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0150 - Der »Mongole« und wir

0150 - Der »Mongole« und wir

Titel: 0150 - Der »Mongole« und wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der »Mongole« und wir
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Mauerecke. Ich sah einen schmalen kurzen Flur, der in ein Zimmer mündete. In diesem Zimmer brannte Licht, und das war so ungewöhnlich für einen Gangster, der sich im Feuergefecht mit der Polizei befindet, dass ich eine Falle dahinter witterte.
    Trotzdem. Ich musste rein in die Falle, wenn es eine war. Ich hatte eine Heidenangst davor, dass Hardy damit drohen würde, die Frau zu erschießen, wenn wir ihm aufs Fell rückten. Wenn sie auch wahrscheinlich seine Komplizin war, ihren Tod durften wir nicht riskieren. Und die beste Chance lag in der Überrumplung des Gangsters.
    Also los, Jerry, alter Junge. Ein tiefes Atemholen, die Waffe noch einmal in der Hand gewogen, drei, vier Sätze durch den Flur und rein in das Zimmer, bereit, eine Kugel einzufangen oder eine zu verteilen, wie das Glück es wollte.
    Der Raum, in den ich wie eine Granate platzte, war leer. Ein paar billige Möbel, aber kein Mensch. Am offenen Fenster wehte im Zugwind ein schäbiger Gardinenfetzen.
    Ich sprang zum Fenster und beugte mich weit hinaus. Links, in einem halben Yard Abstand lief die Feuerleiter am Haus entlang, nach oben und nach unten, und als ich den Kopf nach oben drehte, sah ich ganz nahe am Dach die Gestalt eines Menschen an der Leiter angeklammert.
    New Yorks Himmel ist nie ganz dunkel. Tausende von Lichtreklamen zucken die ganze Nacht. Außerdem ging es langsam auf den Morgen zu.
    Mit der Geschwindigkeit eines langjährigen Vollmatrosen auf einem Segelschiff enterte ich die Feuerleiter hoch. Ich erwischte den Menschen, der dort hochstrebte, bevor er den Rand erreicht hatte. Ich krallte die linke Hand in eine Sprosse und rückte die Smith & Wesson gegen den Rücken.
    »Schluss!«, schrie ich.
    Der Mensch reagierte nicht, und jetzt erst merkte ich, dass es Kitty Cunnan war. Sie wollte hoch und schon hatten ihre Hände die letzte Sprosse erreicht.
    Ich ließ die Smith & Wesson in das Halfter gleiten und schlug den freien rechten Arm um ihre Hüfte.
    »Nein«, wimmerte sie. »Nein!«
    Mit aller Kraft zog ich sie abwärts. Ich war heilfroh, dass ich sie gefasst hatte. Wenn sie aus Hardys Reichweite war, dann konnten wir mit dem Gangster so umspringen, wie es die Umstände notwendig machten.
    Meinen Kräften war sie nicht gewachsen. Als sie die Sprosse verlor, musste ich ihr ganzes Gewicht halten, und das war hart für meine linke Hand. Außerdem trat sie wie besessen um sich und schrie irgendetwas, das ich in der Aufregung nicht verstand.
    Plötzlich war Phil neben mir. Der Teufel mochte wissen, wie er auf der schmalen Leiter, an der nun schon zwei Leute hingen, noch Platz für seine Hände und Füße fand. Anscheinend hangelte er sich kurzerhand an den Seitenholmen hoch, bis er an der Seite von Kitty Cunnan war.
    Gemeinsam schafften wir es, die Frau herunterzuholen und durch das Fenster in das Zimmer zu bugsieren, aber auch so war es noch ein hartes Stück Arbeit, dass mindestens sieben oder acht Minuten in Anspruch nahm. Die ganze Zeit über fürchtete ich, dass Hardy oben am Dachrand auftauchen würde. Er hätte uns wie Fliegen von der Wand wegputzen können, und der Henker mag wissen, warum er es nicht tat.
    ***
    Wir legten Kitty Cunnan auf das schäbige Sofa. Sie zappelte und schlug bis zum letzten Augenblick um sich, aber als wir sie losließen, lag sie plötzlich ganz still. Eine Flut von Tränen schoss aus ihren Augen.
    »Das Kind«, wimmerte sie. »Er hat das Kind!«
    »Welches Kind?«, fuhr ich sie an.
    »Mein Kind!«, heulte sie auf. Im nächsten Augenblick sank ihr Kopf zurück. Sie war ohnmächtig geworden.
    Was Phil an Worten und halben Sätzen ausspuckte, kann ich nicht niederschreiben. Seemannsausdrücke sind salonfähig dagegen.
    »Shut up«, sagte ich. »Nicht der erste Job, der härter ist, als wir angenommen haben.«
    »Versenke deine Ruhe in den nächsten Abfluss!«, brüllte Phil mich an. »Ich mag keine Sachen, bei denen ich mit Gangstern und Frauen zu tun habe, aber es ist die Hölle, in eine Sache einzusteigen, in der ein Gangster sich ein Kind geholt hat.«
    Das Zimmer hatte sich inzwischen mit G-men gefüllt. Ich hielt eine kurze Rede.
    »Der Bursche turnt auf dem Dach herum, und er hat ein Kind bei sich. Klar, dass dem Kind nichts passieren darf.«
    »Lieber lassen wir den Kerl laufen«, warf Phil ein.
    »Einer von euch bleibt bei der Frau. Die anderen sehen zu, dass sie auf irgendeine Weise auf das Dach kommen. Seid vorsichtig. Solange er das Kind hat, kann er soviel schießen, wie er will, ohne dass ihr

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