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0148 - Unser Kampf gegen ein Phantom

0148 - Unser Kampf gegen ein Phantom

Titel: 0148 - Unser Kampf gegen ein Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unser Kampf gegen ein Phantom
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viel zu weit war, dazu trug er ein buntes Baumwollhemd mit hochgerollten Ärmeln. Seine Arme waren mehr als spindeldürr, jede einzelne Sehne zeichnete sich unter der braunen Haut deutlich ab.
    »Ich bin Tom, Thomas Hobbes, wenn Sie’s genau wissen wollen«, sagte er mit einer etwas zu hohen Stimme. »Der Bundesstaat New York bezahlt mich dafür, dass ich hier ein bisschen auf Ordnung sehe. Soweit das bei diesen Narren möglich ist, die sich hier herumtreiben.«
    Phil lachte leise. Auch mir war der Alte auf den ersten Blick sympathisch. Ich streckte meine Hand zum Fenster hinaus und schüttelte seine.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Hobbes!«
    »Mich ruft alle Welt nur Tom. Machen Sie’s auch so, sonst denken die Leute, Sie haben Schulden bei mir, dass Sie Mister sagen.«
    Wir lachten wieder. Dann stellte ich vor: »Das ist Phil Decker, ich heiße Jerry Cotton.«
    »Ihr scheint ganz vernünftige Burschen zu sein«, sagte Tom, nachdem er uns sehr gründlich und unverfroren gemustert hatte. »Habt ihr auch ’nen Beruf?«
    »Wir sind für den NHBIC unterwegs«, sagte Phil todernst.
    »N-H-B-I-C«, wiederholte Tom mit nachdenklichem Gesicht. »Was ist das nun wieder für ein Verein? Ich finde, es wird allerhöchste Zeit, das mal ein gescheites Huhn einen Katalog sämtlicher amerikanischer Abkürzungen herausbringt.«
    »Da sind wir einer Meinung«, stimmte ich zu. »Die Buchstaben bedeuten: Northern Hotel Building Investigation Klub.«
    »Also ein Klub«, stellte Tom gelassen fest. »Und was für eine Art von Klub ist das?«
    »Eine Vereinigung von Geldleuten, die Nachforschungen betreiben lässt, wo sich der Bau von großen Hotels noch lohnen könnte.«
    »Ach, du lieber Himmel!«, seufzte Tom. »Hier ein Hotel! Das hätte uns gerade noch gefehlt.«
    Ich war auch in diesem Punkt völlig seiner Meinung. Schon der Campingplatz war in diesem herrlichen Stück Natur zu viel. Man fragt sich wirklich, warum Leute überhaupt aus der Stadt hinausfahren zu einem Campingplatz, wenn sie sich ihren ganzen Lärm schön einpacken und mitnehmen. Aus jedem zweiten Zelt und jedem einzelnen Wohnwagen hörte man Kofferradios dudeln.
    Natürlich gab es unseren sagenhaften Klub überhaupt nicht. Das war eine Erfindung der FBI-Zentrale Washington. Vermutlich hatte man dort absichtlich ein derart irrsinniges Wortungetüm gebildet. Und wenn wir schon unter falscher Flagge segeln mussten, so sollte diese Flagge wenigstens möglich echt erscheinen, das ist ja klar.
    »Well, Tom«, sagte ich. »Wir brauchen einen Zeltplatz. Wenn möglich in der Nähe einer Wasserstelle.«
    »Sie können einen Platz mit einem eigenen Wasseranschluss haben. Kostet 65 Cent pro Person und Woche. Jede angefangene zählt bei der Abrechnung als volle Woche. Sie verpflichten sich, den Zeltplatz nicht zu verunreinigen, Ruhe mit den Nachbarn zu halten und sich auch im Übrigen nach der Lagerordnung zu richten. Dafür hinterlegen Sie pro Person eine Kaution von zehn Dollar, die Ihnen bei der Abreise selbstverständlich zurückerstattet wird.«
    Er hatte den Sermon heruntergeredet wie ein Führer seine Schlossbeschreibung, die er zum zweitausendsten Mal von sich gab. Wir nickten zu jeder einzelnen Bedingung, die er uns aufzählte. Als er fertig war, riss er kurzerhand die hintere Wagentür auf und kletterte herein.
    »Fahren Sie!«, sagte er. »Ich gebe Ihnen die Richtung an.«
    Er lotste uns zu einem recht hübschen Platz, dessen einziger Nachteil es war, dass er mit wenigen Yards Abstand von anderen Zelten und Wohnwagen eingerahmt wurde. Die Grenzen unserer Parzelle waren durch vier rot-weiß gestrichene Pflöcke gekennzeichnet, die in den Boden geschlagen waren.
    »Wenn Sie hier den Weg geradeaus gehen und am zweiten Querweg nach links biegen«, piepste Tom abschließend, »dann kommen Sie zu einer Bude, in der ich mein Hauptquartier habe. Da können Sie telefonieren, Post aufgeben, Konserven und Ansichtskarten kaufen und allerlei mehr. Wenn irgendetwas ist, wenden Sie sich getrost an mich. Ich weiß alles, kann alles und tue alles.«
    Damit ließ er uns stehen. Seine Gestalt wackelte durch die Zeltreihen und war bald unseren Blicken entschwunden.
    »Na, dann wollen wir mal!«, sagte Phil und fing an, unsere Ausrüstung auszupacken. Ich sah genau, dass er sich streng innerhalb der Grenzen unserer Parzelle hielt, was nicht schwer war, denn sie war nicht klein. Man konnte bequem darauf einen Wagen, ein großes Zelt und einen Anhänger aufstellen und hatte immer

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