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0153 - Die kleinen Riesen

0153 - Die kleinen Riesen

Titel: 0153 - Die kleinen Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Dinger zu zählen; er war nicht bis zum Ende gekommen. Der zweite Tick war das Kaufen irgendwelcher verrückter Kleidungsstücke. Es verging kaum eine Woche, in der Nicole nicht mindestens dreimal in irgendeiner Boutique auftauchte. Die Kleiderschränke platzten förmlich auseinander.
    Zamorra ertrug es mit Fassung. Er liebte Nicole und nahm ihre kleinen Schwächen gern in Kauf. Denn Nicole war nicht nur eine aufregende Schönheit, sondern besaß auch eine gehörige Portion Verstand und Auffassungsgabe, die sie quasi zu einer Art Zusatzgedächtnis des Professors machte.
    »He, sieh mal! Was ist das denn für’n Freak?« rief Nicole plötzlich aus. Auch Zamorra hatte den Mann entdeckt. Er war der einzige Passant an dieser Straße. Gerade noch hatte es so ausgesehen, als wolle er an der Kreuzung die Querstraße überqueren, als er sich blitzschnell umwandte, um dann in krassem Gegensatz zu dieser Bewegung langsam den Weg zurückzusendendem, den er gekommen war.
    »Wie ein Wachtposten vor einer Kaserne«, entfuhr es Nicole.
    Zamorra verlangsamte unwillkürlich die Geschwindigkeit, um sich den seltsamen Vogel näher anzusehen. Er trug eine dunkle Hose, die aussah, als sei sie seit einigen Jahren nicht mehr mit Wasser in Kontakt gekommen, und eine zerschlissene Jeansjacke. Das Gesicht zierten halbzentimeterlange Bartstoppeln, das Haar war wirr. Der Mann trug zerschrammte und staubige Stiefel.
    In auffälliger Weise sah er immer wieder zu einem der Bungalows hinüber. Zamorra meinte in der Tür dieses flachen Hauses eine junge Frau hastig verschwinden gesehen zu haben, ehe sie die Kreuzung überfuhren.
    Der Diplomat war jetzt auf gleicher Höhe mit dem Unbekannten.
    Plötzlich spürte Zamorra, wie sein Amulett sich erwärmte.
    Er reagierte sofort.
    Er trat das Gaspedal voll durch. Die Automatik sprach an; der Wagen schoß förmlich wie eine Rakete vorwärts. Dabei wurde die Geräuschkulisse um kein Dezibel lauter. Der große Achtzylinder-Motor flüsterte auch bei stärkerer Beanspruchung nur dezent.
    »Was ist denn jetzt?« fragte Nicole überrascht.
    Zamorra hatte bereits die nächste Kreuzung erreicht, setzte den Blinker und bog ab. Dann brachte er den Wagen am Straßenrand zum Stehen und schaltete den Motor ab.
    Das Amulett hatte sich wieder abgekühlt.
    »Dieser komische Kauz dahinten«, sagte der Professor ruhig, »ist ein Dämon.«
    ***
    Unwillkürlich heftete sich Nicoles Blick auf seine Brust. Gelassen öffnete Zamorra das dunkelrote Sporthemd. Auf seiner nackten Brust hing an einer silbernen Halskette das Amulett des Leonardo de Montagne, das er sich eingedenk trüber Erfahrungen angewöhnt hatte ständig zu tragen, sobald er sich außerhalb der abgeschirmten Mauern von Château Montagne aufhielt.
    Das Château war durch Dämonenbanner und magische Zeichen abgeschirmt; kein Dämon vermochte die Barrieren zu durchbrechen.
    Doch Zamorra war einer der Menschen, die auf der »Todesliste« der Schwarzen Familie ziemlich weit vorn rangierten. Denn Zamorra war nicht nur Parapsychologe. Er wandte seine Kenntnisse auf den Gebieten der Magie und Psionik in der Praxis an, um Asmodis und seine Kreaturen zu bekämpfen.
    Es gab sie, die Mächte der Finsternis, die Inkarnationen des Bösen.
    Dämonen, Geister, Ungeheuer, von den Menschen belächelt und als Wahnvorstellungen des Aberglaubens abqualifiziert. Nie hatten sie es so leicht gehabt wie in der Neuzeit, die sich so aufgeklärt und vernunftbetont gab. Kaum jemand glaubte noch ernsthaft an sie.
    Das war ihre Chance.
    Zamorra war einer der wenigen Menschen, die sie bekämpften.
    Damals, als er das Amulett des Leonardo de Montagne an sich nahm, hatte er geschworen, dem Treiben der Dämonen Einhalt zu gebieten. Er hatte durch das zauberkräftige Amulett die Macht dazu bekommen. Diese handtellergroße Scheibe, die silbern schimmerte, hatte ihn schon oft in seinem Kampf unterstützt und verfügte über unglaubliche, längst nicht vollständig erforschte Fähigkeiten auf magischem Gebiet. Merlin, der Zauberer, hatte das Amulett aus der Kraft der entarteten Sonne erschaffen, und Leonardo de Montagne, Zamorras Vorfahre aus der Zeit des ersten Kreuzzuges, hatte es zu finsteren Zwecken mißbraucht. Nichts hatte seine verlorene Seele mehr retten können.
    Zamorra hingegen setzte es nur ein, um das Böse zu bekämpfen.
    Er betrachtete die Silberscheibe. Im Zentrum der Drudenfuß, umgeben von den zwölf Tierkreiszeichen und einem Ring mit Hieroglyphen, die keiner irdischen Schriftform

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