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0150 - Der »Mongole« und wir

0150 - Der »Mongole« und wir

Titel: 0150 - Der »Mongole« und wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der »Mongole« und wir
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zurückfeuern dürft, es sei denn, es wäre eindeutig klar, dass dem Kind nichts passieren kann.«
    »Nehmen wir die Feuerleiter hier?«, fragte einer der Kollegen.
    »Nein, hier gehen nur Phil und ich rauf. Ihr versucht es besser bei den Nachbarhäusern. Ich weiß nicht, wie die Übergänge der Dächer sind. Wenn er versucht, auf eines der Nachbarhäuser zu entkommen, müsst ihr ihn stoppen.«
    »Aber denkt an das Baby«, warnte Phil.
    Ich zog mir den Trenchcoat vom Körper. Dann stieg ich wieder durch das Fenster auf die Feuerleiter.
    Der Himmel wurde jetzt rasch heller. Immer noch nieselte der widerliche Regen. Die Sprossen der Leiter waren glitschig und schmutzig, aber ich sah ohnedies schon aus wie ein Schornsteinfeger.
    Ich arbeitete mich mit einer Hand hoch. Die andere hielt nieder die Smith & Wesson. Unmittelbar hinter mir folgte Phil.
    Ich erreichte den Dachrand und schob den Kopf hoch.
    Ein Schuss peitschte. Ich hörte das Pfeifen der Kugel und zog den Kopf wieder ein.
    Phil sah von unten her hoch.
    »Er schießt«, sagte ich.
    »Hab’s gehört. Der dümmste Bursche, den ich je gejagt habe. Wenn ich da oben wäre, wärst du längst tot, Jerry.«
    »Wahrscheinlich, aber das steht nicht zur Debatte. Wie kommen wir rauf, ohne dass der dümmste Gangster deiner Laufbahn dich und mich abknallt?«
    Phil turnte ein Stück höher, sodass er neben mir an der Leiter hing.
    »Greif mal in meine Taschen!«
    Es war alles mächtig umständlich. Ich musste erst wieder die Smith & Wesson verstauen, bevor ich eine Hand zur Verfügung hatte. Aus Phils Taschen fischte ich zwei Tränengasbomben.
    »Was soll das? Das Zeug verweht doch sofort in der freien Luft.«
    »Ja, aber wenn sie explodiert, gibt es ’ne kleine Dampfwolke, die lange genug steht und dicht genug ist, um als Tarnung zu dienen.«
    Ich sah die Tränengasbomben misstrauisch an.
    »Es sollte eigentlich eine vernünftigere Möglichkeit geben.«
    »Vielleicht ein Hubschrauber?«, fragte Phil höhnisch. »Lass mich mal vorbei! Dann mache ich es! Denke an das Kind!«
    »Schon gut«, knurrte ich. »Komm nach, wenn ich dich rufe! Ich denke, ich kann dir Feuerschutz geben, wenn ich erst mal oben bin.«
    Während Phil wieder abwärtsturnte, stieg ich soweit hoch, dass ich eine Hand an der obersten Sprosse hatte. Dann nahm ich die Füße hoch, sodass zwischen Hand- und Fußsprossen nur zwei Stufen Abstand war und ich krumm, wie ein Bogen an der Leiter hing.
    Mit den Zähnen riss ich den Zünder aus den Tränengasgranaten und schleuderte beide mit dem rechten Arm und in einem sanften Schwung. Ich hörte das Platzen der Glasbehälter und das Zischen des entweichenden Gases.
    Mit aller Kraft stieß ich mich ab, ließ im richtigen Augenblick die Hand von der Sprosse und warf den Oberkörper nach vorne. Ich landete mit dem Oberkörper auf dem Dach, hangelte mich hoch, rollte mich zur Seite. Zehn Schritte von mir entfernt stand die dünne weiße Wolke des Tränengases, die sich schon unter der Wirkung des Windes zu zerteilen begann.
    Zwei, drei Schüsse peitschten über das flache Dach. Die Kugeln sirrten wie die Mücken.
    Halb gebückt jagte ich durch die Tränengaswolke, erwischte einen aufragenden Luftschacht und warf mich dahinter in Deckung.
    Meine Knie zitterten ein wenig, das Herz schlug mir bis zum Hals, und außerdem musste ich ausgiebig husten. Ich hatte eine Portion von dem Tränengas eingeatmet.
    Von unten drang Phils Stimme.
    »Alles okay, Jerry?«
    »Ja«, hustete ich.
    »Kann ich kommen?«
    »Augenblick noch. Ich muss mich erst einmal orientieren.«
    Ich wischte mir die letzten Tränen aus den Augen. Die Wolke war verweht. Ich fischte die Smith & Wesson wieder aus dem Halfter und schob die Nase an dem Lüftungsschacht vorbei.
    Vor mir lag die Dachfläche, ein flaches Geviert von der halben Größe eines Fußballfeldes, übersät mit Aufbauten aller Art, angefangen von Taubenschlägen bis zu Fernsehantennen. Bis an den Horizont erstreckten sich die Dächer von New York wie ein Gebirge. Die Riesen der Hochhäuser ragten wie schroffe Gipfel hoch.
    Links und rechts überragten die Nachbarhäuser das Dach um ein ganzes Stockwerk, und wenn das Mauerwerk auch rau und unverputzt war, so musste es doch ziemlich schwierig sein, dort hochzuturnen. Vorne und hinten öffneten sich die Abgründe zum Hof und zur Straße wie schmale Schluchten. Mit einem Wort, Kenneth Hardy saß in einer perfekten Falle, und diese Falle schloss sich endgültig, als auf den Dächern der

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