0157 - Wer mit Gedanken töten kann
brachte Smith ins Schlafzimmer. Der Fremde ging auf Zehenspitzen, während Malligan vor der Tür stand und wartete, bis Smith verschwunden war.
Dann öffnete er.
Vor ihm standen vier Männer.
Er zuckte zurück, sah einen Ausweis und vernahm die Stimme eines hochgewachsenen blondhaarigen Mannes. »Entschuldigen Sie die Störung, aber wir hätten Sie gern einmal gesprochen.«
»Und?«
»Es geht um Jerry Peters.«
»Kommen Sie rein!« Kirk Malligan gab die Tür frei.
***
Tokata war völlig durcheinander. Er, der vor nichts und niemandem Angst hatte, spürte mit seinem Instinkt, dass ihm der junge Mann an seiner Seite überlegen war. Nicht an körperlichen Kräften, sondern an geistiger Kraft.
Der Samurai des Satans ertappte sich dabei, dass er genau das tat, was der andere von ihm wollte.
Er hieß Jerry.
Mehr hatte er Tokata nicht mitgeteilt, doch das reichte. Nebeneinander gingen sie her, und der Junge hielt mit dem wesentlich größeren Tokata Schritt. Er wollte ihm etwas demonstrieren, und der seelenlose Samurai war gespannt.
Langsam wurde es dämmrig. Der Wind frischte auf. Er blies über das flache Gelände, Abendwolken erschienen am Himmel, die aussahen wie dunkle Berge.
Sie gingen quer über die Felder. Kein Zaun störte sie, keine Begrenzung konnte sie aufhalten. Sie traten oder rissen es kurzerhand nieder.
Und sie hatten noch Glück. Sie wurden zwar von manchen Bauern aus der Ferne gesehen, aber die Menschen kümmerten sich nicht um sie. Sie waren mit ihren eigenen Problemen beschäftigt.
So kam es, dass Tokata und Jerry ihr Ziel unangefochten erreichten.
Irgendwann wurde der Boden feuchter. In den Trittstellen sammelte sich das Wasser, ein Zeichen, dass sich die beiden der Flussniederung näherten.
Dann war der Fluss auch zu sehen.
Wie ein dunkles Band teilte er die Landschaft, auf der das letzte Licht der scheidenden Sonne lag und ein für menschliche Augen oft unangenehmes Zwielicht schuf.
Aber die beiden sahen nicht nur den Fluss, sondern auch die Steinbrücke, die über das Gewässer führte.
Sie lag rechts von ihnen, vielleicht ein paar Hundert Yards entfernt. Und sie sahen die Straße, die über die Brücke führte.
Zahlreiche Autos rollten über die Fahrbahn. Die hellen Lichter wirkten wie eine Kette, die hin und wieder mal aufriß, wenn eine kleine Verkehrspause entstand.
Je näher die beiden der Brücke kamen, umso größer erschien sie ihnen. Von der Ferne hatte sie so klein ausgesehen, doch das täuschte. Die Brücke besaß wuchtige Ausmaße.
Sie ruhte auf steinernen Säulen, um die das Wasser des Flusses gurgelte und schäumte.
Jerry hob die Hand.
»Ich werde sie zerstören«, murmelte der junge Mann.
Tokata schaute auf ihn herab. Auch er hätte die Brücke zerstören können — allerdings mit seinem Schwert und nicht nur Kraft seines Geistes. Doch das wollte der Junge.
Er ging einen Schritt vor und konzentrierte sich.
Für einen Moment dachte er auch an die Gefahr, die er heraufbeschwor. Denn durch seine unheimliche Fähigkeit brachte er zahlreiche Menschen in Todesnot.
Ein Bus fuhr heran.
Er war im Innern beleuchtet, und Jerry sah die Passagiere als Schattenrisse.
Für einen Augenblick verkrampfte sich sein Gesicht, dann ließ er den Bus passieren.
Hinter ihm fauchte Tokata.
Er wollte endlich einen Beweis sehen.
Und Jerry Peters brachte ihn. Er konzentrierte sich voll auf das Objekt und griff mit all seiner geistigen Kraft an.
Im Augenblick befanden sich nicht so sehr viele Wagen auf der Brücke.
Drei rauschten an.
Ein Lastwagen an der Spitze, dessen Ladefläche von einer grauen Plane verdeckt war und zwei Personenkraftwagen. Der eine blau, die Farbe des anderen war schlecht zu erkennen.
Soeben setzten beide Fahrer der schnelleren Fahrzeuge zum überholen an.
Die Augen des Jungen nahmen wieder den metallenen Glanz an. Sie schienen zu Platten zu werden, die in den Augenhöhlen lagen. Jerry brauchte seine gesamte Kraft, um Tokata den Beweis zu erbringen.
Und er schaffte es.
Das Grauenvolle geschah.
Urplötzlich bekam die Fahrbahn Risse. Erst nur schmal, dann breiter werdend, und schließlich klafften Spalte in der Fahrbahndecke, über die kein Fahrzeug mehr hüpfen konnte, ohne in Gefahr zu geraten, weggeschleudert zu werden.
Auch an den Pfeilern zeigten sich die ersten Zerstörungen. Steine wurden aus dem Verbund gerissen, Löcher klafften, der Träger begann zu zittern, zu wanken — und er brach.
Hupen ertönten.
Reifen jaulten über die
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