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0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln

0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln

Titel: 0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wenn die Wolkenkratzer wackeln
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Viertel um Mulberry Road näherte, hatte ich einen Dienstwagen des FBI vor mir. Der rasante Fahrstil kam mir bekannt vor, ich witterte meinen Freund Phil am Steuer und versuchte, ihn zu überholen, aber das gelang mir einfach nicht. Er führ derart genau an der Grenze des Möglichen und Vertretbaren, daß mir die entscheidenden Sekunden Vorsprung nicht erreichtbar waren. Ich hatte nie gedacht, daß der alte Junge wirklich so gut fahren könnte.
    Dann hielten wir am Einsatzort. Unsere Scheinwerfer strahlten die gleiche Szene an, wie ich sie am Nachmittag schon einmal erlebt hatte. Polizisten hatten eine Kette quer über die Straße gebildet und drängten eine Menge zurück, die sich mit »Booh«-Rufen und Geschrei behaupten wollte. Als ich den Blick nach rechts wandte, sah ich zu meinem Erstaunen den Chef, Mr. High, aus dem Wagen steigen. Er war der waghalsige Fahrer gewesen, während ich Phil verdächtigt hatte, der nun mit gleichmütigem Gesicht auf der anderen Seite ausstieg.
    »Hallo«, sagten beide. Uns ging in diesem Augenblick wohl das gleiche durch den Kopf: wenn nur nicht hier wieder Schüsse fallen,' wenn sich nur nicht hier in der Menge wieder ein Mörder verbirgt, der ohne Gnade schießt…
    Der Wasserwerfer bog mit kreischenden Reifen in die Straße ein, und er stand noch nicht, als bereits die Schläuche entrollt und angeschlossen wurden. Dann knatterte der Wasserstrahl unter Hochdruck auf die Straße und zischte in die aufgeregte Menge.
    Da hörte auch ich plötzlich ein Schreien. Phil zerrte mich im selben Augenblick mit sich nach vorn, und im Vorwärtsstürmen erkannte ich, was zu allem Unglück auch noch geschehen mußte: irgendwie war eine junge Frau in das Gedränge geraten, sie hatte einen kleinen Jungen an der Hand, und auf dem Arm ein Baby, und soeben hatte sie von dem starken Strahl einen heftigen Stoß bekommen, der sie taumeln ließ. Gleich mußte sie erneut in die Richtung des Strahlrohrs kommen, und die Kameraden, die den Wasserwerfer bedienten, konnten nicht sehen, was sie da anrichteten.
    Phil und ich hasteten über das glitschig-nasse Pflaster. Ich kam ins Stolpern, riß mich aber wieder hoch, und beide gelangten wir vor der Frau im richtigen Moment an. In hilflosem Entsetzen hielt sie die Kleine an sich gepreßt. Ihr Mund war zu einem Schrei geöffnet, sie konnte nach keiner Seite ausweichen…
    Wir wurden von den fünf oder sechs Atmosphären Druck getroffen wie von einer Faust und flogen herum. Aber dann holten wir tief Luft und zerrten die Frau mit ihren beiden Kindern mit uns in den Schutz der Polizeiwagen.
    »Aber nichts wie nach Haus jetzt!« befahl Phil. »Haben Sie viel abbekommen, Madam?«
    Die Hüllen des Babys troffen vor Nässe, und der jungen Frau klebten die Kleider am Leibe. Ihre Lippen zitterten, als sie sagte:
    »Ich danke Ihnen tausendmal! Es war ja so furchtbar, plötzlich… ich konnte nirgendwohin… alles um mich schrie und tobte.«
    Ich wandte mich ab und traf auf Mr. Highs stummen Blick.
    »Es ist eine Schande, was durch diese Radaubrüder alles angerichtet wird«, sagte ich finster. »Selbst, wenn scheinbar gar nichts passiert, dann kommen solche Sachen heraus!«
    Der Chef nickte. Mir klebte das Zeug am Leibe, und in den Schuhen quietschte das Wasser.
    »Am besten fahrt ihr - schnell nach Haus und zieht euch erst mal um«, begann Mr. High mit einem Blick auf Phil und mich. Aber aus dem guten Rat wurde nichts, denn in diesem Augenblick stand Leutnant Cresham wie aus dem Boden gewachsen neben uns und zeigte stumm die Straße hinüber. Die Menschenmenge war in wilder Flucht auseinandergestoben; das Licht der Straßenlaternen schimmerte in den großen Wasserpfützen. Aber es blinkte auch in den Scherben einer großen Schaufensterscheibe wider, vielleicht fünfzig Schritt die Straße hinab.
    »Dasselbe Theater«, sagte Cresham leise. Wir setzten uns in Trab. Der Wind ließ mich in dem nassen und klammen Zeug erschauern.
    »Wieder ein Juwelier, siehst du?« rief Phil im Laufen.
    Von allen Seiten kamen nun die Polizeibeamten herangerannt. Von der großen Scheibe vor der Auslage war nichts mehr übrig als ein paar lange Splitter und tausend kleine Stückchen. Das Innere des Schaufensters bot einen total verwüsteten Anblick. Nichts, was nur einigen Wert besitzen konnte, lag noch darin. Sogar der Samt war herausgerissen worden. Ich rüttelte an der fest verschlossenen Ladentür. Nichts. Phil, der meinen erfolglosen Bemühungen gefolgt war, schwang sich kurz entschlossen

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