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015 - Die Augen des Dr. Schock

015 - Die Augen des Dr. Schock

Titel: 015 - Die Augen des Dr. Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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wenn auch anders als früher.
    Patschende Geräusche waren zu hören, als Esram Bannon mit nackten Füßen durch die Leichenkammer ging.
    Spiegelblank war der pflegeleichte Kunststoffboden, über den Bannon schritt.
    Seine fahle Hand legte sich auf die Chromstange der Tür.
    Es war niemandem zu raten, sich ihm in den Weg zu stellen.
    Er hätte jeden umgebracht, der versucht hätte, ihn aufzuhalten.
    Bannon drückte die Tür auf und verließ die Totenkammer. Neonlicht strahlte von der Decke und ließ das Antlitz des wandelnden Leichnams noch blasser erscheinen.
    Obwohl er nicht ortskundig war, fand er den Weg in die Freiheit mit untrüglichem Instinkt. Er stieg Stufen hinauf.
    Schritte hallten ihm entgegen. Ein feindseliges Knurren entrang sich seiner Kehle. Er blieb stehen. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer aggressiven Fratze. Er machte sich nicht die Mühe, sich zu verstecken. Derjenige, der ihn entdeckte, würde kaum Alarm schlagen können, denn kalte Totenhände würden sich blitzschnell um seine Kehle legen.
    Die Schritte erreichten das obere Ende der Treppe.
    »Slim!« rief jemand.
    Die Schritte stoppten.
    »Warte einen Augenblick, Slim!«
    Noch jemand eilte herbei.
    »Was gibt’s?« fragte Slim.
    »Hast du Kathy gesehen?«
    Slim lachte. »Junge, laß die Finger von der, die ist für Dr. Migger reserviert. Wenn der spitzkriegt, daß Kathy ihn mit dir betrügt, fliegst du in hohem Bogen aus diesem Krankenhaus, und Migger sorgt dafür, daß du in ganz London keine Stellung kriegst.«
    »Ich habe dich nach Kathy und nicht nach deiner Meinung gefragt.«
    »Ich mein’s gut mit dir, Bob.«
    »Spar dir deine Ratschläge. Ich weiß selbst, was ich zu tun habe.«
    »Na schön, wie du meinst, Kathy war vorhin bei der Aufnahme.«
    Die beiden Männer wollten sich trennen. Da erklang eine samtweiche Mädchenstimme aus dem Lautsprecher und beorderte sie auf Station vier. Sie eilten zum Lift und fuhren nach oben. Zumindest einer von ihnen hatte damit großes Glück, denn wäre er nicht gerufen worden, dann wäre er direkt Esram Bannon in die Arme gelaufen, und das hätte sein sicheres Ende zur Folge gehabt.
    Als der Fahrstuhl verschwand, setzte Bannon seinen Weg fort.
    Er ging einen leeren Gang entlang, erreichte eine schmale Hintertür, öffnete sie und trat in den Krankenhauspark. In dieser gepflegten Anlage erholten sich am Tage die Rekonvaleszenten.
    Nachts hatte hier niemand etwas zu suchen.
    Bannon glitt lautlos in die Dunkelheit hinein. Die Schwärze der Finsternis verlieh ihm zusätzliche Kräfte.
    Unbemerkt schritt er unter den weit ausladenden Kronen alter Bäume hindurch. Er blickte sich kein einziges Mal um.
    Es war ihm egal, ob ihm jemand folgte oder nicht. Aufhalten konnte ihn ja doch keiner.
    Der Park war mit einer Backsteinmauer eingefriedet, vor der üppige Büsche standen. Bannon überkletterte die Mauer und gelangte in eine schmale Straße.
    Plötzlich ging ein Ruck durch seinen toten Körper.
    Er hatte die Witterung eines Menschen aufgenommen…
    ***
    Sie hieß Sally Bingo und war trotz ihrer Fülle ein leichtes Mädchen, eine Gunstgewerblerin, die ihrem Zuhälter eine Menge Geld einbrachte. Aber der Typ glich einem Faß ohne Boden. Je mehr Sally verdiente, um so mehr gab er aus. Es war zum Verrücktwerden. Sally konnte niemals genug anschaffen.
    »Hör zu«, sagte er in der Bar, in der er Stammgast war, zu ihr. Sein Atem roch nach teurem Kognak, sein Haar war pomadisiert, und an der linken Wange trug er eine Messernarbe, die ihm Sallys früherer Beschützer zugefügt hatte. Der Mann lebte heute nicht mehr. Die offizielle Version lautete, er habe einen Autounfall gehabt, aber Sally Bingo und Sig Dobie wußten es besser.
    »Hör zu, Sally«, sagte Sig. »Ich hab’ ‘ne Pechsträhne beim Pokern.«
    »Schon wieder?« seufzte Sally. »Warum läßt du nicht die Finger von den Karten, wenn du ständig verlierst?«
    »Quatsch nicht kariert, sonst werde ich sauer, Süße!«
    blaffte Sig Dobie. »Ich habe schon mal fünftausend Pfund an einem einzigen Abend gewonnen.«
    »Ja, aber das ist lange her. Und wieviel hast du in der Zwischenzeit verloren?«
    »Das geht dich einen feuchten Kehricht an!« herrschte Sig die Nutte an.
    Es ist immerhin das Geld, das ich verdiene, was du so großzügig verspielst, dachte Sally Bingo, aber sie hätte niemals den Mut aufgebracht, das auszusprechen.
    »Hal will mir keinen Kredit mehr geben«, sagte Sig. »Ich brauche dringend ein paar Scheine. Sieh zu, daß etwas

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