0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln
hervor.
»Ja doch! Was ist?«
»Leutnant! Da hinten… liegt einer! Von uns!«
»Verwundet?« fragte Cresham. Der Sergeant schüttelte nur stumm den Kopf und mußte schwer schlucken. Deshalb war Creshams Frage eigentlich überflüssig:
»Tot?«
Der Sergeant nickte. Dann rannten wir drei die Straße hinunter bis vor ein Juweliergeschäft, dessen große Scheibe vorhin knallend zersprungen war. Dort sahen wir den Toten liegen. Er lag dicht an die Iiauswand gedrückt, und sein Anzug hatte die Farbe des Pflasters, schmutziggrau. Alle drei Kugeln des schweren Kalibers mußten den Kopf getroffen haben.
Ich hörte Cresham mit den Zähnen knirschen. Endlich fragte er mit heiserer Stimme:
»Von uns, Reynolds?«
Der Sergeant wies stumm auf eine blinkende Polizeimarke, die halb aus dem aufgerissenen Hemd des Toten herausragte. Ich beugte mich nieder, wobei ich mit aller Kraft gegen die aufsteigende Übelkeit ankämpfen mußte.
»Stimmt«, sagte ich. »New York City Police.«
»Polizistenmord und Bandenverbrechen, wenigstens«, sagte Reynolds stockend. »Ihre Sache, Cotton, leider.«
»Wir wollen uns in diesem Augenblick nicht um die Zuständigkeit streiten«, wies ich ihn zurecht, und er quittierte es mit einem dankbaren Aufleuchten seiner grauen Augen. Ich riß mich gewaltsam von den Anblick los und begann die Sache in die Hand zu nehmen.
»Lassen Sie bitte absperren, bis unsere Leute kommen. Und wenn Sie irgendwelche Leute festgenommen haben, möchten wir sie verhören. Darf ich außerdem einmal Ihr Funksprechgerät benutzen? Mein Wagen steht drüben auf dem Broadway!« Cresham führte mich zu seinem Dienstwagen, und der Funker schaltete auf die FBI.7Welle um.
»FBI.-Headquarters New York«, kam es durch den Hörer. Ich sagte mein Sprüchlein auf: »Dringende Meldung, direkt an FBI.-Chef New York, vom Special Agent Jerry Cotton…«
***
Längst war es Nacht geworden, längst tauchten die starken Scheinwerfer unserer Spurenabteilung den Tatort in gleißend helles Licht. Mr. High war persönlich mitgekommen, und auch meinen Freund und Kameraden Phil Decker hatte er aus dem Bett holen lassen. Phil hätte es ihm auch kaum verziehen, wenn unser Zweigespann hier nicht vollzählig gewesen wäre!
Vielleicht zum drittenmal hatte ich erzählt, was ich wußte, und das war nicht viel. Leider. Dann traten unsere Spezialisten in Aktion.
»Wie vermutet, drei Kugeln Nullacht, davon zwei Durchschüsse aus nächster Nähe, der dritte Schuß wahrscheinlich aus derselben Entfernung, aber durch die Schädelknochen aufgehalten. Sofortiger Tod natürlich. Keine weiteren Verletzungen feststellbar«, sagte’ der Arzt dienstlich knapp. »Ich möchte den Toten aber später nochmals untersuchen. Da sind ein paar Hautabschürfungen, vielleicht aus dem Gedränge, vielleicht aber auch anderswoher.«
Mr. High nickte.
Jacke Halley, der die Leute in den umliegenden Häusern befragt hatte, kam heran und schüttelte mißmutig den Kopf.
»Kein Mensch hat etwas gesehen, angeblich. Sie hätten alle die Fenster zugemacht, als der Lärm anfing, sagen sie. Beweis ihnen mal das Gegenteil!« schimpfte er.
Mr. High lächelte dünn. »Wieso? Sind Sie anderer Meinung, Halley?«
Unser Kollege stimmte zu.
»Ja. Nach dem, was ich selbst gesehen habe, sind da ein paar dabei, die etwas wissen müßten. Aber wir können nichts machen.«
»Das habe ich mir gedacht«, sagte Mr. High ruhig. »Und das Haus des Juweliers selbst?«
»Alles still. Die Hintertür des Ladens ist abgeschlossen, und wir bekommen keine Antwort. Einen anderen Eingang zur Wohnung gibt es nicht.«
Mr. High dachte nach.
»Sind Sie sicher, Halley?«
»Absolut.«
»Und die Hintertür?«
»Zwei Mann sind dort, um das zu untersuchen. Da kommen sie!«
Zwei junge G.-men traten heran und berichteten, daß sie von der anderen Straße aus versucht hatten, über den Hof und durch die Hintertür zu gelangen, aber auch da war alles abgeschlossen und verriegelt.
»Merkwürdig«, mischte sich Phil ein. »Ein Juwelier in dieser Gegend, der nicht einmal die Läden vor das Schaufenster macht, wenn er weggeht!« Mr. High nickte wieder.
»Richtig. Wir können es verantworten, wenn wir die Tür aufbrechen. Ein zerbrochenes Schaufenster, eine ausgeraubte Auslage und ein toter Polizeibeamter davor rechtfertigen es.«
Phil und ich begleiteten unseren Chef durch die offenstehende Ladentür. Glassplitter lagen überall auf dem Boden, fast meterlange, scharfe Trümmer der Scheibe. Dazwischen glänzte
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