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0157 - Die Hexe und der Höllensohn

0157 - Die Hexe und der Höllensohn

Titel: 0157 - Die Hexe und der Höllensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Dann gab sie ihm die Scheibe zurück.
    »Es muß sehr stark sein«, sagte sie. »Ich glaube, es wäre zu stark für mich. Wer hat es geschmiedet?«
    »Merlin«, erwiderte Zamorra knapp.
    »Der?« stieß sie hervor. »Der olle Zauberer? Du meine Güte…«
    Zamorra hängte sich das Amulett wieder um. »Wie sind Sie auf Ashorro gestoßen?« fragte er jetzt seinerseits.
    Babsy sog wieder an der Zigarette. Unter den Blicken ihrer Besucher fühlte sie sich reichlich unbehaglich. Dennoch ging von diesem Professor etwas Beruhigendes aus.
    »Eine komische Sache«, sagte sie. »Ich verstehe mich in diesem Punkt selbst nicht. Im Gegensatz zu Ihnen, Mister Fleming, habe ich keine Geschichtsbücher gewälzt. Das Wissen um Ashorro war einfach da, von einem Moment zum anderen.«
    »Und wie geschah das?« fragte Zamorra.
    Babsy atmete tief durch.
    »Ich weiß es auch nicht so genau. Irgendwie war da etwas an mir, das mir sagte, ich müsse einen längeren Abendspaziergang unternehmen. Weiß der Himmel, warum. Es war wie ein Zwang. Ich hielt es nirgendwo mehr aus. Wirklich nirgends. Also marschierte ich los. Einfach der Nase nach. Warum ich zum Friedhof gegangen bin, weiß ich immer noch nicht.«
    Zamorra hob die Brauen.
    »Der Friedhof liegt so fürchterlich weit draußen«, sagte sie. »Zwischen Lippstadt und dem Nachbardorf, einsam und verlassen. Zuweilen campieren durchziehende Zigeuner in der Nähe in den weit ausgedehnten Wiesen. Aber es waren keine Zigeuner da.«
    Zamorra beugte sich leicht vor. »Sie erwarteten also, etwas oder jemanden am Friedhof zu finden«, forschte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Oder… doch. Vielleicht, ja wahrscheinlich. Es muß mit diesem Zwang Zusammenhängen, der mich dorthin führte. Aus freien Stücken würde ich doch niemals abends zu Fuß diese Wahnsinnsstrecke zu diesem Wahnsinns-Friedhof laufen. Wer bin ich denn? Nun, es war tatsächlich etwas da.«
    Leicht blitzte das Amulett auf. Zamorra nahm es allein wahr, doch er maß diesem Aufblitzen keine Bedeutung bei. Vielleicht ein Lichtreflex, überlegte er.
    Es war der Augenblick, in dem Ashorro Nicole und Manuele entführte.
    »Ashorro war da«, vermutete Zamorra.
    Babsy nickte. »Ja. Im ersten Moment wußte ich gar nicht, was es war. Es war ein alter Baum. Ein Schatten löste sich aus. Ich erschrak erst, weil ich ihn in der Dunkelheit für einen Sittlichkeitsverbrecher hielt, der jetzt auf mich losgehen würde. Vergewaltigungen sind leider in letzter Zeit nicht gerade selten. Aber ich hatte Glück.«
    Sie machte eine kurze Pause.
    »Es war keiner. Es war nur ein Schatten. Ein Schatten, der aus dem Baum kroch wie Nebel und sich dabei bewegte. Eine alte Eiche. Der Schatten ohne einen Menschen, der ihn erzeugte. Und da erkannte ich erst, daß der Schatten aufrecht ging.«
    »Meegh«, flüsterte Bill. Doch Zamorra schüttelte den Kopf. »Nein, Bill«, widersprach er. »Einen Meegh rieche ich mittlerweile auf sieben Meilen gegen den Wind. Ashorro ist kein Meegh.«
    Verständnislos war Babsy dem kurzen Dialog gefolgt.
    »Nun, er schlich dann an der Mauer entlang und verschwand in der Nacht«, fuhr sie fort. »Im gleichen Moment gab es in mir das Wissen, daß es sich bei diesem Schatten um den dunklen Magier Ashorro handelte und daß er im Dreißigjährigen Krieg mit dem Tollen Christian identisch war. Woher dieses Wissen kam, kann ich nicht sagen. Es war einfach da. Und dann spürte ich seine Aktivitäten aus der Ferne. Er suchte auch mit seinen bösen Gedanken nach mir. Er weiß, daß ich ihn gesehen und erkannt habe, und er wird mich als unerwünschte Zeugin beseitigen wollen. Deshalb hatte ich für die Dauer der Nacht die Sperre aufgebaut.«
    Zamorra nickte bedächtig. »Diese Eiche möchte ich mir gerne einmal ansehen«, erklärte er. »Aber bei Tageslicht. Können Sie sie mir morgen einmal zeigen?«
    »Morgen nachmittag«, erwiderte sie. »Dann habe ich ein paar Stunden Zeit.«
    »Dieses überraschend aufgetretene Wissen um Ashorro«, sagte er jetzt, »interessiert mich. Vielleicht läßt sich in Hypnose feststellen, wie…«
    Ihre Augen blitzten, als sie ihn ansah und den Kopf schüttelte.
    »Nein. Ich lasse mich nicht hypnotisieren.«
    »Wie Sie wollen«, brummte Zamorra. »Wenn Sie nicht an der Lösung dieses Rätsels interessiert sind…«
    »Wenn es für mich wichtig ist, werde ich es über kurz oder lang von selbst erfahren, auch ohne Ihre Hypnose.«
    Sir erhob sich. »Und jetzt«, sagte sie mit einem Blick zur Uhr, »möchte ich

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