0154 - Der Gehetzte von Aralon
angehaltenem Atem auf das Trampeln der Stiefel gelauscht. Erleichtert hatte er dann Darfaß zu der Klappe watscheln und sagen hören: „Sie sind weg!"
Trotzdem wurde Vouner das Warten zur Qual. Er litt darunter, daß er als Unsterblicher in einem dunklen Keller hausen mußte, zusammen mit Hunderten von kleinen Tieren, die in ihren Käfigen rumorten. Darfaß brachte ihm ausreichend Nahrung, doch Vouner war viel zu nervös, um mit Genuß zu essen. Der Händler versuchte, ihm Torguisch beizubringen, aber die Ungeduld Vouners verhinderte nennenswerte Erfolge. Ununterbrochen ging Vouner im Keller umher. Er wirkte wie ein gefangenes Tier, das sich mit seiner Umgebung nicht abfinden kann.
Schließlich kam Darfaß zu ihm herunter und sagte: „Sie haben sich aus dem Park zurückgezogen."
Vouner sprang vom Stuhl hoch, auf dem er gerade Platz genommen hatte. Sein Gesicht rötete sich. Die Ruhe der vergangenen Tage hatte sein Gesicht wieder etwas voller werden lassen. Der geierhafte Ausdruck war daraus verschwunden. Nur die Augen blieben entzündet.
„Glauben Sie, daß die Soldaten die beiden Aras gefangen haben?"
„Sicher nicht", meinte Darfaß. „Die beiden werden längst untergeschlüpft sein. Die Einwohner der unterirdischen Städte sind nur schwer zu kontrollieren."
Vouner versetzte dem Stuhl einen Tritt, daß er umfiel. „Endlich können wir hier aus diesem Rattenloch heraus."
Abwehrend hob Darfaß seine Arme. „Immer mit der Ruhe", sagte er. „Nun werde ich Kleider besorgen."
Vouner hatte längst eingesehen, daß es sinnlos war, mit diesem Mann zu diskutieren. Darfaß ließ sich nicht von der Ausführung seiner Pläne abbringen. Da er diese Welt genau kannte, mußte Vouner notgedrungen auf ihn hören.
„Sie können jetzt in den Laden hinauf", schlug Darfaß vor.
„Tagsüber kommt nie Kundschaft."
Doch Vouner verzichtete darauf. Er hielt es für sicherer, wenn er bei den Tieren blieb. Zwei weitere Tage vergingen, in denen der Händler fast ständig unterwegs war. Erneut begann Vouner seine ruhelosen Wanderungen durch den Keller.
Erwartungsvoll sah er dann Darfaß durch die Luke klettern. Der Alte hielt ein verschnürtes Bündel unter seinem Arm. Er warf es Vouner zu.
„Hier", sagte er. „Ich habe Ihnen etwas mitgebracht."
Als Vouner das Paket öffnete, fand er einen eigenartigen Umhang darin.
„Was ist das?" fragte er.
Darfaß erklärte: „Eine Art Uniform. Verschiedene medizinische Forschungsinstitute haben Freiwillige von allen Planeten, die sich für medizinische Versuche zur Verfügung stellen. Diese Leute genießen ein hohes Ansehen. Es sind auch Terraner darunter. Alle tragen diese Umhänge."
„Gut", sagte Vouner. „Das wird gehen."
Er legte seine zerlumpten Kleider ab und vertauschte sie mit den Sachen, die Darfaß mitgebracht hatte. Zu dem Umhang hatte der Händler halblange Hosen mitgebracht, die oberhalb der Knie umschnürt wurden. Flache Sandalen, ein Haarband und ein breiter Gürtel rundeten das Bild ab.
Vouner strich mit der flachen Hand über seinen wild wuchernden Bart.
„Nun fehlen mir nur noch ein Bad und eine Rasur."
Mit einer einladenden Handbewegung wies Darfaß zur Treppe: „Oben ist alles vorbereitet", sagte er.
Vouner ging an ihm vorüber. Die Treppe krachte, als der Terraner hinaufstieg. Eigentlich hatte er nie geglaubt, daß er es jemals schaffen würde, noch einmal aus dem Keller zu kommen.
Darfaß blickte hinter ihm her. Sein altes Gesicht war ausdruckslos. Das Mißtrauen des Terraners hatte bereits nachgelassen. Früher oder später würde er sich immer mehr auf Darfaß verlassen.
Zu der Zeit würden sie ungefähr in Pasch sein.
Das war der Zeitpunkt, da er rücksichtslos zuschlagen würde.
Der Händler kam in Bewegung. Er stieg hinter dem Terraner in den Laden hinauf.
„Werden Sie den Aktivator während des Bades ablegen?" fragte Darfaß.
Hendrik Vouner verneinte die Frage.
*
Hefner-Seton wartete, bis die Robot-Mannschaft des Wagens über die Straße gegangen und zwischen den flachen Lagerhallen verschwunden war. Dann löste er die Haftschalen von der glatten Unterwand des Fahrzeuges und ließ sich auf den Boden hinab. Er kroch unter dem Wagen hervor und blickte sich hastig um. Die Straße lag in dieser frühen Morgenstunde verlassen da.
Mit Hefner-Seton war eine äußerliche Veränderung vorgegangen. Er trug längst nicht mehr den Umhang eines Raumfahrers. Seine Kleidung war die eines normalen Bürgers von Aralon. Sein Gesicht war
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