Augen. »So kann man es auch sehen. Komm, gehen wir ins Bett! Oder besser in den Schlaf sack. Ich kann kaum noch stehen vor Kälte und Müdigkeit.«
Wir gingen ins Zelt. Ein paar Minuten später schliefen wir auch schon.
Verworrene Träume geisterten durch meinen Kopf.
Ich sah den alten Tom mit einem Totschläger breitbeinig über mir stehen und immer und immer wieder ausholen. Wie gelähmt lag ich zwischen seinen gespreizten Beinen, unfähig, auch nur den kleinen Finger zu bewegen.
Dann war aus Tom plötzlich der Gorilla geworden, der uns gleich zu Anfang unseres Aufenthaltes hier mit seinem Grill lästig gefallen war. Und dieser Kerl hatte jetzt einen Dolch in der Hand.
Mit solchen wirren Geschichten plagten mich meine Träume. Und als mich jemand am Arm rüttelte, hatte ich das Gefühl, mich gerade erst hingelegt zu haben. »Los, Cotton! Kommen Sie hoch! Verdammt, machen Sie die Augen nicht wieder zu! Cotton!«
Ich öffnete die Lider wieder und starrte um mich. Ein verschwommenes Gesicht tauchte vor mit auf. Ich blinzelte ein paar Mal und erkannte Lieutenant Peters.
Gähnend richtete ich mich auf.
»Ja?«, brummte ich todmüde. »Was ist denn los, Peters?.Können Sie einen Mann, der halb tot ist vor Müdigkeit, nicht einmal ein paar Stunden in Ruhe schlafen lassen?«
Peters war kreidebleich im Gesicht, aber das sah ich zwar, nur erregte es noch nicht meine Aufmerksamkeit. Er schüttelte hartnäckig seinen Kopf und zerrte immer wieder an meinem Schlafsack.
»Los, Cotton! Stehen Sie auf! Wecken Sie Ihren Freund und die anderen FBI-Kollegen. Sie müssen mir bei der Arbeit helfen.«
Sofort warf ich mich wieder auf meine Matratze.
»Bei Ihren Verhören, Peters? Kommt überhaupt nicht infrage. Was Sie mit Ihren Leuten nicht schaffen, können Sie morgen auch noch vernehmen. Die Nachbarn können Ihnen doch nicht weiterhelfen, das hat sich in vier Fällen vorher gezeigt. Und Mrs. Hulst können Sie dadurch auch nicht wieder lebendig machen, dass Sie Ihre Verhöre einen Tag schneller abschließen.«
Nach dieser langen Ansprache fielen mir die Augen wieder zu. Nur noch mit halb wachem Bewusstsein vernahm ich den Satz, der sich wie ein Schrei der Verzweiflung aus seiner Kehle löste: »Wer spricht denn von Mrs. Hulst? Der Camping-Mörder hat heute Nacht ein weiteres Opfer geholt!«
***
Es war vormittags gegen elf Uhr, als uns Peters geweckt hatte.
Eine Stunde später waren wir bereits mit der Vernehmung der Nachbarn beschäftigt, während Peters alle seine Leute zur Spurensuche eingesetzt hatte.
Phil verhörte die Leute in dem Zelt, das genau hinter dem Wohnwagen lag, während ich mit der völlig verstörten Familie sprach, die unmittelbar links neben dem Wohnwagen der Ermordeten ihr großes Hauszelt aufgeschlagen hatte.
»Haben Sie heute Nacht irgendetwas gehört?«, fragte ich den Mann, einen blassen Buchhalter mit einer randlosen Brille.
Er nickte eifrig.
»Ja, natürlich! Ich hörte, wie jemand von Ihnen bei Mrs. Lane klopfte!«
»Von uns? Wie meinen Sie das?«, fragte ich völlig verdattert.
»Na, von der Kriminalpolizei!«
Ich zweifelte an seinem Verstand.
»Jemand von der Kriminalpolizei soll heute Nacht an den Wohnwagen von Mrs. Lane geklopft haben?«, wiederholte ich. »Woher wollen Sie denn wissen, dass der Mann, der klopfte, von der Kriminalpolizei war?«
»Na, er sagte es doch!«
»Wem?«
»Mrs. Lane.«
»Moment mal!«, sagte ich. »Das erzählen Sie mir doch mal der Reihe nach.«
»Also, ich wurde wach…«
»Wann war das?«
»Keine Ahnung. Irgendwann mitten in der Nacht.«
»Gut. Weiter.«
»Ich wurde wach, weil jemand an den Wohnwagen von Mrs. Lane klopfte. Zuerst dachte ich, es wäre ihr Mann.«
»Wieso ihr Mann? Ist sie verheiratet?«
»Natürlich!«
Das war neu. Bisher hatte sich der Camping-Mörder strikt an alleinstehende Frauen gehalten.
»Aber wieso dachten Sie, es wäre ihr Mann? Um die Zeit musste er doch genau wie seine Frau im Wohnwagen sein?«
»Nein, das konnte er doch gar nicht. Mister Lane war gestern früh mit dem Wagen weggefahren, weil er durch ein Telegramm seiner Firma irgendetwas Dringendes zu erledigen hatte. Er sagte, dass er heute gegen Abend wieder zurückkäme.«
»Sagte er
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