0154 - Der Gehetzte von Aralon
weit mußte ein Mann kommen, um seine Fehler zu erkennen? „Herein", rief Vouner.
Eine Sekunde später sah Vouner einen Unsterblichen.
Er stand Perry Rhodan gegenüber. Hinter dem Großadministrator kam O'Day in das Zimmer, ein breites Lächeln in seinem bärtigen Gesicht.
„Guten Tag, Mr. Vouner", sagte Rhodan.
Vouner verbeugte sich. „Sir."
Vouner hörte, wie O'Day die Tür schloß. Rhodan war mit dem Kommandanten allein gekommen. Keine Wache, keine Soldaten, keine Mutanten.
Vouner hatte den Großadministrator oft auf Bildern gesehen.
Doch keines davon entsprach der Wirklichkeit. Er sah einen großen, schlanken Mann, mit einem ernsten, aber ausdrucksvollen Gesicht. Er sah kluge Augen in diesem Gesicht, Augen, die mehr gesehen hatten, als Vouner je erleben würde.
Perry Rhodan war ein Unsterblicher. Man sah es. Man fühlte es.
Hendrik Vouner jedoch war keiner.
„Setzen wir uns", schlug Rhodan vor.
„Natürlich", meinte O'Day unbefangen und schob einige Stühle zurecht. „So läßt es sich besser miteinander sprechen."
Der Kommandant war ein feiner, alter Mann. Man sah es. Man fühlte es.
Hendrik Vouner jedoch war verbittert, voller Haß und Mißtrauen.
Er war unglücklich.
Rhodan sah Vouner offen an. „Sie wissen natürlich, warum ich gekommen bin", sagte er. „Es wäre sinnlos, wenn wir uns etwas vormachen. Ich werde versuchen, Ihnen den Zellaktivator abzukaufen. Und ich werde Ihnen tausend Gründe nennen, warum Sie ihn verkaufen sollen."
Vouner nickte, und Rhodan begann zu sprechen. Niemand unterbrach ihn, nur O'Day räusperte sich manchmal und machte ein Gesicht, als wollte er versuchen, irgendwo hundert und mehr Zellaktivatoren für Rhodan zu beschaffen. Rhodan erzählte Vouner von den Schwierigkeiten und von den Männern, denen er keine Zelldusche mehr garantieren konnte. Vouner erfuhr Dinge, von denen er nichts geahnt hatte.
„Das ist alles", endete Rhodan. „Jetzt sind Sie an der Reihe."
„Sicher hat Ihnen Mister O'Day berichtet, was ich erlebt habe, bevor ich den Aktivator sicherstellen konnte", begann Vouner. „Ich habe Dinge getan, die ich verabscheue, nur um unsterblich zu werden."
„Ich weiß", sagte Rhodan.
„Ich habe getötet", sagte Vouner. „Meinetwegen befinden sich einige Aras auf dem zweiten Planeten des Velander-Systems und warten auf Hilfe. Ich habe auf Aralon viele Menschen aus ihrem gewohnten Leben gerissen und ihnen Unglück gebracht. Ich habe teuer für dieses Gerät bezahlt."
„Ich verstehe", sagte Rhodan schlicht.
„Ich habe aber auch gelernt", fuhr Vouner fort. „Ich habe erfahren, daß es Dinge gibt, die uns unwichtig erscheinen, weil wir sie als selbstverständlich empfinden. Aber sie sind weder unwichtig noch selbstverständlich."
Mit raschem Griff löste Hendrik Vouner den Zellaktivator und ließ ihn in seiner Hand pendeln.
„Solange ich dieses Gerät trug, habe ich weder Freundschaft noch Hilfe erfahren", erinnerte sich Vouner. „Jeder hat mich gejagt, jeder hat versucht, mir den Aktivator abzunehmen, selbst wenn er mich hätte töten müssen. Nirgendwo war ich sicher. Ich hatte nichts - außer der Unsterblichkeit."
Rhodan stand auf. „Der Zellaktivator gehört Ihnen", sagte er. „Es wäre ein Verbrechen, Ihnen das Gerät abzukaufen."
„Nein", antwortete Vouner und erhob sich ebenfalls. Er ging auf Rhodan zu und streckte ihm den Aktivator entgegen.
„Hier", sagte er. „Er gehört Ihnen."
Die beiden Männer sahen sich in die Augen, als versuchten sie gegenseitig ihre Gedanken zu ergründen.
Nur sehr langsam und zögernd griff Rhodan nach dem Gerät.
„Sie ... Sie geben ihn freiwillig ab?"
„Ich verkaufe den Zellaktivator für fünfhunderttausend Solar", erwiderte Vouner fest.
O'Day sagte impulsiv: „Zum Teufel, Vouner, das Ding ist zehn Millionen Solar wert." Er erblaßte. „Entschuldigen Sie, Sir", wandte er sich an Rhodan. „Das ist mir eben so rausgerutscht."
Wortlos ging Rhodan zu O'Days Tisch und zog etwas aus seiner Uniformtasche. Vouner und O'Day beobachteten, wie er schrieb.
Dann überreichte er Vouner ein Papier.
„Ich habe Ihnen zehn Millionen Solar ausgeschrieben", sagte er.
Vouner nahm den Scheck entgegen. Die beiden Männer schüttelten sich die Hände. Stumm wandte sich Vouner ab und verließ hastig das Zimmer. Er wußte, daß er unhöflich war, aber er konnte nicht anders. Er ging den langen Gang hinunter bis zur Kantine des Stützpunktes. Als er eintrat, sah er drei Männer Karten spielen. Er ging an
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