0153 - Eine Handvoll Leben
Gedanken vor jeder Sentimentalität. Er war jetzt Hendrik Vouner, der Unsterbliche.
Etwas später strahlte Sorgun weitere Funksprüche ab, die alle in unverständlichen Symbolen abgefaßt waren.
„Warum unterhalten Sie sich nicht mit den Bodenstationen?"
erkundigte Vouner sich.
„Mit Robotern?" Sorgun lachte überlegen. „Die Stationen sind alle vollpositronisch. Nur in besonderen Fällen werden Terraner eingesetzt. Die Roboter haben uns längst als ungefährlich eingestuft und übernehmen die Arbeit, uns sicher auf den Raumhafen zu bringen."
Das klang logisch. Trotzdem fühlte Vouner sich nicht vollkommen sicher. Ein unbehagliches Gefühl sagte ihm, daß etwas nicht in Ordnung war.
Minuten später drang die KÖTARK in die obersten Schichten der Atmosphäre ein.
„Sind Sie jetzt sehr stolz?" wollte Hefner-Seton wissen. Seine Stimme war seltsamerweise ohne jeden Groll. Anscheinend hatte er sich mit seiner Niederlage abgefunden.
Vouner antwortete ihm nicht. Seine Erregung wuchs. Wie würde man ihn auf der Erde empfangen? Würde man ihn feiern oder verdammen?
Vouner hielt es für ausgeschlossen, daß man ihn ausstoßen würde. Er war der kleine Mann von der Straße, dem es gelungen war, das große Glück zu erringen. Das machte ihn populär. Er würde ein Nationalheld werden.
Wieder schaute er auf den Bildschirm. Er konnte einen Teil des Landefeldes sehen. Er wunderte sich, daß die Landung so glatt vonstatten ging. Waren die positronischen Funkstationen Terras wirklich unfehlbar? Hatte man die KÖTARK kontrolliert, ohne daß es die drei Männer bemerkt hatten?
Nagende Zweifel überfielen Vouner. Etwas stimmte nicht. Er glaubte, die Unstimmigkeit erkennen zu müssen, aber er konnte den beiden Aras keinen Trick nachweisen.
Die KÖTARK sank allmählich auf den Landeplatz herab. Das allein zählte.
Hefner-Seton fuhr die Landestützen aus. Gleich darauf berührte das Walzenschiff den Boden.
Der Kommandant stand auf.
„Sie sind zu Hause", sagte er zu Vouner.
„Sie verlassen diesen Raum nicht", ordnete Vouner an. „Sobald Sie versuchen, mit Ihrem Schiff zu fliehen, werde ich veranlassen, daß man Sie unter Feuer nimmt." Er ging zum Eingang. „Öffnen Sie die Schleuse", befahl er. „Ich möchte hinaus."
Ruckartig wandte Vouner sich ab und verließ den Kommandoraum. Er rannte über den langen Gang, der zur Schleuse führte. Als er sie erreichte, hatte der Ara sie bereits geöffnet. Frische Luft schlug Vouner entgegen. Er atmete tief ein und blieb stehen.
Der Landesteg wurde ausgefahren. Langsam kletterte Vouner hinab.
Dann blickte er sich um. Die KÖTARK war nicht unmittelbar auf dem Landefeld niedergegangen. Hefner-Seton hatte das Schiff am Rande abgesetzt. Im Hintergrund sah Vouner weitere Walzenschiffe. Auf der anderen Seite dehnte sich ein riesiger Park vor ihm aus.
Da erkannte Vouner, daß ihn sein Gefühl nicht getäuscht hatte.
„Sie sind uns in die Falle gegangen, Terraner", sagte in diesem Augenblick Hefner-Setons Stimme vom Landungssteg aus. Vouner fuhr herum und sah den Ara langsam zu sich herunter kommen.
Der Kommandant machte eine einladende Geste: „Willkommen auf Aralon, der Hauptwelt der Galaktischen Mediziner."
Haß, Enttäuschung und grenzenlose Müdigkeit machten aus Vouners Gesicht eine starre Maske. Er hob den Karabiner und richtete ihn auf Hefner-Seton.
„Ich gebe nicht auf", sagte er entschlossen. „Gehen Sie in das Schiff zurück, bevor ich mich vergesse."
Hefner-Seton lachte. „Sie denken an Flucht, Terraner? Nun gut, gehen Sie. Vergessen Sie aber nicht, daß ein ganzer Planet Sie jagen wird. Sobald bekannt wird, daß Sie einen Zellaktivator tragen, wird jeder hinter Ihnen her sein. Man wird Sie gnadenlos hetzen. Sie werden keine Freunde finden, keine Ruhe, keinen Unterschlupf."
Der große hagere Ara drehte sich um und verschwand in der Schleuse.
Vouner blickte zu der Sonne empor, die nicht seine Heimatsonne war.
Dann rannte er, so schnell ihn seine müden Beine trugen, dem nahen Park entgegen.
ENDE
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