0154 - Der Gehetzte von Aralon
sorgfältig geschminkt. Der ehemalige Kommandant der KÖTARK wirkte in dieser Aufmachung dreißig Jahre älter.
Er rannte schnell vom Fahrzeug hinweg und warf die Haftschalen in das hochgewachsene Gras neben der Straße. Er brauchte sie jetzt nicht mehr. Der Robottransporter hatte ihn die weite Strecke von Forungs hier hergebracht, ohne daß die Robotfahrer den blinden Passagier entdeckt hatten.
Der größte Teil der Einwohner Aralons lebte unter der Erde, die riesigen Städte befanden sich alle unter der ausgehöhlten Oberfläche. Lediglich in den Parks, die überall großzügig angelegt waren, hielten sich Aras auf. Das hatte Hefner-Setons Vorhaben, Forungs unerkannt zu verlassen, sehr erleichtert. In einem kleineren Frachtgeschäft hatte er die Fahrtzeiten beobachtet. Da die Robottransporter nur in der Nacht über die Straßen glitten, hatte er noch nicht einmal besonders vorsichtig sein müssen.
Abends, bevor die Robotfahrer den Wagen besetzten, war Hefner- Seton unter das Fahrzeug geklettert und hatte sich mit den Haftschalen angeklammert.
Die Fahrt nach Pasch war kein reines Vergnügen gewesen.
Kühler Nachtwind wurde dem Ara bei rasender Geschwindigkeit gegen den Körper geblasen. Er fror erbärmlich während der gesamten Fahrt.
Hefner-Seton war in seinem Leben erst einmal in Pasch gewesen. Er kannte sich deshalb nicht besonders gut aus. Direkt an der Küste hatte man gewaltige Eingangstunnels geschaffen, die bei Hochwasser und Flutwellen durch elektromagnetische Sperren hermetisch abgeschlossen wurden.
Aber auch vom Lande aus konnte man Pasch erreichen. Riesige Bahnen führten in die Tiefe. Die Bodenfläche über Pasch erinnerte an ein gigantisches Sieb, jedes Loch markierte Ein- oder Ausgänge. In längst vergangenen Zeiten war Pasch die mächtigste Stadt Aralons gewesen. Ihre mutigen Seefahrer hatten den Kontinent beherrscht und überall entlang der Küste Stützpunkte errichtet. Doch dann, mit Ausbreitung der modernen Technik, hatte Pasch jede politisch-militärische Vorrangstellung verloren. Als die Flugindustrie immer weitere Verbesserungen schuf, verlor Pasch sogar die Vormacht auf dem Gebiet des Handels. Es ging schneller, eine Fracht mit einer Rakete befördern zu lassen als mit einem Schiff.
Nach wie vor war Pasch eine große Stadt, aber ihre Geschäftigkeit war erstarrt, die Einwohner schienen von vergangenen Zeiten zu träumen. Ein Großtransmitter hatte die einstige Stellung wieder festigen sollen, doch andere Städte verfügten ebenfalls über ein oder zwei solcher Geräte.
Pasch hatte viel von seiner ehemaligen Anziehungskraft verloren. Die Stadt würde zwar nie zu existieren aufhören, aber sie würde niemals eine wirtschaftliche Blüte erreichen, die sie in der Vergangenheit bereits einmal durchgemacht hatte. Städte wie Forungs, die eigene Raumhäfen besaßen, bestimmten jetzt den Handel.
Hefner-Seton betrat eine der Gleitbahnen, die in die Tiefe führten. Der Tunnel war beleuchtet. An den Wänden klebten Wahlplakate. Pasch wählte in diesen Tagen seine neuen Stadtleiter. Hefner-Seton betrachtete die bunten Schilder gleichmütig. Die Namen sagten ihm nichts. Der Tunnel brachte ihn an den Stadtrand. Zum Erstaunen des Aras war die Sperre geschlossen. Zwei Roboter blinkten dem ehemaligen Kommandanten entgegen.
Es blieb Hefner-Seton nichts anderes übrig, als vom Band abzuspringen. Der Roboter hielt ihm seine Dienstmarke entgegen.
„Woher kommen Sie?" fragte er stereotyp.
Hefner-Seton überlegte blitzschnell. Wahrscheinlich hatte man von Forungs aus eine Nachricht nach Pasch geschickt. Jeder Verdächtige, der in Pasch eintraf, würde einer strengen Kontrolle unterzogen werden. Hefner-Seton zog scharf den Atem ein. Die Situation wurde brenzlig, wenn es ihm nicht gelang, die beiden Roboter von seiner Harmlosigkeit zu überzeugen.
„Von Hosool", behauptete er gelassen.
„Ausweis", schnarrte der Roboter.
Hefner-Setons Chancen schwanden dahin.
„Wozu?" fragte er. „Ich führe keinen bei mir."
Der zweite Roboter kam näher. Er packte den Ara am Arm und hielt ihn fest.
„Es tut mir leid", sagte der Roboter mit maschineller Höflichkeit.
„Sie müssen kontrolliert werden."
Sehnsüchtig blickte Hefner-Seton auf die andere Seite der Sperre. Er begann mit der freien Hand in seiner Tasche zu wühlen.
„Ah!" rief er mit gespielter Erleichterung. „Hier ist er ja!"
Er zog einen alten Fetzen Papier heraus und ließ ihn wie aus Versehen auf das Gleitband fallen. Rasch wurde das
Weitere Kostenlose Bücher